B. Fleischmann - The Humbucking Coil
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Morr Music/Soul Seduction (D 2006)
Drei Freunde aus Wien treten an, das totgeglaubte Elektronikgenre wiederzubeleben. B. Fleischmanns neues Album bietet dafür alle notwendigen Voraussetzungen. 27.03.2006
Acht verträumte, nachdenkliche Popsongs sind es geworden, eingespielt von B. Fleischmann und Christof Kurzmann, kongenial produziert von Christoph Amann in seinem legendären Tonstudio. Veröffentlicht wurde dieser erste wärmende Gruß des Frühlings auf Morr Records, wo auch schon sein vielbeachteter Vorgänger "Welcome Tourist" 2003 erschien. Daß die Musikachse Wien-Berlin ganz ausgezeichnet funktioniert, ist ja inzwischen kein Geheimnis mehr. Schon vor Jahren entwickelte sich – via rhiz und phono_taktik – eine Freundschaft zwischen den Fricklern Kurzmann, Fleischmann und Morr. Seitdem werden Ideen und Loops getauscht, und eine unabhängige kleine Musiker-Community hat sich etabliert. So lieh Multi-Instrumentalist Kurzmann schon vergangenes Jahr der deutschen Band Static seine Stimme, und Thomas Morr erschien selbst als DJ zu Fleischmanns Plattenpräsentation im Wiener Volkstheater.
"The Humbucking Coil" steht klanglich relativ nah an Releases von Ulrich Schnauss ("Far Away Trains Passing By") oder Manual ("Until Tomorrow"). Doch wo ersterer wegen seiner exzessiv Loop-basierten Kompositionsweise redundant, zweiterer aufgrund seiner oft wiederholten Gitarren-Standardakkorde beliebig wirkt, weist "The Humbucking Coil" eine profunde musikalische Entschlossenheit auf. Da stört es auch gar nicht, daß die Kombination von Gitarre mit gesampelten bzw. echten Drums, von verträumten Vibraphon-Harmonien mit sparsam eingesetztem Knisperknasper hie und da an Hermann und Kleine erinnert.
Eine "Humbucking Coil" ist übersetzt eine "Brummkompensationsspule": ein Feedback-Destroyer, der, um das Feedback auszumerzen, es zuerst verdoppelt, dann negativ polt und somit erst recht das reine Signal durchläßt. Diese Schaltung gibt es seit rund 50 Jahren; sie ist so alt wie die Popmusik selbst und kam früher vor allem in Tonabnehmern für akustische Gitarren zum Einsatz. So auch hier: B. Fleischmann greift sich erstmals die elektroakustische Gitarre und erweist sich als würdiger Mitstreiter von Post-Postrock-Bands wie etwa The American Analog Set. Hier wie da wird "Analog" ganz groß geschrieben.
Die Songs sind wohldurchdacht und popkonform strukturiert (ABACAB). Christof Kurzmanns höher gelagerte Stimme paßt wunderbar zu den ruhigen, langsamen Stücken, und das Drum-Programming ist schlicht tricky. Stücke wie "Broken Monitors" oder "First Times" machen richtig Lust auf wärmere Tage, lassen Hoffnung aufkeimen, bald wieder in der grünen Wiese liegen und mit der Seele baumeln zu können. Das Album strahlt als Ganzes eine Reinheit aus, eine Unschuld, die ob ihrer unantastbaren Schönheit schon fast betroffen macht. Fazit: ein kräftiges Lebenszeichen aus Wien, zeitgenössischer Electronic-Pop vom Feinsten.
B. Fleischmann - The Humbucking Coil
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