Pierre Boulez - Anthèmes 2/Répons
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Ensemble Intercontemporain
Pierre Boulez
8./9. Mai 2004; Museumsquartier Halle E
Dank der Wiener Festwochen hatte man das Glück, den vielschichtigen Dirigenten/Komponisten mit zwei seiner bedeutendsten Werke erleben zu dürfen. 11.05.2004
Der 1925 geborene Pierre Boulez ist Klassikkennern sowieso schon lange ein Begriff. Immer wieder bestätigt er seine Berühmtheit als Dirigent in Opern- und Konzerthäusern. Daß er nun endlich einmal auch als Interpret seiner eigenen Werke in Wien zur Geltung kommt, ist ein Verdienst von Hans Landesmann, der als Festwochen-Manager (heuer leider zum letzten Mal) sehr rührig ist. Hoffentlich wird ihm ein gleichwertiger Ersatz folgen...
Boulez führte am 8. und 9. Mai in der Halle E des Museumsquartiers seine Werke "Anthèmes 2" und "Répons" auf. Ersteres ist ein Opus für Solovioline und sechs Lautsprecher, während "Répons" ein Werk für sechs Solisten, Kammerensemble, Computerklänge und Live-Elektronik ist.
Nach Intention des Maestros muß man zumindest zu 50 Prozent ein Informatiker sein, um die Werke ausführen zu können, da die Computer hier das Geschehen bestimmen. In den "Anthèmes 2" spielte die hervorragende Konzertmeisterin des Ensembles Intercontemporain, Hae-Sun Kang, die Solovioline. Das Stück für sie dauert etwas über drei Minuten, die Gesamtlänge des Werkes beträgt etwa 25 Minuten. Das ist deswegen möglich, weil die Software des Institutes Ircam auf hervorragende Weise die gerade gespielten Töne der Solistin sampelt, gespeicherte Klänge dazuspielt usw. Das Stück war eine Bewährungsprobe sowohl für Künstler als auch Technik. Formal ist es für die Geige eine Phantasie über einige Themen, die sehr an Strawinsky erinnern.
Der Hauptteil des Konzertes war zweifellos "Répons" (franz. für "Antwort"), das - wie der Name schon sagt - an die mittelalterlichen Responsorien erinnert. Boulez will das Stück nur in Hallen aufgeführt haben, um die Raumklangeffekte zu realisieren. Das grandios spielende Ensemble Intercontemporain begann das ca. 45 Minuten dauernde Werk mit einer Einleitung, wonach dann die sechs im Raum verteilten Instrumentengruppen einsetzten. Nach und nach verdichtet sich labyrinthhaft das Geschehen, um sich im Finale in "Schönheit" aufzulösen.
Das Konzert in der Halle E des Museumsquartiers war eine Sternstunde der modernen Musik, die ihresgleichen sucht. Wenn sie auch den Hörer emotionell nicht berührt - faszinieren tut sie bis zur Erschöpfung. Wer Boulez noch live erleben will, hat demnächst Gelegenheit dazu: bei der Aufführung von drei Einaktern von Manuel de Falla/Igor Stravinsky/Arnold Schönberg.
Pierre Boulez - Anthèmes 2/Répons
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Ensemble Intercontemporain
Pierre Boulez
8./9. Mai 2004; Museumsquartier Halle E
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
Nicht nur Thomas Angyan, der zukünftige Ex-Chef des Wiener Musikvereins, hätte sich den Abschluß seiner Karriere - ebenso wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer - anders vorgestellt. Wie so viele Kulturschaffende gingen beide der angeblichen Pandemie in die Falle.
Wer Rudolf Buchbinder ist, braucht man eigentlich niemandem mehr zu erklären. Der sich im 74. Lebensjahr befindende Star-Pianist ist in Kulturkreisen weltweit ein Begriff - und vor allem in Sachen Beethoven eine Kapazität, an der man nicht vorbeigehen kann und darf.
Pech oder Schicksal - wie auch immer man es bezeichnen mag: Daß die großartige Berliner "Carmen" schon nach der zweiten Aufführung von Amts wegen gestoppt werden musste, hätte sich niemand gedacht. Jetzt kann man sie wohl einige Zeit nur als Stream oder Aufzeichnung betrachten. Die Staatsoper unter den Linden zeigt mit ihr jedenfalls, daß sie dank ihrer hervorragenden Musiker viele der angeblichen Spitzenhäuser übertrifft.
Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
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