Joseph Haydn - Die Jahreszeiten
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Sony BMG (D 2009)
Genia Kühmeier, Werner Güra, Christian Gerhaher
Arnold Schoenberg Chor
Concentus Musicus Wien/Nikolaus Harnoncourt
Natürlich gibt es jedes Jahr irgendwelche Jubiläen, die man kommerzfreundlich feiern muß. 2009 ist mit Joseph Haydns 200. Todestag ein ganz besonderes dabei. Sony BMG feiert mit einer denkwürdigen Neuaufnahme des Oratoriums "Die Jahreszeiten", dirigiert von Nikolaus Harnoncourt. Aber auch André Previn und Bernard Haitink begehen runde Geburtstage. 06.03.2009
Joseph Haydn wurde 1732 in Rohrau (bei Bruck a.d. Leitha) geboren und schuf in seinen 37 Lebensjahren unzählige Meisterwerke. Neben seinen 104 Symphonien komponierte er die Oratorien "Die Schöpfung" und "Die Jahreszeiten", aber auch grandiose Messen, Kammermusikwerke und noch vieles mehr.
Der österreichische Star-Dirigent Nikolaus Harnoncourt nahm vergangenes Jahr im Grazer Stefaniensaal anläßlich der Styriarte das einzigartige Oratorium "Die Jahreszeiten" auf. Und Rechtzeitig zum Frühlingsbeginn bekommt der Hörer in einer wunderschönen Box mit einem Cover-Bild von Arcimboldo und vier netten Postkarten eine der besten Aufnahmen der vergangenen Jahre in die Hand.
Harnoncourts Ansatz ist nicht mehr so der strikt "gegen den Strich gebürstete" als vielmehr ein luftiger und mit vernünftigen Akzenten gewürzter. Im Gegensatz zu früher verliert der Grazer Maestro niemals den großen Bogen aus den Augen und spornt seinen Concentus Musicus, den Schoenberg-Chor und die drei großartigen Solisten zu Höchstleistungen an.
Haydns Oratorium ist für die Ausführenden sehr tückisch. Einerseits basiert es auf dem Libretto von Gottfried van Swieten, das leider nicht ganz "kitschfrei" ist; andererseits hat Haydn, der van Swietens Libretto anfangs als untauglich empfand, das Stück extrem diffizil und kompliziert gesetzt. Der Komponist zitierte sich dabei mehrmals selbst - öfters ist die "Schöpfung" herauszuhören, und vor allem in der Arie Nr. 4, "Schon eilet froh der Ackersmann," vernimmt man das Hauptthema aus dem berühmten Andante der "Symphonie mit dem Paukenschlag". Das Oratorium hat als einziges großes Werk Haydns eine klassische, (fast) romantische Orchesterbesetzung mit Kontrafagott, Piccoloflöte usw., die gekonnt und gezielt eingesetzt werden. Die Streicherfiguren antizipieren Schubert und sogar Romantiker wie Robert Schumann; sie sind oft nicht nur von der Hauptmelodie abhängige Anhängsel, sondern haben vielmehr ein kunstvolles Eigenleben.
Harnoncourt übertrifft bei dieser Neuaufnahme alle Erwartungen. Noch niemand hat in diesem Oratorium alle Facetten derart ausgekostet. Einerseits klingt es faszinierend lautmalerisch, andererseits romantisch erzählend. Hervorragend sind die drei Solisten, unter denen vor allem der glockenhelle, strahlende Sopran von Genia Kühmeier und der sonore Bariton von Christian Gerhaher zu überzeugen wissen - ebenso wie der Arnold Schoenberg Chor, der vor allem im Teil "Der Herbst" mit den Jagd- und Weinchören mitreißt.
Neben dem komponierenden Jubilar Joseph Haydn soll auch nicht auf die "wilden Achtziger" André Previn und Bernard Haitink vergessen werden. In zwei umfassenden Boxen werden die Highlights von Haitinks Karriere mit seinen Lieblingsorchestern auf sieben CDs gebracht, die jeder Musikfreund gehört haben sollte. Sir Previns "A Celebration" wiederum stellt auf sechs Scheiben ebenfalls seine Lieblingsorchester und -werke vor; darunter begeistert besonders eine CD mit eigenen Werken, auf der seine junge Exfrau Anne-Sophie Mutter ihre Geigenkünste hören läßt.
Joseph Haydn - Die Jahreszeiten
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Sony BMG (D 2009)
Genia Kühmeier, Werner Güra, Christian Gerhaher
Arnold Schoenberg Chor
Concentus Musicus Wien/Nikolaus Harnoncourt
The Art of Bernard Haitink
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Decca/Universal (D 2009)
Werke von Dvorak, Mahler, Strauss, Liszt, Bruckner etc.
div. Orchester/Bernard Haitink
André Previn - A Celebration
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DG/Universal (D 2009)
Werke von Ravel, Previn, Prokofjew, Schostakowitsch, Strauss, Korngold
div. Orchester und Solisten/André Previn
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
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Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
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