Mahler Lieder
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(Lieder eines fahrenden Gesellen, Rückertlieder, Kindertotenlieder)
Deutsche Grammophon/Universal (D 2005)
Thomas Quasthoff, Violeta Urmana, Anne Sofie von Otter, Wiener Philharmoniker, Pierre Boulez
2005 ist das Jubiläumsjahr der Stardirigenten. Neben dem 75er von Harnoncourt und Maazel feiert Pierre Boulez heuer seinen 80. Geburtstag. Zwei neue CDs dokumentieren seine Genialität. 17.03.2005
Über Pierre Boulez viele Worte verlieren zu wollen, hieße "Eulen nach Athen" zu tragen. Jedem auch nur halbwegs gebildeten Freund klassischer Musik ist dieser Name ein Begriff, steht Boulez doch sowohl für avantgardistische Kompositionen, als auch für geniale Interpretationen als Dirigent. Insofern führt er ein Musikerleben wie einst Leonard Bernstein.
2004 war Boulez fast "Künstler in Residence" bei den Wiener Festwochen. Erst führte er im Museumsquartier sein Werk "Répons" auf, dann dirigierte er im Theater an der Wien drei Einakter.
Im Jahr zuvor nahm er im Musikverein mit den Wiener Philharmonikern die drei Liederzyklen von Gustav Mahler, nämlich die "Lieder eines fahrenden Gesellen" mit Thomas Quasthoff, die "Rückertlieder" mit Violeta Urmana und mit Anne Sofie von Otter die "Kindertotenlieder" auf. Alle drei Zyklen interpretiert Boulez mit viel Klarheit und auch Sentiment. Durch letzteres gelingen Boulez gekonnte und wunderbare Mahler-Interpretationen, obwohl er trotzdem nie die Leidenschaft eines Leonard Bernstein erreichen wird.
Auch die drei Solisten - allen voran Thomas Quasthoff - verkörpern diese "Miniopern" perfekt. Einzig Violeta Urmana kann mit Kalibern wie Jessye Norman oder Fischer-Dieskaus nicht ganz mithalten.
Aber das tut dem Hörvergnügen keinen Abbruch. Pierre Boulez versteht es, die Philharmoniker zu einem Klangzauber zu verleiten, der seinesgleichen sucht. Deutlich vernehmbar ist die Spontaneität, mit der er die Aufnahmesitzungen durchgezogen hat und ihnen dadurch zusätzliche Atmosphäre schenkt konnte. Die "Lieder des fahrenden Gesellen" mit Thomas Quasthoff nahm er beispielsweise alle in einem Durchgang auf.
Eine ganz andere Dimension der Qualität zeigt Boulez mit den Klavierkonzerten von Bela Bartók. Unter dem Motto "Drei Pianisten und drei Orchester" spielte er diese genialen Werke ein. Die Klavierkonzerte eins und zwei unterscheiden sich kompositorisch massiv vom dritten. Das wohl bekannteste Konzert des Komponisten hat viele ungarische Elemente und ist eher symphonisch konzipiert. Hier sind die Pianistin Hélène Grimaud und das London Symphony Orchestra zu hören.
Boulez stürzt sich in einen Rausch von Klangfarben, den Mme. Grimaud mit Herzenslust pariert. Das Konzert Nr. 1 ist wie das zweite in einem "wilden" neoklassischen Stil komponiert, der sehr an Strawinsky erinnert. Die Streicher haben dabei nur eine Rolle zur Unterstützung der Klangfarben, dominiert ist der Orchesterpart von Schlagwerk und Bläsern. Beim Konzert Nr. 1 sind die Protagonisten Krystian Zimerman und das Chicago Symphony Orchestra, beim 2. die Berliner Philharmoniker und der Pianist Leiv-Ove Andsnes.
Fazit: Boulez kann jedem Orchester seine spezifischen Feinheiten lassen und nützt sie perfekt für seine Interpretationen. Besser kann Boulez seinen eigenen Geburtstag nicht feiern!
Mahler Lieder
ØØØØØ
(Lieder eines fahrenden Gesellen, Rückertlieder, Kindertotenlieder)
Deutsche Grammophon/Universal (D 2005)
Thomas Quasthoff, Violeta Urmana, Anne Sofie von Otter, Wiener Philharmoniker, Pierre Boulez
Béla Bartók - Die Klavierkonzerte
ØØØØØ
Deutsche Grammophon/Universal (D 2005)
Krystian Zimerman, Leif-Ove Andsnes, Hélène Grimaud, Chicago Symphony Orchestra, Berliner Philharmoniker, London Symphony Orchestra, Pierre Boulez
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
Nicht nur Thomas Angyan, der zukünftige Ex-Chef des Wiener Musikvereins, hätte sich den Abschluß seiner Karriere - ebenso wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer - anders vorgestellt. Wie so viele Kulturschaffende gingen beide der angeblichen Pandemie in die Falle.
Wer Rudolf Buchbinder ist, braucht man eigentlich niemandem mehr zu erklären. Der sich im 74. Lebensjahr befindende Star-Pianist ist in Kulturkreisen weltweit ein Begriff - und vor allem in Sachen Beethoven eine Kapazität, an der man nicht vorbeigehen kann und darf.
Pech oder Schicksal - wie auch immer man es bezeichnen mag: Daß die großartige Berliner "Carmen" schon nach der zweiten Aufführung von Amts wegen gestoppt werden musste, hätte sich niemand gedacht. Jetzt kann man sie wohl einige Zeit nur als Stream oder Aufzeichnung betrachten. Die Staatsoper unter den Linden zeigt mit ihr jedenfalls, daß sie dank ihrer hervorragenden Musiker viele der angeblichen Spitzenhäuser übertrifft.
Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
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