Musik_Feist - Metals

Göttlicher Hauch

Aphrodite selbst hat am Olymp in die Saiten gegriffen, und auf jene Sterbliche, die es jetzt schon hören durften, warten Wochen, ja Monate der blanken Wonne: Feist ist zurück - und das Universum wieder im Lot.    22.09.2011

E-Mails können einen ganz schön mitnehmen. Unlängt schrieb z. B. Polydor, daß am 30. September Leslie Feists drittes Langspiel-Album "Metals" veröffentlicht wird. Der Link zur Seite, wo die zwölf Tracks als Stream bereitstehen, wurde auch mitgeliefert. Einfach so, aus heiterem Himmel, ohne Vorwarnung.

Alarm an allen Nervenenden! Gehirnsekretiver Kontrollverlust! Plötzlich ein Kind zu Weihnachten! Ein Klick, noch einer, noch einer, da sind sie, die Tracks ... ein letzter Klick ... mein Gott, es geht los ... Nach fünf Takten von "The Bad In Each Other" wird die Umgebung unscharf, nach zehn ist die Realität in etwas Unbeschreibbares aufgelöst. Man muß sich hinlegen, um besser trippen zu können. Die Haare richten sich krampfartig auf. Zeit und Raum werden bedeutungslos. Schmerzen vergehen. Sorgen verblassen. Abreise zum Planeten Feist.

Die Rückkehr wird gerade lang genug dauern, um die Play-Taste erneut zu drücken. Das geht seither den ganzen Tag so. Auf der Straße werden die halb verstandenen Textpassagen nachgesummt, die Leute schauen schon. Das Hirn ist überschwemmt, der ganze Mensch high auf Feist, verwandelt in einen Feist-Totalfreak, ihr mit Haut und Haaren verfallen. Das muß die schönste Musik der Welt sein, sie wirkt wie die Sonne. Bestimmt gibt es Leute, die das nicht verstehen, für übertrieben halten, peinlich finden. Ihnen sei gesagt: Ihr könnt einem leid tun.

Die Produktion, damit auch etwas Vernünftiges erwähnt ist, zieht einem mit ihrer untertriebenen Raffinesse die Schuhe aus. Chilly Gonzales und Mocky sind involviert, nebst Valegir Sigurdsson. Die haben das Album mit einer Nichts-zu-beweisen-Attitüde zurechtgeschliffen, daß man weinen möchte. Das ist purste Kopfhörer-Ware. Auf Feists Homepage gibt’s Ausschnitte einiger Tracks zu hören.

Klaus Hübner

Feist: Metals

ØØØØØ

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Polydor (2011)

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