Akzente_Saybia live

Danish Dynamite

Das kleine P.P.C. in Graz braucht sich in puncto Sympathiefaktor vor den etablierten Wiener Hallen nicht zu verstecken - wovon man sich bei diesem Konzert überzeugen konnte.    14.02.2005

Saybia haben den Blues. Drauf. Sie haben den Blues sogar so gut drauf, daß er nicht aus Traurigkeit oder nordländischer Introvertiertheit entsteht, sondern rein per Assoziationskette. Wenn der dänische Sänger Søren Huss aus reiner Launenhaftigkeit heraus den Blick gen die unzählig umherschwirrenden Rauchschwaden wirft, daraufhin verwirrt einen Satz in die Menge schmeißt ("There’s Something In The Air") und nach einigen Sekunden dem verzauberten Publikum mit dem Wort "Blues" stolz die Antwort seines lauten Denkens präsentiert, kann er nicht anders und muß dieses abstrakte Wort musikalisch ummalen. Worauf natürlich die Band ebenfalls nicht anders kann und zusammen mit dem Frontmann jammt.

Die Dänen sind ja irgendwann im Jahr 1992 als Außenseiter Fußball-Europameister geworden, und seit 1993 geistert – zumindest hoch im Norden – der Name Saybia herum. Dieses Selbstbewußtsein, als sympathischer Underdog bestehen zu können, scheinen die fünf Jungs ebenso in sich zu haben wie damals die Nationalmannschaft. In ihrer Heimat seit ihrem Debüt-Longplayer "The Second You Sleep" längst Helden, erspielen sich die Jungs rund um den ruhigen Sänger und Texter Søren seit dem zweiten Album "These Are The Days" auch in unseren Breitengraden einen respektablen Status. Und die ehemalige Kulturhauptstadt Graz scheint Saybia seit ihrem Arcadium-Konzert letzten Herbst zu Füßen zu liegen.

Angenehm gefüllt präsentiert sich das P.P.C., will zusammen mit den etwa 400 großteils in Jacken gehüllten Protagonisten im Publikum der Eiseskälte trotzen. Dies gelingt freilich erst mit den freundlichen Menschen auf der Bühne: Der erste Ton der akustischen Gitarre sorgt für wohlige Wärme, versprüht Leichtigkeit in der sowieso schon sympathischen Konzert-Location. Daß Søren gemeinsam mit seinem Gitarrist Sebastian Sandstrøm auch ordentlich rocken und einheizen kann, beweisen die zufriedenen Gesichter der ohne Partner zum Anlehnen gekommenen Menschen. Facettenreich zwischen ausufernden melancholischen Momenten und nach vorne preschenden Gitarrenwänden versuchen Saybia den Gig zu gestalten. Lustigerweise fällt genau in den ruhigen Augenblicken auf, daß Keyboarder - obwohl sie lächeln und sich dauernd verbeugen wie Jess Jensen – niemals so cool werden können wie im gleißenden Scheinwerferlicht stehende Gitarristen.

Wer glaubt, daß man mit der hippsten Radio-Single ein Konzert beendet, hat sich bei Saybia ordentlich geschnitten: Der frenetische Applaus nach einer Stunde bewegt die Jungs nach dem Abgang bei ihrer ohrwurmtauglichsten Nummer "I Surrender" dazu, exakt ein halbes Stündchen dranzuhängen und bedanken sich mit einem avantgardistischen, in sich verstrickten und verhäkelten musikalischen Feuerwerk, daß man meinen könnte, diese Dänen haben das Improvisieren erfunden.

All das gilt es bei einem weiteren Österreich-Gig selbst zu überprüfen und zwar schon morgen, am 15. 2. im Wiener Flex.

David Krutzler

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