Musik_Audrey - Visible Forms

Licht am Ende des Tunnels

Seit 2002 geben vier Schwedinnen leise Laute von sich. Schlicht und bescheiden schwelgen sie in wohliger Traurigkeit, um gleich darauf mit einem Hochgefühl aufzuerstehen.    20.12.2006

Zu Beginn übten Audrey ihre eigene Form der Katharsis vor allem in bruchreifen Proberäumen in Göteborg. "Visible Forms" ist nun der erste Tonträger in Albumlänge, den die Nordländerinnen ihrer Diskographie anfügen. (Zuvor hatten sie eine EP veröffentlicht.)

In den vier Jahren seit seiner Gründung bewies das Quartett, daß es genug Geduld hat, um Songs wachsen zu lassen. Die Tracks wirken frei und ohne Druck in die vorliegende Form gewachsen, geben sich natürlich statt konstruiert. Alles fließt und bewegt sich als Ganzes. Hier macht sich das Piano stärker bemerkbar, dort streicht das Cello kräftiger über die Saiten, um Atmosphäre aufzubauen. Kein Verharren im Moment, sondern ein stetes Dahintreiben zeichnet die neun Songs aus. In die gemalten Klangbilder fügt sich der Gesang ein, um Halt zu geben oder sich vom melodischen Unterbau weiterspülen zu lassen.

Daß jede der vier Audreys singt, ist logische Folge des gemeinsamen Entdeckens und nachfolgenden Ausgestaltens der Stücke. Klar geführte Abschnitte trudeln in Zwiegesang, werden mit zarten Choreinfällen verbrämt, um sich wieder ins instrumentale Futteral zu betten und sachte auszulaufen. Durch die Gleichberechtigung bei der Mikrovergabe wird der Fokus auf die Band insgesamt und ihr Schaffen statt auf die Ausstrahlung einer einzelnen tonangebenden Frontfigur gerichtet. Die Ausstrahlung liegt in den Stücken und verbreitet sehr gedämpftes Licht.

Die Summe ist auf "Visible Forms" gerade deshalb mehr als eine Addition der einzelnen Teile, weil sich die Details abzeichnen und greifbar werden. Dadurch verschaffen Audrey ihren Stücken Zeit zum Innehalten und Raum zum Atmen, der mit Emotion ausgefüllt werden kann.

Bernadette Karner

Audrey - Visible Forms

ØØØ 1/2


Sinnbus (Schweden 2006)

 

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