Musik_Giuseppe Verdi - Il Trovatore
Andreas Überraschung
Bocelli-Kenner wissen, daß der Tenor zwar in Höhen brilliert, sonst aber oft mäßige Leistungen bringt. Umso größer ist die Freude darüber, daß ihm hier alles gelingt.
29.06.2004
Verdis "Il Trovatore" ("Der Troubador") ist ein hochkomplexes Werk - einerseits von der Handlung her, andererseits aber noch viel mehr wegen der überaus anspruchsvollen Gesangspartien. Unter Klassikfreunden ist allseits bekannt, daß diese Oper mit schlechten Sängern und einem ungeeigneten Dirigenten mit ziemlicher Sicherheit in die Hose geht; genau das passierte in den letzten Jahren auch häufig ... Wiener und Salzburger Opernbesucher, die schon in die Jahre gekommen sind, haben wahrscheinlich noch die grandiosen Aufführungen unter Karajan (z. B. mit der unvergeßlichen Leontyne Price und Pavarotti bzw. Domingo) im Ohr.
Aus diesem Grund ist es besonders erfreulich, daß die vorliegende Neueinspielung überaus gut gelungen ist; das Decca-Technik-Team erzielte bei der Aufnahme ein wirklich exzellentes Resultat.
Neben Bocelli als Manrico sind Elena Zaremba (Azucena) und Carlo Guelfi als Luna die Highlights der Produktion. Auch Verónica Villaroel ist als Leonora sehr gut; leider klingt ihr Timbre bei genauerem Hinhören allerdings doch etwas angestrengt und manchmal scharf. Trotzdem tut das dem Gesamteindruck keinen Abbruch.
Interessant sind Chor, Orchester und Dirigent. Aufgeführt wurde die Oper im Teatro Massimo Bellini di Catania, und Maestro Steven Mercurio ist ja von den "Christmas in Vienna"-Konzerten bekannt. Es mutet überraschend an, wie profund Mercurio die Sizilianer in der Hand hat. Er neigt zwar manchmal zu überpointierten Akzenten und gedehnten Tempi, doch auch das trägt - ingesamt gesehen - seinen Reiz zu dieser hörenswerten Veröffentlichung bei.
Herbert Hiess
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