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Wir alle sprechen in Codes miteinander, halten uns viel zu sehr mit Floskeln und "eh" schon Bekanntem auf, ergehen uns permanent in Redundanz. Wie sehr, das zeigt uns ein Designer auf seiner Website. 14.03.2003
Vor 25 Jahren tauchte im Bereich der Soziolinguistik die charmante, wenn auch etwas darwinistische Code-Theorie von Basil Bernstein auf. Er kategorisierte die Varietäten innerhalb einer Sprache in einen "restringierten" und einen "elaborierten" Code sowie sogenannte Mischcodes. Der restringierte (dt.: unterentwickelte) Code sei reich an Solidaritätsfloskeln und sogenannten Allgemeinplätzen, führte Bernstein in seinem mittlerweile weitgehend widerlegten Ansatz aus.
Der ambitionierte Berliner Graphik- und Wort-Designer Henning Brehm hat sich dieser Floskeln angenommen und eine stattliche Sammlung zusammengestellt. Es versteht sich, daß er weniger linguistische Interessen verfolgt als szenische, und so hat Brehm die Allgemeinplätze auch arrangiert: Man muß sich durch eine erschreckend kohärent wirkende Folge von Floskelketten klicken und fühlt sich mehr als einmal ertappt. Ob es für Österreicher bzw. Wiener ähnlich viele Aha-Erlebnisse beim Besuch der Site gibt, bedarf sicherlich des Selbstversuchs - möglicherweise sollte Brehm an eine Ausdehnung auf Dialekte denken. Hat man erst einmal das Ende der Javascript-geführten und navigationslosen Seite erreicht, findet sich ein Link zur Stammseite der Agentur "Design-Tourist", die ebenfalls reich an Belegen für Brehms unaufdringliche Art der Gestaltung ist. In jedem Fall sollten Berlin-Urlauber hier einige Allgemeinplätze aufschnappen, um sich sicher im Nachtleben und seinem auf ganz eigene Weise restringierten Code bewegen zu können.
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