Musik_Gentleman - Confidence

"Intoxication of a Certain Kind"

Wer Eminem für den wichtigsten HipHopper der Geschichte hält, braucht auch diese CD. Alle anderen erfahren hier, wie sich ein Mann langsam überflüssig macht.    20.10.2004

Wer kennt das nicht? Man ist auf eine Party eingeladen, in Feierlaune, richtig ausgeschlafen, und trifft am Ort des Geschehens unter anderem auf eine Fraktion von Leuten, die mit roten Augen und breitem Grinsen den ganzen Abend nur auf der Couch sitzen und Chips in sich reinschaufeln. Wenn man dann zufällig das neue Album von Gentleman dabeihaben sollte, kann man sich einiger neuer Kumpels sicher sein - wegen seines extrem chilligen Musikgeschmacks. Aber Achtung: Das Alternativwort zu "chillig" lautet "langweilig".

Gentleman versucht es erneut - und wird immer belangloser. Wo auf der letzten Platte wenigstens noch ein paar griffige Hymnen den ansonsten harmlosen und handwerklich gut gemachten Reggae made in Germany dominieren kannten, finden sich auf "Confidence" nur noch Songs, die von Großmutter bis Straßenpunk jeder als "ganz OK" bezeichnen würde. Die Single "Superior" groovt ganz ordentlich, der Rest des Materials ist leider komplett austauschbar. Man reime etwa 30 mal "Babylon", "Love" und "Sunshine" mit allen möglichen Begriffen, addiere ein paar Percussion-Elemente und einen Mitnicker-Refrain hinzu, und fertig ist der Song. Das funktioniert natürlich trotzdem, weil hierzulande kaum jemand fünf aktuelle Reggae-Acts aus dem Land aufzählen kann, wo diese Musik wirklich herkommt. Oder überhaupt fünf, egal von wann.

Gentleman verwechselt 20 Songs lang Reggae mit Pop, glaubt, verstanden zu haben, worum es hier geht, und hat locker zwölf neue Singles im Gepäck. So richtig schlimm wird´s trotzdem nirgendwo auf dem Album. Eher chillig.

Sebastian Baumer

Gentleman - Confidence

ØØ 1/2


Sony (D 2004)

 

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