Beck - Guero
ØØØØ
Geffen/Universal (USA 2005)
Wissenschaftliches Forschen kann man sich bei Mr. Hansen auch anhören. Denn der gebürtige Kalifornier kennt die Regeln der Genregrenzen. Und kann sie daher nach Herzenslust brechen. 05.04.2005
Mister Beck Hansen ist ein Wissenschafter. Zumindest schafft er es, wissenschaftliche Arbeiten zu vertonen - auch ohne Hornbrille und weißen Doktormantel. Auf seinem neuen Album "Guero" verwendet er Zitate und ideelle Anleihen anderer Bands und Musikpersönlichkeiten, versieht sie aber mit den künstlerischen Ansprüchen seines eigenen Musikuniversums. Damit wird sein insgesamt achtes Studioalbum in so hohe Sphären transportiert, daß klare schattige Umrisse eines Kunstwerks sichtbar werden.
Bereits im Opener, der ersten Single-Auskopplung "E-Pro" finden sich die Beastie Boys verewigt wieder. Die Drum-Samples aus deren Song "So What'cha Want" dienen als Grundlage eines so dreckigen und druckvoll rollenden Gitarrenriffs, bei dem man nicht anders kann als die Frisur ordentlich fliegen zu lassen. Daß sich die Hüften und der Rest des Körpers diesem Bewegungsdrang anschließen, dafür sorgt das altgediente Soundbastler-Duo Dust Brothers. Die Jungs hatten schließlich bereits beim 1996er-Erfolgsalbum "Odelay" ihre Hände im Spiel.
Beck scheint beim neuen Werk "Guero" überhaupt ganz genau an das mit zwei Grammys ausgezeichnete "Odelay" zurückgedacht zu haben. Denn druckvolle Samples und knackige Beats standen schon lange nicht mehr so intensiv auf der Tagesordnung, was auch die Kritiker der New York Times bemerkt haben dürften: "Totally amazing ... as cool and grooving as anything from 'Odelay'."
Mehr "amazing" als "grooving" ist dann der Song "Girl": Er beginnt zwar mit Sound-Geräuschen wie von einem C-64-Computerspiel, Hauptakteur in diesem folkig angehauchten Track spielt aber eindeutig die Dylaneske akustische Klampfe. Die Griffsprünge auf dem Gitarrenhals – das wunderbare Quietschen – sind so klar herauszuhören, daß es einem direkt warm ums Herz wird.
Selbstbewußt marschiert Beck dann auch weiter durch das Gemüsebeet der verschiedenen Musikgenres. Rollende, schwer schlagende Drums ("Black Tambourine") sorgen gemeinsam mit sporadischen E-Gitarren-Einschlägen für puren, authentischen Rock'N'Roll-Genuß, während wie in "Hell Yes" der Duft von frischem, unverdorbenem HipHop mit einem knackigen Bass und herrlichen Scratches vermischt wird. Der Falsettstimme des Herrn Hansen entkommt man genauso wenig wie den verstimmten Gitarren in räudig-dreckigen Western-Songs, bei denen man sogar vermutet, das Stampfen von Cowboystiefeln zu hören oder das süße Parfüm der Western-Bar-Tänzerinnen zu riechen. Bravourös beendet der "blonde Professor" dann seine wissenschaftliche Arbeit und den Gang durch die Musikgenres mit feinem Gitarrenwerk und einem fröhlichen "Nanana"-Chorus. Ja, ja, auch Wissenschaft kann Spaß machen!
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