Karajan oder Die Schönheit, wie ich sie sehe
ØØ
Ö 2008
Regie: Robert Dornhelm
Ausstrahlungszeiten:
ORF 2: 4. April 2008, 22.30 Uhr
3Sat: 4. April 2008, 20.15 Uhr
Regisseur Robert Dornhelm sollte mit seinem Karajan-Film den Höhepunkt zum Jubiläumsjahr liefern. Stattdessen wurde aus einer beabsichtigten Doku eine wilde und zusammenhanglose Abfolge kurz und klein geschnittener Live-Auftritte und Interviews. 04.04.2008
Im Rahmen einer Sondervorführung wurde Robert Dornhelms Film "Karajan oder Die Schönheit, wie ich sie sehe" am Abend des 30. März in der Wiener Staatsoper erstmals präsentiert. Die Erwartungen waren sehr hoch, umso enttäuschender präsentierte sich dann allerdings das Ergebnis. Anstatt einer Dokumentation bekam man eine wilde Anhäufung von Interviews und Filmsequenzen serviert.
Dabei hatte der Abend schon merkwürdig begonnen - mit einer Reihe befremdlicher Ansprachen. Erst versuchte Operndirektor Ioan Holender Karajan zu würdigen, was am Anfang recht gut gelang, leider aber in unverständlichem Gebrabbel endete. Das wäre normalerweise nicht der Rede wert, doch da sich Herr Holender im Film über Karajans undeutliche Sprechweise mokiert, gehört es erwähnt. Dann kam das Dreigestirn aus ORF-Generalintendant Wrabetz, Novomatic-Generaldirektor Dr. Franz Wohlfahrt (als Hauptsponsor) und Jan Mojto (als Produzent). Richtig drollig, wie sehr sich die drei Herren im Eigenlob suhlten! Vor allem Wohlfahrt klopfte sich - bildlich gesprochen - selbst die Schultern blau, so sehr lobte er sich und "seine" Firma. Wer weiß, daß Novomatic auf dem Glücksspielsektor tätig ist, kann sich unter Umständen selbst die Frage über Ethik beim Sponsoring stellen. Aber Geld stinkt ja bekanntlich nicht ...
Der Film selbst ist vom professionellen Standpunkt mehr als undurchsichtig. Wir haben es hier mit vielem zu tun - aber ganz sicher nicht mit einer Dokumentation. Das vorliegende Elaborat ist eher eine bunte Mischung aus Filmszenen, Wortspenden, Proben- und Konzertausschnitten. Der rote Faden fehlt da genauso wie der Doku-Charakter. Interview-Ausschnitte in der Länge von wenigen Sätzen wechseln so rasch mit anderen Szenen, daß der Zuseher recht rasch ermüdet und selbst oft den Anschluß verliert.
Interessant ist auch die selektive Auswahl der Gesprächspartner. Bei den Dirigenten ist Sir Simon Rattle ebenso vertreten wie Christian Thielemann und Seiji Ozawa. Es wäre interessant zu erfahren, warum Claudio Abbado und Zubin Mehta nicht dabei sind - gerade diese beiden Künstler wurden von Karajan in ihrer Karriere mehr als unterstützt. Dafür wird Ewald Markl (Klassik-Manager und zuletzt Produzent bei der Deutschen Grammophon) sträflich schwach eingesetzt. Als lebendes Kompendium von Sach- und Personenkenntnis hätte er sicher weit mehr Informationen liefern können als beispielsweise der deutsche Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Viele Wortspenden sind genau das, was Rattle in dem Film behauptet, nämlich bullshit, mit dem man ganz Mitteleuropa versorgen könnte.
Der Rest des Streifens ist eine beliebige Abfolge aus Konzertmitschnitten, Probenaufnahmen etc. Beeindruckend ist jedoch der Ausschnitt aus dem zweiten Satz der 9. Symphonie von Anton Bruckner, in dem sich die Wiener und die Berliner Philharmoniker immer wieder abwechseln. Die Schnitte sind großartig, und es ist interessant zu beobachten, daß (mit einigen Jahren Unterschied) Karajans Tempo völlig gleich ist.
Letztlich könnte man es mit diesem Film halten wie mit dem Unterschied zwischen Gourmet und Gourmand. Während letzterer ein Vielesser ist und ihm nach der Mahlzeit bestenfalls schlecht wird, genießt der Gourmet kleinere Mengen und fühlt sich danach wohl. So ist es auch hier - weniger wäre offenbar doch mehr gewesen. Und der Genußfaktor hätte sich dann auch prompt eingestellt.
Karajan oder Die Schönheit, wie ich sie sehe
ØØ
Ö 2008
Regie: Robert Dornhelm
Ausstrahlungszeiten:
ORF 2: 4. April 2008, 22.30 Uhr
3Sat: 4. April 2008, 20.15 Uhr
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
Nicht nur Thomas Angyan, der zukünftige Ex-Chef des Wiener Musikvereins, hätte sich den Abschluß seiner Karriere - ebenso wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer - anders vorgestellt. Wie so viele Kulturschaffende gingen beide der angeblichen Pandemie in die Falle.
Wer Rudolf Buchbinder ist, braucht man eigentlich niemandem mehr zu erklären. Der sich im 74. Lebensjahr befindende Star-Pianist ist in Kulturkreisen weltweit ein Begriff - und vor allem in Sachen Beethoven eine Kapazität, an der man nicht vorbeigehen kann und darf.
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Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
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