Musik_Alanis Morissette - So-Called Chaos

So-genannte neue Platte

Die Vorläuferin der Pop-Version der "angry young women", der heute Mädels wie Pink (adoleszent) oder Avril Lavigne (vorpubertär) angehören, legt ihr viertes Album vor.
   12.07.2004

Nach zwei Jahren Pause und einer großen Welttournee stellt sich Alanis Morissette nun mit ihrem neuen Werk "So-Called Chaos" ein. Schon der Titel ist eine angenehme Abwechslung zu prätentiös-sperrigen Vorgängernamen wie "Supposed Former Infatuation Junkie". Am Cover hat sich auch bei Longplayer Nummer vier nichts geändert: Frau Morissette, mittlerweile mit kurzen Haaren, lächelt äußerst sympathisch und ein wenig infantil von der CD, darunter findet sich wie immer die verzerrte Neunziger-Jahre-Schrift; die restlichen Booklet-Seiten sind dezent (alt)modisch dekoriert.

Morissette gehört prinzipiell zu den angenehmsten aller Pop-Königinnen, weil sie ihre durchaus kräftige Stimme mit Maß und Ziel einsetzt und nicht wie Diven à la Celine Dion oder Mariah Carey (lebt die eigentlich noch?) Oktave um Oktave um des armen Hörers Ohr schmettert. Sie hält sich auch von präpotent aufgesetzten Images fern, wie sie die isländische Gruselelfe Björk manchmal nicht vermeiden kann, und steht zu ihrem öffentlichen Bild als Rockpop-Dame ohne jegliche Allüren.

Außerdem beherrscht Alanis eines ganz besonders: Sie weiß, welcher Sound ihr steht und schreibt seit mittlerweile neun Jahren immer ähnliche, aber auch immer angenehme Songs, die gleich beim ersten Hören ins Ohr gehen, ohne daß sie einen beim dritten Mal auch schon wieder nerven. Die Tracks der neuen Platte sind da keine Ausnahme. Noch immer stark inspiriert von ihrem Trip nach Indien, sind sowohl musikalische als auch textliche Einflüsse von dort herauszuhören. Morissette singt immer wieder von Selbsterkenntnissen und Befreiungen von Zwängen, tut dies allerdings immer mit einem kleinen Augenzwinkern und wirkt daher nicht so ernst und verbissen wie ihre Kollegin Tori Amos.

Aufgenommen wurde die Platte in einem Studio von Jackson Browne (kann sich an den noch jemand erinnern?), als Produzent war John Shanks tätig, der auch für Sheryl Crow oder neuerdings Pink arbeitet. Und genau in dieses Genre paßt Alanis auch perfekt. Sie ist eine der sympathischsten amerikanischen Rock-Sängerinnen ohne Wenn und Aber, ohne kindisches Image und ohne besondere Kennzeichen. Aber diese Rolle füllt sie perfekt aus. Und macht obendrein auch noch angenehme Musik.

 

Walter Robotka

Alanis Morissette - So-Called Chaos

ØØØ 1/2


Warner (USA 2004)

 

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Kommentare_

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