Kings Of Leon – A-Ha Shake Heartbreak
ØØØ 1/2
BMG (USA 2004)
Was macht Menschen wie dich und mich zu Rockstars? Bei dieser Band wird ersichtlich, daß Gottes Wege wirklich unergründlich sind ... 16.11.2004
Die Tatsache, daß die Kings Of Leon so oft mit Oasis in Verbindung gebracht werden, ist genauso verrückt wie die Lebensgeschichte der Jungs. Die drei Brüder - hier tut sich erstmals eine kleine Parallele zu den Gallaghers auf - verbrachten ihre Kindheit damit, Meßwein zu trinken, sich Led Zeppelin und Neil Young in die Gehörgänge reinzuschleudern, als Ausgleich Kirchenlieder zu singen, sich die Haare wachsen zu lassen und unglaublich viele Meilen pro Jahr zwischen Memphis und Oklahoma herumzukurven.
Wahrscheinlich wünschte sich Noel Gallagher bei der Verleihung der britischen "NME Awards" vor zwei Jahren nichts sehnlicher, als auch einen Wanderprediger und Alt-Hippie als Vater gehabt zu haben. Denn bevor die drei Brüder Followill (plus Cousin Followill) eine Note ihres musikalischen Schaffens veröffentlicht hatten, kamen dem normalerweise sehr großkotzigen Oasis-Bad-Boy sanfte - und richtungsweisende - Töne von den Lippen: "The Kings Of Leon are my new fucking favourite band."
Das rocknrollende Debüt "Youth and Young Manhood" schlug dank seines Sound-Spektrums zwischen den Strokes und Südstaaten-Musik-Flair inklusive staubig trocken heruntergefiedelten Songs wie "Red Morning Light" ein. Der Verehrung durch das Hype-Magazin "NME" durfte man sich daher gewiß sein - der dritte Platz in den UK-Charts wurde von einem ehrenwerten Mitglied der Schreiberzunft ausgiebigst gefeiert: "Their album was the most culturally significant secord since Oasis’ 'Definitely Maybe'."
Mit ihrem zweiten Streich "A-Ha Shake Heartbreak" bleiben die Jungs musikmäßig ihren bereits eingetretenen Wanderschlapfen treu, wenn auch der Sound nicht mehr so erfrischend neu und unbenützt klingt wie beim Vorgänger. Der Baß des Openers "Slow Night, So Long" trägt das Stück zu dominierend, macht es langatmig, bis das im Mittelpunkt ausufernde chaotische Gitarrenspiel den Song doch noch rettet. "Taper Jean Girl" mutet sehr Strokes-lastig an. Doch die Brüche zwischen schnellem, intelligentem Gitarrengewerkel und langsamen Momenten lassen den Song eher verebben als Spannung entstehen.
Die "Rapid-Viertelstunde" (die Hütteldorfer Kicker werden samt Fans im sechsten Sechstel der Spielzeit immer besonders motiviert und erfolgreich) wird zum Glück bereits nach dem ersten Viertel des Albums eingeklatscht. Der feine Südstaaten-Rock in "Pistol of Fire" hätte es wahrlich verdient gehabt, von Jack Black im Film "School of Rock" gelehrt zu werden. Der fröhliche Beginn von "The Bucket" bereitet auf einen Sing-along-Song vor, rockt den Arsch und bringt selbst die kleine Zehe in Bewegung. Die den Refrain bis in alle Einzelteile zerlegende, krächzend-heisere Stimme von Sänger Caleb gibt den Konterpart zu den flotten Strophen. Und mit Textzeilen wie "Everyone´s gathered to idolize me, I hate the way you talk your Japanese scream" kann man nur gewinnen.
Während "Razz" mit Ska-Gitarren glänzt, steigern sich die Kings Of Leon mit Calebs verlorener Stimme - sehr sympathisch! - in "Velvet Snow" in einen wahren Spielrausch, und den würdigen Schlußpunkt setzt "Rememo" mit folkigen Blues-Ansätzen.
Die nächsten Oasis-Vergleiche müssen sich die Kings Of Leon erst wieder bei ihren legendären Parties nach Konzerten gefallen lassen: Denn dort soll die Kuh mindestens so hoch fliegen wie der Schneidezahn von Liam Gallagher, der einst nach einer Party in einem Münchner Nachtklub ein wenig aufmuckte.
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