Musik_Kinobe - Wide Open

Easy Cheesy

Mit klangtechnisch perfekt ausgeklügelter Chillout-Musik wird der Hörer an einen Ort gezogen, der überall auf dieser Welt sein kann. Nur nicht daheim.    28.04.2004

Ähnlich wie die Dandy Warhols fielen Kinobe der breiten Öffentlichkeit erstmals durch einen Werbespot auf: Der französische Bierfabrikant Kronenbourg verwendete für sein Jingle Elemente aus dem Song "Slip Into Something More Comfortable". Nun ja, so breit ist die Öffentlichkeit dann doch wieder nicht, und das hilft den Protagonisten von Kinobe, Julius Waters und Mark Blackburn, dem (noch) geringen Bekanntenkreis gerecht zu werden und mit ihrer Musik authentisch zu bleiben. Der Mix aus TripHop-Elementen, Computersamples, hypnotischen Beats, Arrangements aus verschiedenen Instrumenten und fetzigen Grooves verleiht der dritten CD nach ihrem Erstlingswerk "Soundphiles" und dem Nachfolger "Versebridgechorus" wieder enorme Eigenständigkeit.

Der Sound-Teppich wird gleich zu Beginn mit dem Opener "Luciole" mit überschwenglichen Naturgefühlen ausgelegt, Wasserplätschern und ein Geräuschewall schlagen Falten, ehe treibende Beats wieder Ordnung ins Gefüge bringen. Mit sanften Geigenklängen und beruhigenden, unverfälschten Beats, die der Coolness des Songs "Tired Heart" folgen, wird die Spannung in dieser mit sanften Weisen so verwobenen CD verstärkt. Ständig wiederkehrende, sich angenehm wiederholende Soundparts verleihen der Anfangsphase im Gegensatz zu den eher groovigeren Rhythmen der zweiten Albumhälfte eine sehr melancholische Grundstimmung. In dieser zweiten Hälfte wird auch die Intensität der Beats verstärkt: Härtere Breaks und ein höheres Soundtempo heben das Sound-Gefüge auf ein stilistisch sehr hohes Niveau.

Gastsänger wie die Reggae-Legende Shinehead, Terry Callier und Isobel Campbell verleihen den durchgehend verspielten Klangstrukturen Würze: Die einst bei Belle & Sebastian tätige Isobel Campbell veredelt mit ihrer ausdrucksstarken und doch gefühlsbetonten Stimme den auf harmonischen Gitarrenklängen aufbauenden Song "I Am One" und läßt wunderbare, sich vor dem geistigen Auge aufbauenden Visuals - die zumeist mit dem Sommer zu tun haben - entstehen. Der stimmungsbetonte Track "Moonlight and Mescaline" weckt wiederum fast seichtes Bar-Feeling, und zwar das einer Bar, wo man für ein Glas Taittinger-Champagner zumindest 50 Euro hinlegen muß. Hier bekommt man diese Stimmung fast gratis dazu.

David Krutzler

Kinobe - Wide Open

ØØØØ 1/2


BMG (GB 2004)

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