Love Duets
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Duette von Donizetti, Verdi, Bellini, Mascagni, Giordano und Cilea
Philips/Universal Classics (D 2006)
Daniela Dessì, Sopran
Fabio Armiliato, Tenor
Württembergische Philharmonie
Marco Boemi
Wer all die "Mega-Events" auf Opern- und Festspielbühnen mit den sogenannten Superstars und "Traumpaaren der Oper" satt hat, sollte sich dieses Duo einmal anhören. 30.03.2006
Die Tonträgerindustrie und die Event-Veranstalter schütten das Publikum mit ihren hochgepushten Gesangs-Traumpaaren förmlich zu. Ob Anna Netrebko und Rolando Villazon oder Angela Gheorghiu und Roberto Alagna - sie alle liegen zwar im Spitzenfeld, aber es fehlt ihnen trotzdem an echter Weltklasse. Daniela Dessì und Fabio Armiliato jedoch haben alles, was notwendig ist: nämlich echte künstlerische Qualität und Musikalität.
Das italienische Duo, das - so wie Gheorghiu/Alagna - nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Leben ein Paar ist, befindet sich auf dem besten Weg dazu, den anderen "Traumpaaren" ihren Rang streitig zu machen. Sowohl der 51jährige Tenor, der um einiges jünger aussieht, als auch die Sopranistin kommen aus Italien, wobei jeder im Alleingang eine Weltkarriere aufgebaut hat. Lustigerweise sprang für die beiden der berühmte Funke ausgerechnet beim Schlußduett von "Andrea Chenier" (von Umberto Giordano) über, womit ihre private Liaison begann. Wer den Schluß der Oper kennt, hofft natürlich nicht, daß die Liebenden bald kopflos werden.
Synergieeffekte finden sich nicht nur in der Wirtschaft, sondern offenbar auch in der holden Kunst. Bei der großartigen CD-Präsentation im Musikvereinsgebäude präsentierten sich die äußerst sympathischen Künstler als sehr bescheidene und zueinander liebevolle Menschen. Das live vorgetragene "Non ti scordar ..." von Ernesto de Curtis überzeugte die Zuhörer und -seher davon, wie sehr die beiden einander verehren. Ein ausgeglichenes privates Umfeld dürfte wohl tatsächlich der beste Förderer einer gelungenen künstlerischen Zusammenarbeit sein. Obschon jeder der beiden für sich spitze ist - gemeinsam sind sie unschlagbar.
Beim Hören ihrer CD mit dem symptomatischen Namen "Love Duets" fühlt man die unbändige Leidenschaft der beiden in jedem Takt. Armiliato hat schlichtweg einen perfekten Tenor, und Daniela Dessì eine strahlende Sopranstimme, die manchmal eine gewisse Schärfe hören läßt. Die klingt aber niemals unangenehm durch, und die Sängerin versteht sie außerdem geschickt zu kaschieren. Das Paar vermittelt eine superbe Bühnenatmosphäre, die nicht einmal durch das Aufnahmestudio beeinträchtigt wird.
Diese Scheibe ist quasi das Entrée der beiden; der Produktion sollen noch einige Operngesamtaufnahmen ("Andrea Chenier", "La fanciulla del West") und Solo-Silberlinge folgen. Festgehalten wurden acht Duette, die sich quer durch die italienische Musikgeschichte ziehen - angefangen von Donizettis "L´elisir d´amore" über Verdis "Otello" bis hin zum extremen Verismo von "Andrea Chenier". Dessì/Armiliato brillieren bei jedem Duett, wobei ihre Stärken klar beim späten Verdi und Verismo liegen. Vor allem das Liebesduett aus Verdis "Otello" macht gierig nach einer Live-Umsetzung. Gott sei Dank hat die Plattenfirma uns mit Gassenhauern wie "Bohème", "Butterfly" usw. verschont. Die intelligente Repertoireauswahl sollte als zusätzliche Kaufempfehlung gelten.
Begleitet werden die zwei Liebenden von der Württembergischen Philharmonie unter Marco Boemi. Das Orchester bietet eine durchaus ordentliche Leistung, der Dirigent ist den beiden ein hervorragender Begleiter. Gewisse orchestrale "Unschärfen" werden durch die behutsame Aufnahmetechnik gefiltert. Als unbescheidener und verwöhnter Konsument möchte man jedoch anscheinend immer das, was man gerade nicht haben kann - und das wären hier ein Orchester und ein Dirigent von Weltruf. Als die Universal bei der ersten CD von Anna Netrebko irgendeinen Nobody vor die Wiener Philharmoniker gestellt hatte, konnte man noch von einem Lapsus sprechen; hier offenbart sich aber doch eine Art Sparpolitik. Bei "Andrea Chenier" dirigiert beispielsweise Vjekoslav Sutej, der an sich ein guter Kapellmeister ist, doch bei "Weltproduktionen" sollte man lieber auch Dirigenten und Orchestern von Weltruf den Vortritt lassen. Das kann sich auf die Qualität und Verkaufszahlen nur positiv auswirken.
Love Duets
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Duette von Donizetti, Verdi, Bellini, Mascagni, Giordano und Cilea
Philips/Universal Classics (D 2006)
Daniela Dessì, Sopran
Fabio Armiliato, Tenor
Württembergische Philharmonie
Marco Boemi
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
Nicht nur Thomas Angyan, der zukünftige Ex-Chef des Wiener Musikvereins, hätte sich den Abschluß seiner Karriere - ebenso wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer - anders vorgestellt. Wie so viele Kulturschaffende gingen beide der angeblichen Pandemie in die Falle.
Wer Rudolf Buchbinder ist, braucht man eigentlich niemandem mehr zu erklären. Der sich im 74. Lebensjahr befindende Star-Pianist ist in Kulturkreisen weltweit ein Begriff - und vor allem in Sachen Beethoven eine Kapazität, an der man nicht vorbeigehen kann und darf.
Pech oder Schicksal - wie auch immer man es bezeichnen mag: Daß die großartige Berliner "Carmen" schon nach der zweiten Aufführung von Amts wegen gestoppt werden musste, hätte sich niemand gedacht. Jetzt kann man sie wohl einige Zeit nur als Stream oder Aufzeichnung betrachten. Die Staatsoper unter den Linden zeigt mit ihr jedenfalls, daß sie dank ihrer hervorragenden Musiker viele der angeblichen Spitzenhäuser übertrifft.
Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
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