Kraftwerk live
ØØØØØ
15. Mai 2004, Gasometer (Wien)
Nach 13 Jahren Live-Abstinenz beehrten die deutschen Elektronikpäpste am 15. Mai endlich wieder ihr Wiener Publikum. Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. 17.05.2004
Pünktlich um 20.30 Uhr erlosch im Saal das Licht. Mit dem Intro "Meine Damen und Herren, Ladies and Gentlemen, heute abend die Mensch-Maschine Kraftwerk" wurde das Publikum bereits in euphorische Stimmung versetzt. Dann eröffnete die Nummer "Die Mensch-Maschine" auch gleich den Abend - und anders als auf den offiziellen Kraftwerk-Website-Photos erschienen die Herren Hütter, Schneider, Schmitz und Hilpert nicht in ihren schwarzen Lederjacken, sondern in dunkelgrauen Anzügen mit roten Hemden, ganz im Stil ihrer Pressebilder von 1978.
Überwältigend war vom ersten Augenblick an die visuelle Ausstattung der Show. Eine gigantische Videowand nahm die gesamte Bühnenbreite ein und wurde mit minimalistischen, intensiven Farben und Filmen beleuchtet, jeweils passend zum laufenden Song und auf die Sekunde genau mit der Musik abgestimmt. Schon als zweite Nummer kam dann eine große Überraschung: "Expo 2000" wurde in einem Detroiter Remix im Uptempo-Stil präsentiert. Es folgten beide Versionen von "Tour de France" und das Stück "Vitamin" vom neuen Album, und dann ging es an die Greatest Hits: "Autobahn", "Das Model", Neonlicht" und eine sensationelle Version von "Trans Europa Express" folgten Schlag auf Schlag, abgelöst von einer interessanten Vermischung der alten und neuen "Radioaktivität".
Nach einer kurzen Pause folgte dann ein Block mit Stücken aus "Computerwelt", und die vier Herren betraten mit rot leuchtenden Krawatten wieder die Bühne. Einen weiteren Umbau später durfte dann auch eines der Highlights aller Kraftwerk-Shows nicht fehlen. Die Musiker ließen sich beim Stück "Die Roboter" wieder einmal von ihren mechanischen Alter egos auf der Bühne vertreten.
Gegen Ende erlebte man dann noch eine sensationelle visuelle Umsetzung neuer Songs, bei denen die Herrenanzüge durch phosphoreszierende Trikots ersetzt wurden. "Musique Non Stop" vom Album "Electric Café" bildete den endgültigen Abschluß des 140-Minuten-Sets; jeder Musiker spielte noch ein kleines Solo, bevor er endgültig die Bühne verließ. Damit wurde gleichzeitig etwaigem Geunke entgegengetreten, die Musik käme einzig von der Festplatte.
Was die große Faszination dieser Band ausmacht, ist die Tatsache, daß Kraftwerk in ihrer dreißigjährigen Karriere keinen einzigen Fehler gemacht haben. Ihr minimaler Output steigert die Gier nach ihren Alben genauso wie die nach ihren Auftritten, und sie zeigen sich dabei nicht einfach als Band, sondern vielmehr als Gesamtkunstwerk. Jeder Ton, jedes Bild sitzt perfekt, und - am wichtigsten - kein einziger ist jemals zuviel. Kraftwerk sind die Meister fast britisch anmutenden Understatements und lassen einen mit staunendem Blick und verzückten Gehörgängen zurück.
Ach ja, und der Sound, der bei Kraftwerk live natürlich immer fast Studioqualität erreicht, war nach einiger Zeit sogar überraschend gut; das ist an sich schon ein kleines Kunstwerk, wenn man bedenkt, daß das Konzert im Wiener Gasometer stattgefunden hat, der Halle mit der schlechtesten Akustik und dem unsympathischsten Personal in ganz Wien.
Zum Abschluß noch ein kleiner Trost für alle, die trauern, weil das Konzert vorüber ist: Im Mai erscheint - längst überfällig - der gesamte Band-Katalog auf remasterten CDs mit (noch!) längeren Versionen, originalem Artwork und endlich einmal adäquatem Sound. Hurra!
Kraftwerk live
ØØØØØ
15. Mai 2004, Gasometer (Wien)
Die Düsseldorfer Elektroniklegenden haben offensichtlich von den vielen Raubpressungen die Nase voll und bringen endlich ein offizielles Live-Album auf den Markt.
Eine wiederauferstandene deutsche Kultband zeigt den Jungspunden, wo der Bartel den Most herholt. Diesmal nicht nur auf Kassette.
Wie ein Berserker bastelt Steve Stapleton an seinem Klanguniversum - und schiebt drei neue Werke nach.
Zwei Damen liefern ein wunderbares Beispiel dafür ab, was man an klassischer Avantgarde alles hassen kann.
Die Edition Phantasia legt mit "Esswood House" eine seltene Novelle des renommierten Horror-Autors erstmals in ungekürzter Form auf.
Ambient, die x-te: ein weiteres angenehmes Album voller wabernder Elektronik-Sounds reiht sich nahtlos in eine lange Liste ein.
Kommentare_