D12 - D12 World
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Interscope/Universal (USA 2004)
Das dreckige Dutzend aus Detroit legt sein zweites Album vor. Bestimmender Pol ist weiterhin Eminem, explizite Texte stehen - anders als der Rest der Band - im Vordergrund. 10.05.2004
"When D12 is in the house, he´s just another group member".
Ruhmvollen Musketier-Charakter spricht da die offizielle Presseaussendung zum neuen D12-Werk dem Superstar Marshall Mathers II aka Eminem zu. Doch wie schon beim Debütalbum "Devil´s Night" (2001) trägt der Mastermind auch weiterhin das Corporate Image der gesamten Detroiter Band: Bei einem Promo-Auftritt in Stefan Raabs Show "TV total" im Vorfeld der Albumveröffentlichung von "D12 World" präsentierte nur Eminem seinen blanken Arsch der (deutschsprachigen) Weltöffentlichkeit, brabbelte brav ihm vorgekautes schlimmes Deutschvokabular in die Kamera und unterlegte zigmal seine Attitüde mit dem eben im Backstage-Raum gelernten Wort "Freifick"(?). Um dem noch eins draufzusetzen, prangt nun in dicken Lettern "Executive Producer: Eminem" auf der Rückseite des neuen Albums.
Für nicht weniger als sechs Tracks des 21 Songs umfassenden Werks - darunter vier Skits - zeichnet der Rapper verantwortlich. Da verwundert es schon sehr, daß eine schwarze Hand auf dem Cover der CD die Weltkugel umfaßt. Die sollte eigentlich in weißer Hautfarbe gehalten sein...
Andererseits würde Eminem wohl nicht da stehen, wo er heute ist, wenn er nicht vor langer, langer Zeit einem gewissen Produzenten namens Kon Artis ein paar seiner Raps übermittelt hätte. Und dieser Kon Artis ist wohl nicht zufällig neben Bizarre, Kuniba, Proof und Swift Mitglied von D12. Der (weiße) Mohr hat nur seine Schuldigkeit getan - und sie zum Mammon geführt. Denn Bizarre, Swifty und Proof hatten ebenso wie Eminem bereits im Untergrund mit Plattenveröffentlichungen auf sich aufmerksam gemacht; einer von ihnen schaffte dann eben den kommerziellen Durchbruch.
Den haben aber D12 mit vier Millionen weltweit verkauften Exemplaren des Erstlings zum Glück ebenfalls schon erreicht. Mit "D12 World" wäre ihnen das ohne mediale Rückendeckung sicher schwergefallen. Die Leistung der Detroiter Jungs fällt zwar grundsolide aus, doch selten kann das dreckige Dutzend wirklich überzeugen. Die poppige Vorab-Single "My Band", so ironisch sie sich mit dem Kult um den "Leadsänger" Eminem beschäftigt, fällt wie die anderen von Eminem produzierten Stücke eher dürftig aus, eine Ausnahme bietet nur der Track "6 In The Morning". Unterlegt mit melodiösen Beats, die sehr an "8 Mile" vom gleichnamigen Soundtrack erinnern, und einem sehr angenehmen Baß rappt Eminem in typischem Stil: "Hip Hop isn´t a sport anymore" schwappt es ihm da von der Seele, und er nimmt damit wohl auf die HipHop-Battles seines Erfolgsfilms Bezug.
Die drei von Kon Artis aka Mr. Porter produzierten Stücke "I´ll Be Damned", "U R The One" und "Good Die Young" erscheinen da in viel besserem Licht; bei letzterer Nummer wird sogar mal die Elektrische angezupft. Neben der als Bonus-Track ausgewiesenen letzten Nummer "Keep Talkin", bei der Eminem den Song mit seinem Rap-Stil in höhere Sphären hebt, sticht auch die überzeugende Performance von B-Real (Cypress Hill) im Song "American Psycho II" heraus. Der von Dr. Dre produzierte Track wartet mit einer sehr eingängigen, sich ständig wiederholenden Baßlinie auf.
Die Texte sind - wie zu erwarten war - zu Recht mit der "Parental Advisory"-Stampiglie versehen: "I fuck two twins with a midget on top a sick mind, rapin´ an old lady, knowin´ damn well Bizarre shouldn´t have a baby. All I can teach you, learn how to mack, smoke crack, smack a bitch when she talk back. Matter of fact, smack your sister, she´s a slut, don´t you realize, Bizarre don´t give a fuck" rappt Bizarre im Track "Just Like U" unverblümt. Political Correctness at its best.
D12 - D12 World
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Interscope/Universal (USA 2004)
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