Akzente_Klangwelt Sofiensäle

Von Aida bis Zarathustra

Aus einem edlen Ballsaal wurde eine der gesuchtesten Klassik-Aufnahmestätten; später verkam das Gebäude zur Party- und Clubbing-Location und schließlich zur Brandruine. Eine Ausstellung zeigt die große Musikgeschichte des Hauses.    31.10.2002

Das Herbert-von-Karajan-Centrum präsentiert derzeit eine hochinteressante Ausstellung über die (hoffentlich noch nicht ganz) verblichenen Wiener Sofiensäle. Dieses geschichtsträchtige Gebäude, das jetzt offenbar einer miserablen Grundstücksspekulation zum Opfer fallen soll, diente fast genau 30 Jahre lang der Plattenfirma Decca als Aufnahmestudio. Für Stardirigenten wie Karajan, Karl Böhm, Sir Georg Solti usw. war das Gebäude in der Marxergasse (3. Bezirk) ein zweites Opernhaus.

Das ursprünglich als Badeanstalt konzipierte Haus konnte mit einer grandiosen Akustik aufwarten; hier wurde das Schlagwort "sonic stage" (d. h. in etwa: Bühneneffekte im Aufnahmestudio) erstmals realisiert. Ein Zeugnis für die grandios fortschrittliche Aufnahmetechnik ist unter anderem der legendäre "Solti-Ring" (von Richard Wagner), der bis heute unerreicht ist. Die Grundlage der interessanten Ausstellung bilden die zahlreichen Photos, die anläßlich der diversen Sitzungen gemacht wurden; dazu gibt´s jeweils Kopfhörer, die das Ergebnis akustisch illustrieren. Da der Autor dieser Zeilen selbst das Glück hatte, bei vielen der Aufnahmen anwesend sein zu können, weckt diese Ausstellung schöne Erinnerungen. Doch nicht nur "Veteranen", sondern auch Newcomer, die sehen wollen, wie solch legendäre Tonproduktionen zustande kamen, werden davon beeindruckt sein.

Herbert Hiess

Klangwelt Sofiensäle


29. 10. bis 23. 11. 2002
Herbert-von-Karajan-Centrum
1010 Wien; Kärntner Ring 4; Tel.: 01/50600-100
Öffnungszeiten:
Di. 14-18 h; Mi. 14-20 h; Do. & Fr. 14-18 h, Sa. 12-16 h
So., Mo. & Feiertag geschlossen

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