A Perfect Circle - Thirteenth Step
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Virgin/EMI (2003)
"Mer de Noms", der Erstling von A Perfect Circle, war ein Geniestreich. Jetzt ist ein neues Lebenszeichen der Amerikaner erschienen. 30.09.2003
Das Projekt schien eher zufällig entstanden zu sein: Billy Howerdel, Gitarrentechniker bei Rock-Heroen wie Nine Inch Nails oder den Smashing Pumpkins, schrieb heimlich, still und leise ein paar eigene Songs, die die jeweils besten Eigenschaften seiner früheren Arbeitgeber miteinander kombinierten. Dann begegnete er dem Tool-Sänger James Maynard - und "Mer de Noms", das beste Debütalbum der letzten Jahre, war geboren.
Die heutige Besetzung von A Perfect Circle, mittlerweilen laut Keenan zur vollwertigen Band angewachsen, liest sich wie ein Who´s who qualitativ hochwertiger Gitarrenmusik der Neunziger: Neben den beiden Gründungsmitgliedern gehören seit einiger Zeit auch Bassist Jeordie White, besser bekannt als Twiggy Ramirez und musikalisches Mastermind von Marilyn Manson, sowie James Iha, Gitarrist der mittlerweile aufgelösten Smashing Pumpkins, zum Team. Treibende Rhythmuskraft ist und bleibt mit Josh Freese einer der besten Drummer der Welt.
"Thirteenth Step", so der Titel des neuen Albums, ist eine reine Kopfgeburt. Was zunächst auffällt, ist der bedrückend dunkle, aber durchweg ruhige Ton, fast im Stil einer Unplugged-Session, den die Band auf den meisten neuen Songs anschlägt. Man muß sich in diese Platte einarbeiten, und den besten Zugang dafür bietet die Single "Weak & Powerless", die oberflächlich zwar ein typischer Rocksong ist, darunter aber bedrohlich Brodelndes verbirgt.
Der Rest des Albums gleicht einer surrealen Reise durch eine düstere Welt voll seltsamer Schönheit, in der es kein Oben, Unten, Links oder Rechts gibt. "Pet", einer der wenigen wütenderen Tracks, sticht durch seine scheinbar atonale Gitarrenarbeit über den Refrain-Riffs hervor und ist trotz seiner Länge seltsam flüchtig und schwer zu fassen. Und die fließenden, zurückgelehnten Titel "The Noose" und "Blue" könnten als Lehrstücke dafür durchgehen, wie man 2003 innovative und erstklassige Gitarrenmusik macht.
Was wir hier technisch geboten bekommen, ist ein Band-Album, das viel homogener, mehr auf sich selbst verweisend und hermetischer geschlossen ist als das Debüt. Qualitativ betrachtet, ist "Thirteenth Step" eine der anspruchsvollsten und dennoch spannendsten Musikerfahrungen dieses Jahres. Es sind jedoch weniger die durchaus vorhandenen großen Songs, die hier zählen, sondern die Kunst-Rock-Erfahrung als Ganzes. Und die ist wirklich atemberaubend - ein Werk, das fast wie Ethnomusik von einem fremden Planeten klingt.
A Perfect Circle bleiben eine Ausnahmeerscheinung und gleichermaßen wegweisend. Vielleicht die Platte des Jahres.
A Perfect Circle - Thirteenth Step
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Virgin/EMI (2003)
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