Giuseppe Verdi - La Traviata
ØØØØØ
Deutsche Grammophon/Universal (D 2005)
Anna Netrebko, Rolando Villazón, Thomas Hampson
Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
Wiener Philharmoniker/Carlo Rizzi
Bilder © Klaus Lefebvre
Die diesjährige Festspielaufführung der Verdi-Oper wurde dank einzigartiger Medienhysterie zu einem Großereignis hochgepusht - und naturgemäß auch auf CD festgehalten. 07.11.2005
Es war am gleichen Ort, genau drei Jahre vorher. Nikolaus Harnoncourt dirigierte bei den Salzburger Festspielen Mozarts "Don Giovanni", und Anna Netrebko sang die Donna Anna. Das Ergebnis war ein fast absurder Medienrummel, der der armen Frau Netrebko zwar zu einer Weltkarriere verhalf, sie aber andererseits auch gehörig unter (vor allem seelischen) Druck setzte - wenn man den zahlreichen Berichten glauben darf.
Der erste Schub der "Verwertung" gipfelte in einer sehr mittelmäßigen und später in einer hervorragenden Arien-Scheibe. Dann kam der Sommer 2005 und damit ein beispielloser und richtig ekelhafter Medien-Hype. Von Ende Juni an bis Anfang August wurden Leser diverser Zeitungen und Illustrierten mit inferioren bis grenzdebilen Kommentaren und Berichten über Frau Netrebko, ihre momentane Befindlichkeit und ihre Rolleninterpretation der "Traviata" belästigt. Den Gipfel bildete dabei Heinz Sichrovsky, seines Wissens nach Kulturjournalist von "News" , unseres Wissens nach ein Dauerrepetent weniger und uninteressanter Themen (Holender, Jelinek, Roth ...), der sich sich diesen Sommer geradezu manisch in eine Netrebko-Obsession hineinsteigerte. Nichts war für ihn uninteressant genug, um nicht wöchentlich vierfarbig breitgetreten zu werden.
Zurück von den medialen Auswüchsen zur grandiosen Salzburger "La Traviata": Wie bei "Don Giovanni" unter Harnoncourt standen in der heurigen Verdi-Premiere wieder Anna Netrebko und Thomas Hampson auf der Bühne. Den Alfredo Germont sang der junge, hochtalentierte und ausbaufähige Mexikaner Rolando Villazón. Netrebko und Villazón wurden zum "Traumpaar der Oper" ernannt; sie waren schon im Frühjahr als junges Liebespaar in Gaetano Donizettis "Liebestrank" in der Wiener Staatsoper zu bewundern. Bei der Salzburger "Traviata" stellten sie in Willy Deckers hochinteressanter Regie ein von Anfang an zum Scheitern verurteiltes Liebespaar dar.
Hampson spielte einen intriganten und machtgeilen Vater Germont. Alle drei trieben ihre Rollen zum Höhepunkt und bewiesen ihre stimmliche Meisterschaft, wobei Villazóns Tenor noch etwas Feinschliff vertragen hätte können. Carlo Rizzi dirigierte erstmals in Salzburg die Wiener Philharmoniker, da er den viel zu früh verstorbenen Dirigenten Marcello Viotti ersetzen mußte. Ihm gelang mehr als ein Achtungserfolg. Die musikalische Ausdeutung ist - auch auf der nun vorliegenden CD - intensiv und spannend, auch wenn man sich manchmal einen Musiker vom Kaliber eines Carlos Kleiber herbeiwünscht, der vor fast 30 Jahren DIE "Traviata" dirigiert hatte.
Ein großes Kompliment verdient dieses Mal die Plattenfirma Universal, die mit dieser Aufnahme den Spagat zwischen Live- und Studioproduktion schaffte. Der Hörer hat immer den Eindruck einer Live-Session, ohne aber von störenden Publikumsgeräuschen belästigt zu werden. Optisch eindrucksvoll ist die CD-Box geworden, die in der Aufmachung viel mehr an hochwertige Pop-Veröffentlichungen als an konventionelle Klassikschachteln erinnert. Das einzige Minus bei der Releasestrategie der "Traviata" ist das Nichterscheinen der DVD. Hier trifft die Universal kein Verschulden; durch das langwierige Abklären von Rechtsfragen wird sich der Termin auf Anfang 2006 verzögern. Wer aber ohne gröbere Schmerzen das Fehlen der DVD aushält, ist mit der CD bestens bedient.
Giuseppe Verdi - La Traviata
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Deutsche Grammophon/Universal (D 2005)
Anna Netrebko, Rolando Villazón, Thomas Hampson
Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
Wiener Philharmoniker/Carlo Rizzi
Bilder © Klaus Lefebvre
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
Nicht nur Thomas Angyan, der zukünftige Ex-Chef des Wiener Musikvereins, hätte sich den Abschluß seiner Karriere - ebenso wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer - anders vorgestellt. Wie so viele Kulturschaffende gingen beide der angeblichen Pandemie in die Falle.
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Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
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