Auf der Maur - Auf der Maur
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Capitol/EMI (USA 2004)
Eine der Hintergrunddarstellerinnen des 90er-Jahre-Rock tritt nach längerer musikalischer Abstinenz selbst ins Rampenlicht und debütiert mit hochkarätiger Gästeliste und erlesenen Songs. 04.03.2004
Die Frau am Baß bei zwei der wichtigsten Bands der neunziger Jahre: Es ist ein mutiger Schritt, den die Musikerin mit dem wundervollen Namen Melissa Auf der Maur mit dieser Platte tut: von der Rhythmusfraktion und aus dem Hintergrund kommend, greift sie zum Mikrophon und betätigt sich als Songwriter. Sie schreibe schon seit Jahren ihre eigenen Nummern, sagt sie. Hört man ihre selbstbetitelte erste Soloscheibe, dann fragt man sich, warum sie erst jetzt damit herausrückt.
Fangen wir aber ganz vorne an: Melissa spielt Baß bei Hole, wird kurzerhand von Billy Corgan abgeworben, um mit den Smashing Pumpkins ein letztes Jahr live zu rocken, und ist anschließend wieder ohne Band. In den darauffolgenden Jahren sammelt sie ihre Ideen und lädt befreundete Musiker ein, um ihr erstes eigenes Album zu schreiben.
Schon der Auftakt ist furios: "Followed the Waves" vereint harte Wüstenrock-Riffs mit Melissas zerbrechlicher und eindringlicher Stimme sowie ein paar minimalen, psychedelischen Slideparts, und zaubert mittels einiger genialer Gesangsmelodien und dem eingängigen Refrain einen Song, der klarmacht: Das hier ist groß.
Die elf anderen Kompositionen lassen an Vielfalt und Ausprägung kaum Wünsche offen und zeigen auf, daß hier erstens nur die erste Liga an kreativen Musikern (u. a. James Iha, Twiggy Ramirez und die komplette Queens-Of-The-Stone-Age-Besetzung) und zweitens eine wirklich außergewöhnliche Songwriterin am Werk sind.
"Auf der Maur" ist ein extrem ambitioniertes, fast völlig perfekt konstruiertes Album voll ungewöhnlicher Ideen, Melodien und Songs, das einige wirklich gute Musiker präsentiert und künstlerisch kaum wertvoller und spannender sein könnte; im Gegenzug aber auch für manche zu kopflastig wirken dürfte. Mit ziemlicher Sicherheit schon jetzt das unterbewertetste und überraschendste Album dieses Jahres. Wer hätte gedacht, daß die erste wirklich starke Alternative-Platte dieses Jahres von einer Bassistin kommt?
Auf der Maur - Auf der Maur
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Capitol/EMI (USA 2004)
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