Akzente_Dead Man Walking VII

Zweck, Ziel & Rock'N'Roll

Auf 1.040 Metern Seehöhe wird im oststeirischen Miesenbach für einen guten Zweck aufgegeigt. Anstatt Amnesty-Keilern gibt’s ein Festival mit feiner Musik.    23.06.2005

Ob es Punschstandeln an kalten und verschneiten Wintertagen sind oder Ute-Bock-Veranstaltungen in der wärmeren Jahreszeit, die sich dem Dienst von guten Sachen verschrieben haben: "Trinken für einen guten Zweck" ist ein geflügeltes Wort, eine eigene Kultur geworden. Das ganze Jahr über kann man helfen und spenden, ohne bei der vielen Trinkerei jemals ein schlechtes Gewissen zu haben. Nicht viele Veranstaltungen aber haben in ihren Inhalten ("Wofür wird eigentlich gesoffen?") einen derartigen Tiefgang wie das "Dead Man Walking"-Festival im oststeirischen Miesenbach.

Unter der Schirmherrschaft von Amnesty International findet dieses Open-Air-Konzert bereits zum siebenten Mal statt. Hauptact des Abends sind Christoph & Lollo, die mit ihrem aktuellen Album "Trotzdemtrotz" den Absprung vom Bakken der kultigen Schispringer-Lieder geschafft haben und nun zeigen, daß sie auch über die Lugners, Deutschrock und den Zivildienst sinnieren können. Neben den Publikumslieblingen und Local Heroes The Lopaso werden mit Bands wie Ernst, Infested und Toxic Toy insgesamt neun Acts zahlreicher Musikgenres für Spaß und Kurzweiligkeit sorgen.

Mit dem Reinerlös aus Festivaltickets und Spenden jedweder Art werden wie im Vorjahr Kampagnen der Menschenrechtsorganisation unterstützt, die sich für die Menschenrechte von Frauen einsetzen. Ein beträchtlicher Teil davon geht an Guatemala. Die Aktivistin Sonja Perkic-Krempl, Mitglied der veranstaltenden Amnesty-Splittergruppe "46", setzt sich seit Jahren vor Ort für die Rechte der armen Landbevölkerung und vor allem für Frauen im vom Bürgerkrieg gebeutelten mittelamerikanischen Land ein.

Aber nicht nur der Zweck des Festivals ist erwähnenswert: Organisator Reinhard Pöllabauer und sein Team veranstalten in Miesenbach auf 1.040 Metern Seehöhe eines der höhstgelegenen Festivals Österreichs – ein Pulli über dem Ché-T-Shirt wird den Konzertbesuchern wärmstens nahe gelegt. Mystisch sind die beiden Namensgeber des Festivals: Zum einen steht auf einer Anhöhe nahe des Festivalgeländes, die "Toter Mann" getauft wurde, eine legendenumrankte Kapelle. Zum anderen ist "Dead Man Walking" in den USA der Ruf des Gefängniswärters beim Gang des Verurteilten zur Hinrichtung. Für die Abschaffung der Todesstrafe tritt Amnesty International schon lange ein.

David Krutzler