Donaufestival 2006
Krems, Korneuburg
20. April-6. Mai 2006
Ab heute wird in Krems und Korneuburg Smogalarm ausgerufen. Schuld ist das Donaufestival, das an drei aufeinander folgenden Wochenenden eine mächtig dichte Klangwolke erzeugen wird. 20.04.2006
Musiker im soziokulturell anerkannten Mainstream sind gewissermaßen Künstler. Sie brauchen nur einmal schnippen, kurz irgendwie vor dem geistigen Auge des Betrachters in Verbindung mit dem mächtigen Wort "live" aufzutauchen, und schon motiviert man Hunderttausende Menschen dazu, mit Sack und Pack auf eine Dreckhalde zu ziehen und vor überdimensionierten Bühnen dem großen Magier zu huldigen. Im österreichischen Festival-Sommer keine Illusion: Metallica und Placebo schaffen das mit ihren Namen in regelmäßiger Frequenz, neuerdings probieren es auch Guns N´Roses oder sogar The Who wieder.
Das Donaufestival in Krems und Korneuburg (20. April bis 6. Mai 2006) verzichtet auf das Abfeuern solch magischer Special Effects, die kostentechnisch eine Menschenmasse brauchen, damit sie - auch für Konzertveranstalter - wirklich glühen. Diese Abstinenz aber ist Programm: Nicht magnetische Namen sollen die Besucher anziehen, sondern die Lust auf künstlerische Qualität. Und Kunst kennt keine Genre-Grenzen. Verschrobene Musik-Experimente wie das der Sound-Tüftler von Faust tauchen da im selben Programmheft auf wie postrockige Klänge (Mogwai), versierte elektronische Konzepte (Autechre, Mouse On Mars), dreckige Rock-Gören (Peaches) oder ein zerhacktes Klavier mit Schlagzeug (Dresden Dolls). Garniert werden die musikalischen Darbietungen mit künstlerischen Performances: Audiovisuelles Theater wird hier ebenso gespielt wie Realitätsdramen mit Publikumseinbindung
Headlinereske Züge weist am 20. April mit ... And You Will Know Us By The Trail Of Dead der Eröffnungs-Act des freudigen Underground-Kunstspektakels in den Hotels, Clubs, Galerien und Parks von Krems und Korneuburg auf. Der große Meister der Improvisation und Schaffensfreude, Ex-Faith-No-More-Fronter Mike Patton, organisiert nur einen Tag später "seine" - schon ausverkaufte - Nacht mit (The Fantomas Melvins Big Band) oder ohne (Bohren & The Club of Gore) höchstselbige Beteiligung. Trotz Mike Patton: Selbst ohne "Sold Out"-Schildchen und Menschenmassen können die anderen Akteure des Donaufestivals getrost als (große) Künstler bezeichnet werden ...
Highlights des Musik-Programms:
20. April, Krems/Halle 1
Mouse On Mars, … And You Will Know Us By The Trail Of Dead, Gob Squad
21. April, Krems/Halle 1:
"Mike Patton Night": Zu, Bohren & Der Club of Gore, Taraf de Haidouks, The Fantomas & Melvins Big Band, Autechre
22. April, Krems/Halle 1:
Mogwai, zeitkratzer, Mandarin Movie, Stuart A. Staples
28.April, Krems/Halle 1:
Matthew Herbert & Dani Siciliano, Vladislav Delay
29.April, Krems/Halle 1:
Peaches, Benzo, billy roisz, still, eRikm, dieb 13, Merz
30. April, Krems/Halle 1:
Dresden Dolls, Uniform
Krems/Avalon Exil: Rainer von Vielen, Messer Chups
Krems/Jazzkeller: Subtitle, Bigg Jus, Funkizid Soundsystem
Krems/Q-Stall: Tim Exile
Krems/Minoritenkirche: Faust
04. Mai, Korneuburg/Die Werft
Architecture In Helsinki, Battles, Gang Gang Dance, Wolf Eyes, DJ N>E>D (Overkill)
05. Mai, Korneuburg/Die Werft
DJ DSL, The 45 King, Beat Connection Jam, Kool Keith, Echo Depth Finders
06. Mai, Korneuburg/Die Werft
Three Silver Mt. Zion & Tra-La-La Band, Kammerflimmer Kollektief, No-Neck Blues Band (NNCK), DJ J.G. Thirlwell
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