Ludwig van Beethoven: Fidelio
ØØØ 1/2
Oper in zwei Akten
Mahler Chamber Orchestra/Claudio Abbado
Arnold Schoenberg Chor
Besetzung: Nina Stemme, Jonas Kaufmann, Christof Fischesser, Falck Struckmann u. a.
Decca (D 2011)
Eigentlich ist man verleitet, bei Neuerscheinungen von Beethoven-Werken die Nase zu rümpfen und zu fragen: "Warum schon wieder?" Claudio Abbado und Kent Nagano belehren uns mit ihren Neuaufnahmen rasch eines Besseren. Beide Produktionen sind hervorragend gelungen und erfreuen das Herz des Musikfreunds. 21.07.2011
Aufnahmen von Beethovens einziger Oper "Fidelio" gibt es höchst selten - und die paar seit Karajan und Bernstein waren eher belanglos. Der Mitschnitt von Claudio Abbados konzertanter Fassung beim Luzern-Festival 2010 ist ein neuer Meilenstein in der Musikgeschichte (zumindest der auf Tonträgern festgehaltenen). Trotz einiger Abstriche kann man das Niveau der Aufnahme mit den musikalischen Hinterlassenschaften der obengenannten Stardirigenten gleichsetzen.
Dank einer großartigen Sängerbesetzung (Nina Stemme als Leonore, Falk Struckmann als Pizarro, Christof Fischesser als Rocco) und Abbados feinsinniger kammermusikalischer Interpretation wäre der Live-Mitschnitt ein Spitzenereignis - wenn da nicht der eigenartige Gesang des ansonsten exzellenten und übermäßig hochgelobten Jonas Kaufmann wäre. Sein Tenor ist live auf der Bühne ereignishaft; auf Tonträgern, bei denen man mehr als genau hinhören kann, merkt man gewisse Unsicherheiten bei ihm. Erstens "knödelt" er sehr oft, und am Beginn seiner Arie des zweiten Aktes mißlingt ihm das Crescendo im Wort "Gott (welch Dunkel hier)". Bei Jonas Kaufmann klingt das so, als würden dank der Registerwechsel zwei bis drei Sänger das Wort singen, was für einen Weltklassesänger schon recht seltsam ist.
1978 hat René Kollo unter Leonard Bernstein beispielhaft bewiesen, wie außerordentlich man diesen Beginn vom Pianissimo ins Forte steigern kann. Schade auch, daß die Aufnahme nicht (wie ansonsten üblich) die 3. Leonoren-Ouvertüre enthält.
Ein paar Jahre vor der Oper schrieb Beethoven als Vorstudie zu seiner Symphonie Nr. 3 "Eroica" die Ballettmusik zu "Die Geschöpfe des Prometheus". Hier antizipierte der Komponist besagte Symphonie deutlich; das Hauptthema des Finales der 1801 komponierten Musik ist auch das Hauptthema des Finales der Symphonie. 1805 komponierte Ludwig van die dem Kriegsherrn Napoleon gewidmete Symphonie als "Heldenverehrung" fertig.
Beide Werke gibt es in einer hervorragenden Neueinspielung bei Sony mit dem Orchestre Symphonique de Montréal unter seinem Chef Kent Nagano. Der weit unter seinem Wert verkaufte Maestro beweist sich hier als Musiker ersten Ranges. Er schafft es, das ansonsten sehr "französisch" klingende Orchester auf einen klassischen Klang einzustimmen. Obwohl er scharfe Akzente und rhythmische Betonungen setzt, klingen jedes Thema und jede Phrasierung schön und schlüssig. Diese Aufnahme wäre ein toller Einstieg zu einem neuen Beethoven-Zyklus.
Ludwig van Beethoven: Fidelio
ØØØ 1/2
Oper in zwei Akten
Mahler Chamber Orchestra/Claudio Abbado
Arnold Schoenberg Chor
Besetzung: Nina Stemme, Jonas Kaufmann, Christof Fischesser, Falck Struckmann u. a.
Decca (D 2011)
Beethoven: Gods, Heroes and Men
ØØØØØ
The Creatures of Prometheus
Symphony No. 3 "Eroica"
Orchestre Symphonique de Montréal/Kent Nagano
Sony Classics (D 2011)
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
Nicht nur Thomas Angyan, der zukünftige Ex-Chef des Wiener Musikvereins, hätte sich den Abschluß seiner Karriere - ebenso wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer - anders vorgestellt. Wie so viele Kulturschaffende gingen beide der angeblichen Pandemie in die Falle.
Wer Rudolf Buchbinder ist, braucht man eigentlich niemandem mehr zu erklären. Der sich im 74. Lebensjahr befindende Star-Pianist ist in Kulturkreisen weltweit ein Begriff - und vor allem in Sachen Beethoven eine Kapazität, an der man nicht vorbeigehen kann und darf.
Pech oder Schicksal - wie auch immer man es bezeichnen mag: Daß die großartige Berliner "Carmen" schon nach der zweiten Aufführung von Amts wegen gestoppt werden musste, hätte sich niemand gedacht. Jetzt kann man sie wohl einige Zeit nur als Stream oder Aufzeichnung betrachten. Die Staatsoper unter den Linden zeigt mit ihr jedenfalls, daß sie dank ihrer hervorragenden Musiker viele der angeblichen Spitzenhäuser übertrifft.
Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
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