Courtney Love - America´s Sweetheart
ØØØ 1/2
EMI (USA 2004)
Fast sechs Jahre ist es her, daß man zum letzten Mal von Courtney Love gehört hat - zumindest musikalisch. Dafür kommt ihr neues Album erstaunlich selbstbewußt daher. 16.03.2004
Courtney Love ist Anfang 2004 omnipräsent: Nach dem Debüt ihrer Ex-Bandkollegin Melissa auf der Maur und dem dritten Werk der Fast-Hole-Klone Distillers erscheint nun mit dem gewohnt selbstironisch betitelten "America´s Sweetheart" ihr erstes eigenes Soloalbum.
Der Track "Mono" vereint in knapp vier Minuten die Essenz von Hole und Courtney Love in allen Belangen: Bei der ersten Single des Albums, einer harten Uptempo-Punk-Nummer mit viel Pop-Appeal, schreit und keift sich die umstrittenste Figur des Rock der 90er Jahre mit einer Stimme die Seele aus dem Leib, die Gänsehaut verursacht und für die manch anderer Musiker jahrzehntelang Whiskey gurgeln müßte, übergießt uns im Refrain mit einer bittersüßen Melodie und tut kurz gesagt alles, um keine Zweifel daran offenzulassen, daß sie erstens wieder da ist und daß zweitens das Flirten mit dem Hollywood-Image endgültig zu den Akten gelegt wurde.
Nachdem zunächst klargestellt scheint, daß wieder richtig gerockt werden soll, ist es eigentlich erstaunlich, wie sich der Rest der Platte in homogene Tracks differenziert, die sich textlich kaum mit etwas anderem als mit dem Leben und Leiden von Mrs. Love beschäftigen, den Bogen über die ganze Karriere von Hole spannen und eher textlich als musikalisch "heavy" sind.
Die klare Absage an den Strokes-Sänger, betitelt "But Julian I´m A Little Bit Older Than You" ist ein toller Stadionrocker à la Guns n´Roses; "Hold On To Me" eine Power-Ballade, die auch auf "Celebrity Skin" gepaßt hätte und vollkommen zu begeistern weiß. "I Am the Center of the Universe" verkündet Courtney und läßt keine Zweifel zu, bevor sie im Anschluß mit der Southern-Rock-artigen, zweiten Ballade des Albums ("Sunset Strip") den Song "Malibu" recyclet und bereits an dieser Stelle die Palette abgedeckt hat, die ihre Musik bisher prägte.
"All the Drugs" erinnert positiv an Jane´s Addiction, mit deren letztjährigem Comeback man diese Platte vergleichen könnte, denn auch diese Band hat es geschafft, nach längerer Auszeit wieder passabel zu starten. Leider mangelt es im direkten Vergleich bei "America´s Sweetheart" allerdings an den durchgehend starken Songs: "I´ll Do Anything" und "Hello" sind leider nur Durchschnitt, und auch der "Zeppelin Song" überzeugt nur teilweise. Dafür gibt´s am Ende noch einmal einen richtigen Song-Diamanten in Form des melancholischen Rausschmeißers "Never Gonna Be the Same".
Den direkten Wettkampf mit ihrer ehemaligen Kollegin Melissa hat Courtney hier zwar ganz klar verloren, was aber nichts daran ändert, daß "America´s Sweetheart" eine selbstbewußte, kraftstrotzende und vor allem sympathische Platte ist, die zwar nicht darüber hinwegtäuschen kann, daß die eigentliche Hochzeit ihrer Musik eigentlich ein knappes Jahrzehnt zurückliegt, aber dafür ordentlich wehmütig in ebendiese zurückblicken läßt.
So bleibt am Ende eine zentrale Frage offene: Ist "America´s Sweetheart" das Ende von Courtneys musikalischer Karriere oder fängt sie gerade erst richtig an? Wir werden sehen.
Courtney Love - America´s Sweetheart
ØØØ 1/2
EMI (USA 2004)
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