Musik_Jane´s Addiction - Strays

Zurück in die Zukunft

Erst "Lollapalooza" erfinden und dann verschwinden ... Doch jetzt ist Perry Farrel wieder da, mitsamt Band und bewährtem Alternative Rock.    28.07.2003

Problematisch wird es, wenn die alten Helden aus der Jugend aus der Versenkung auftauchen und - aus welchen Gründen auch immer - ein weiteres Album einspielen.

Umso erstaunlicher, was die nach knapp 13 Jahren wieder zueinander gefundenen Jane's Addiction auf ihrem neuen Album "Strays" bieten: Spannenden Alternative-Rock vom Feinsten, einen Perry Farell, der seine hohe und nasale Stimme wie eh und je auf schwindelerregende Achterbahnfahrten schickt und damit dem Hörer das Gefühl vermittelt, daß hier an Spielfreude kaum mehr möglich wäre. Dazu gesellt sich die tolle Gitarrenarbeit von Dave Navarro, die nie ausufert, sondern sich stets dem Lied unterordnet, herausfordernde Songstrukturen wie man sie von Jane's Addiction liebt und kennt.

Bereits die Single "Just Because" könnte archetypisch für dieses Album stehen. Außergewöhnliche und trotzdem zweckdienliche Riffs bilden zusammen mit der tadellos arbeitenden Rhythmussektion und dem typischen Refrain einen Song, der sich erst nach einiger Einarbeitungszeit in das musikalische Hirn frißt, um sich dort festzusaugen und nicht mehr wegzugehen.

Die restlichen zehn Tracks funktionieren im Ansatz genauso, und eröffnen dem geduldigen Mehrfachzuhörer eine spannende und vielfältige musikalische Landschaft: Skelletierte Akustik-Balladen ("Everybody's Friend") stehen neben Bombast-Rock-Tracks ("Strays"), zerfahrenen Psychedelic-Rhythmus-Monstren ("Hypersonic") oder auch atmosphärisch breit angelegten Hymnen für die Ewigkeit ("To Match the Sun").

Auch wenn die Platte im zweiten Teil etwas langatmiger und schwieriger wird, so muß man den Jungs doch attestieren, daß sie mit "Strays" vieles richtig gemacht haben und es immer noch verstehen, tolle Songs zu schreiben - ein solides Comeback mit kleineren Schönheitsfehlern.

Sebastian Baumer

Jane´s Addiction - Strays

ØØØØ


Capitol/EMI (USA 2003)

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Kommentare_

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