Goldfrapp - Supernature
ØØØ
Mute/EMI (GB 2005)
Ooh la la ... lasziv! Alison Goldfrapp duscht ausgiebig in Glam- und Synthie-Pop. Leider ging beim Trockenfönen des sinnlichen Songmaterials ein wenig die Luft aus. 28.09.2005
Diesmal öffnet Madame Goldfrapp persönlich halbnackt die Tür. Wehende Locken, tiefer Blick und lange blutrote Fingernägel lassen einiges befürchten: streng jugendfreien Pop, explizite Lyrics, unterkühlte Erotik on the rocks und daß Alisons Anhängerschaft wahrscheinlich zu 99 Prozent männlich ist. Zumindest der Opener – und zugleich die Single-Auskoppelung – "Ooh la la" versucht ein wenig das Versprechen des Covers einzulösen, geht es doch darin irgendwie um Sex, wozu man heftigst Goldlamé-verpackte Anleihen bei den Glamrock-Ikonen Marc Bolan und T. Rex nimmt. Doch spätestens ab Track drei befindet man sich gut gelaunt in der Disco, um dann wieder eine Runde später endgültig im angejahrten Designerloft zu landen. Dort gurgelt der Schampus dann nur noch lauwarm im Glas, dazu sind die verbotenen Substanzen klischeehaft weiß, die Bettwäschen aus Satin und die High-Heel-Stiefel reichen bis zum Minirock. Musikalisch und stilistisch bedient sich das Duo Alison Goldfrapp und Will Gregory, auch privat ein Paar mit Wohnsitz in Großbritannien, neben den erwähnten Glamrockern an allen möglichen Synthie-Pop-Idolen der 70er- und 80er-Jahre. Gary Numan, Kate Bush, Klaus Nomi, sogar ab und an ein winziges Prislein Kylie Minogue tummeln sich in verspielten Songs, die zu Beginn durchaus ihre Momente und mitreißendes Potential für die Charts, den Dancefloor und die Klassenfete bergen.
Dazwischen säuselt, kickst, hechelt und haucht die blonde Alison, schön und trotzdem Kritikerdarling, vorgeblich metaphernreich ins Mikrophon, denn "Supernature" ist nicht einfach nur-so-Pop; er ist aufge- und überladen mit Symbolen und Zeichen aus der Populär-Kultur, Werbeästhetik und Natur, weil man als europäischer Artist auch mit einem intellektuellen Background punkten muß. Daher reicht dann auch das Referenzsystem von Adam & Eva und der (griechischen) Mythologie bis zu Marlene Dietrich. Oder wie es im Beipacktext heißt: "Zwischen all den Synthesizern findet man vermutlich auch noch ein paar Rasenmäher, und dazu zwitschern die Vögel. Wir haben also eine Art elektronischer Glam-Verbindung zwischen Berlin, New York und dem nordöstlichen Sommerset geschaffen."
Das bedeutet, daß nach dem fulminanten Start mit gut funktionierenden Pop-Disco-Nummern das Sündige ad acta gelegt wird, und Ruhe einkehrt. Mit fortschreitender Dauer wirken aber "Time Out From The World" und "Number 1" eher farb- und belanglos als romantisch und feinfühlig. Vielleicht auch nur, weil sich Fönwellen und Glamour-Make-up nicht so recht mit Naturidyllen und -bildern vertragen, oder eben nur diesmal weniger. Denn so Alison, die einen Hang zu Pferden pflegt: "Wir haben immer mit Bildern aus der Tierwelt gearbeitet. Tiere sind großartige Metaphern für menschliche Ideen und Emotionen, sie strahlen eine unerklärliche Sinnlichkeit aus, die sowohl anziehend als auch geheimnisvoll wirkt." Diesmal sitzt bei Goldfrapp zwar die Frisur, das Werk aber nur halb.
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