Gorillaz - Demon Days
ØØØ 1/2
EMI (GB 2005)
Space is the place, oder was? Damon Albarns Cartoon-Truppe zerlegt erneut den Planeten HipHop - und findet den eklektischen Wahnwitz im Detail. Das ist diesmal etwas spröde. 27.05.2005
Clint Eastwood ist wieder dabei und zieht diesmal als "Dirty Harry" vom Leder. Ansonsten hat sich bei den Gorillaz, deren Debüt 2001 einschlug wie die sprichwörtliche Bombe, einiges geändert. Die Teenie-Hit-Kompatibilitäten wurden deutlich runtergefahren; wohl aus Angst, als millionenschwere Cartoon-Spaßtruppe zu enden, bewegt sich der musikalisch weniger eingängige Nachfolger "Demon Days" konzentriert auf mehr Ernsthaftigkeit hin. Im Marschgepäck nicht mehr jugendlicher, etwas fadisierter Leichtsinn, sondern Weltuntergangsstimmung steuert das erfolgreiche Pop-HipHop-Comics-Hybrid nun inhaltlich Richtung Prä-Apokalypse. Und auch die Besatzung hat gewechselt: Dan "The Automator" Nakamura (Deltron 3030, Handsome Boy Modelling School) wurde von Danger Mouse ersetzt. Der hat mit seinem "illegalen", nur im Internet downloadbaren "Grey Album", das das legendäre "White Album" der Beatles mit Jay-Zs "Black Album" kongenial miteinander vereint und daraufhin mit Rechtsklagen en masse eingedeckt wurde, dem globalisierten Majorlabel-Kapitalismus so was wie einen anarchistischen Gegenschlag versetzt und genießt seither in vielen Lagern Kultstatus. Die hippe Anti-System-Verstärkung kommt der Stammcrew gerade recht: Britpop-Idol Damon Albarn, nach ambitionierten und obskuren Soundexkursionen und -kollaborationen nun endlich auch mit den höheren Weihen der fachkundigen Indie-Presse gesegnet, lebt hier nach der Blurschen Menopause weiter seinen großartigen Hang zum Experimentieren und adoleszenter Melancholie aus und "Tank Girl"-Erfinder und Underground-Artist Jamie Hewlitt beschickt das Gorillaz-Universum zeichnerisch mit immer giftgrüneren Monsterfiguren. Producer-Urgestein Howie Weinberg (Nirvana, Björk) besorgte den Feinschliff. Zwar gibt es noch immer die gut geölten Melodien, die abgehangenen HipHop-Beats, die knackfrischen Dance-Disco-Dosen der letzten Woche – sogar den gut funktionierenden Hit ("Feel Good Inc.") gibt es. Doch die Corporate Identity ist düsterer, das Songmaterial spröder. Netterweise finden sich bei der Endzeit-Crusade durch Müllhalden, Mißstände, bewaffnete Kids und ausgebrannte Planeten auch einige ausgewiesene Pop-Misanthropen ein, die ihrerseits freudig vokal und instrumental ein wenig Altherrenwahnsinn und 40 Jahre Musikgeschichte einstreuen. Ausgenommen der blumenliebenden De La Soul, Neneh Cherry und des gefeierten Roots Manuva verkörpern Ike Turner, Dennis Hopper, Rave-Zombie Shaun Ryder und MF Doom weidlich geliebt-gehaßte Psychopathen der Populärkultur. Eine illustre Gästeschar also, die das Werk unter MTV-tauglichen Oberflächen mit vielen interessanten Soundzitaten speist, was mal besser, mal schlechter ist, aber studierte Musikkritiker schon zur Ekstase treiben kann. Daß dies für (Kids-) Ohren trotzdem locker-flockig konsumierbar bleibt, ist ein fetter Bonuspunkt für die Affen, ebenso, daß sie mit bunten, gut gemachten Bildchen, Liedchen und Videoclips Inhalte und Tiefgang in die Jugendzimmer dieser Welt schleusen wollen. Der Haken diesmal: die versammelten Referenzsysteme grooven nicht recht. So sind die Gorillaz in ihrer Liebe zum Detail auf halbem Wege zwischen Suburbia und Andromeda leider ein wenig im Nebel gestrandet, "Demon Days" ist nett, interessant und auch tanzbar, aber streckenweise nicht ganz so zündend.
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