Musik_Amphibic - Film in My Head

Akustischer Tiefgang

Auf seinem Debütalbum läßt das Londoner Quintett die Individualität hochleben: dank emotionaler und tiefgehender Stücke die "Indie-CD des Monats".    10.12.2004

Die globalisierte Welt läßt noch Individualität zu. Die Band Amphibic ist ein wunderbares Beispiel dafür, daß diese Eigenständigkeit nicht nur im Untergrund gedeihen kann und muß. Sie ist sich der Vorzüge der zusammengewachsenen (westlichen) Welt bewußt, vereint die verschiedenen Einflüsse aber nicht in einen Strom, sondern läßt ein harmonisches Nebeneinander zu.

Gegründet vom Sänger und Songwriter der Band, Neal Hoffmann, stehen Amphibic nach einem Reifeprozeß von vier Jahren mit ihrem Debütalbum "Film in My Head" in der Auslagenscheibe der europäischen Indie-Szene. Und wieder hat das aufstrebende junge Szenel-Label Haldern Pop des gleichnamigen deutschen Musik-Festivals seine Hände im Spiel: Nachdem die belgische Formation Das Pop (ein weiteres Haldern-Signing) erst vor kurzem die heimischen Clubs im Rahmen ihrer Tour mit verspielten Beats und fröhlichem Pop beschallte und verzauberte, zeugt nun auch der Kontrakt mit Amphibic von unglaublichem Fingerspitzengefühl.

Der auf ein Quintett angewachsene kosmopolitische Mix aus englischen, irischen, dänischen und deutschen Künstlern schafft mittels akustischer Instrumentierung wunderbare harmonische Songs mit Ecken und Kanten. Celine Barrys Cello und sanfte Pianostrecken sorgen für eine ungemein intensive Spannung, während Ollie Barnes auf der E-Gitarre gemeinsam mit Shez Raja am Baß und Sebastian Sternberg an den Drums kraftvolle und dynamische Akzente setzt.

Das Highlight zwischen den Kompositionen aus Irish-Folk-Ansätzen, nordländischer Musik und deutscher Gelassenheit ist aber zweifelsohne Sänger Neal Hoffmann mit seiner Stimme und seinem ausdrucksstarken Songwriting. Die Stimmlage, die oft zwischen den verarschenden Ansätzen eines Justin Hawkins (The Darkness) und den melancholisch triefenden Tönen Tom Chaplins (Keane) pendelt, birgt große Emotionen und Gefühle in sich, bricht manchmal in sich zusammen, erzeugt dann wieder Gänsehaut und rundet die Songs perfekt ab.

Zwischen Anspielungen auf das Alte Testament und anderen Annäherungen an religiöse Kritik wendet sich Hoffmann in seinen Lyrics kritisch an die Mächtigen der Welt, fühlt sich wie im Track "Play No More" in seiner eigenen Haut gefangen und sorgt mit "Forever Is Such A Long Long Time" für intensives Nachdenken.

Der Mensch und somit das Leben stehen aber immer im Mittelpunkt der glasklaren und so vielschichtigen Nummern. Das Zitat aus "Days Obsolete" soll programmatisch für eine positive Einstellung stehen: "Since our days are numbered you´ll have to agree. Let´s get rid of those days obsolete!"

David Krutzler

Amphibic - Film in My Head

ØØØØ 1/2


Haldern Pop/Ixthuluh (GB 2004)

 

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