Kolumnen_Zapped
Humor ist Männersache
Cindy aus Marzahn scheint zu beweisen, daß Frauen nur dann witzig sein können, wenn sie sich Neon schminken und anziehen wie eine Mischung aus Tinkerbell und die Rose aus dem Gemeindebau. Aber müssen Frauen wirklich erst den Mut zur Häßlichkeit zeigen, um auf der Humorebene zu überzeugen? 23.05.2011
Es ist ein Kampf der Nationen, ein Kampf der Religionen, ein Kampf der Geschlechter: Nie wurde ein Krieg härter geführt als an der Front des Humors. Daß Deutsche nicht lustig sind, wissen wir. Daß Moslems lustig sind, wollen wir gar nicht wissen. Und daß sogar Frauen lustig sind, kann keiner wissen - sie sind in der Humorbranche so dünn gesät wie Eierschwammerl in der Wüste.
In Film und Fernsehen haben Frauen nicht viel zu lachen. Sie kreischen und fallen bei der Flucht vor dem Serienkiller. Sie schauen verliebt in Liebeskomödien. Sie kämpfen mit Schwert, Degen oder Kalaschnikow, sie sind verantwortungsbewußt, selbstbewußt und umweltbewußt. Aber witzig? Paßt nicht.
Nehmen sich Frauen im Fernsehen zu ernst? Ist ihnen das Lachen vergangen oder sind ihre Rollen einfach nur lächerlich? Warum können sie sich nicht genauso zum Deppen machen wie jeder vernünftige Mensch?
Humor soll ja sein, wenn man trotzdem lacht. Aber ich kann nicht einmal schmunzeln über den Schmafu, den mein Freund lustig findet. Er zerkugelt sich über den rosaroten Panther, ich steh auf die Simpsons, er mag die drei Amigos, ich lache über meinen Freund, wenn er sich die drei Amigos ansieht.
Unser kleinster gemeinsamer Nenner sind die Monty Pythons - über die können wir beide von einem Ohr zum anderen grinsen, aber wenn man sich die Alphatierchen der Truppe anschaut: alles Männer, auch in Frauenrollen. Und wo wir schon bei den Simpsons sind: Wer kassiert da die meisten Lacher, etwa Marge und Lisa? Njet.
Man braucht schon Röntgenaugen, um die Frauen mit Spaßappeal im Fernsehen zu lokalisieren. Und zwar die, die sich nicht extra häßlich machen müssen, um ihr Humorpotential zu unterstreichen. Aber es gibt sie doch, und ich zerre sie jetzt ans Licht der Öffentlichkeit, damit sie dort bleiben und sich nicht mehr hinter den männlichen Kollegen verstecken.
Auf der Humorskala ganz oben steht natürlich Anke Engelke: Zwar eine Deutsche, hat aber ein Mundwerk wie ein Maschinengewehr, ist überraschend lustig, und zudem vorzeigbar - danke, Anke!
Eva Marold frißt ebenfalls Clowns zum Frühstück, anders sind ihre Kommentare bei "Was gibt es Neues" nicht zu erklären - die Wuchteldichte erreicht sonst nur Niavarani, und der ist schließlich Österreichs lustigster Österreicher aus Persien.
Natürlich gibt es auch andere Frauen, die gern im Scherzkisterl schlafen, Susanne Pöchacker ist zum Beispiel so eine, die schläft nicht nur drin, die wohnt drin. Und wenn wir den deutschsprachigen Raum verlassen, dann entdecken wir noch mehr komisches Talent: Ellen Degeneres, Tina Fey (grandios als Sarah Palin!) oder Roseanne sind zwar ganz unterschiedliche Charaktere, aber gut lachen haben sie alle; könnte auch an ihren Gagen liegen.
Auf der anderen Seite der Front werden jedoch schwere Geschütze aufgefahren: Simon Pegg, Loriot, Ricky Gervais, Christoph Maria Herbst, Alfred Dorfer, Harald Schmidt - die Liste der Humorgeneräle ist endlos, die Übermacht gewaltig, die Kapitulation nur einen Konservenlacher weit entfernt. Aber geben wir deswegen auf? Schüchtert uns das ein? Nein, stur wie Kathryn Bigelow kämpfen Frauen weiter gegen die Männerdomäne an, zielen mit humoristischen Spitzen gegen das Klischee und schreien im Chor: "So lustig wir ihr sind wir schon lang!" Erste Bewegungen im männlichen Lachmuskel werden demnächst erwartet.
Es wäre ein lohnendes Ziel, das Kriegsbeil zu begraben und irgendwann gemeinsam zu lachen. Ob es den globalisierten, "gegenderten" Humor wirklich gibt, wird die Zukunft zeigen; ich hoffe es allerdings nicht.
Am Ende lach ich sonst noch über die drei Amigos.
Kommentare_
Was ist mir French and Saunders?
Da klatscht sie sich an den Kopf und schreit: ACH JA!
Stimmt, die sind verdammt witzig.
Daß ich "French & Saunders" fast so unterhaltsam finde wie die typisch germanische Krampftante Engelke, mag meinem fortschreitenden Alter geschuldet sein. (Immerhin braucht sich Letztere nicht erst zu verkleiden, um den oben erwähnten "Mut zur Häßlichkeit" zu beweisen.)
Dem archetypische Paradoxon "Deutscher Humor" stehen nur wenige - der notwendigen, regelbestätigenden - Ausnahmen gegenüber: Heinz Rühmann etwa (in seltenen Momenten), oder Karl Valentin. Harald Schmidt zählt sicher nicht dazu; er bedient bloß jenes Publikum, das bereits intelligent genug ist, ohne Lachkommandos Marke "Mainzer Karneval" zurechtzukommen.
Was den Deutschen ihre Fanfaren sind, ist den Amerikanern (die im englischen Sprachraum eine ähnliche Position belegen wie die Germanen im deutschen) der eingespielte Gelächter-Soundtrack. Leider haben sie vergessen, derlei bei den "Simpsons" - oder gar dem unsäglichen "South Park" - anzufügen, weshalb wir auf die Expertisen von deutschen Journalisten angewiesen sind, um das Humorpotential dieser Serien ausloten zu können.
Denn die "Lachkonserve" hilft, uns bei der Suche nach der Pointe zu entspannen; und bei halbwegs witzigen Serien wie mit Al Bundy oder "Alf" rettet sie uns über die Hemmschwelle. (Bei Peinlichkeiten wie "Roseanne" sorgt sie allerdings nur für zusätzliche Irritation.) Ursprünglich sollte sie ja die Reaktionen des Theaterpublikums substituieren - nachzuhören etwa in dem nahezu unerreichten Klassiker "Dinner For One". Große Komiker wie Buster Keaton mußten ohnehin ohne Ton auskommen.
Was sich mit Text erreichen läßt, zeigten Farkas/Waldbrunn oder Bronner/Qualtinger; in der "Simpl"-Tradition ist Michael Niawarani ein trauriger Epigone ... aber seien wir nicht so streng. Mag er auch gegen Thomas Maurer oder Roland Düringer nicht bestehen, so ist er doch weit von den Niederungen eines Alexander Bisenz entfernt. (Ganz zu schweigen von dem Duo Inferior Stermann/Grissemann - nun, hier wären wir ja halbwegs wieder in Deutschland angelangt.)
Apropos: Aggressive Hysterie als Destillat des Humors repräsentiert auch "Jackass" - die jeglichen Charmes entkleidete Brutalität eines Carl Barks (oder von "Tom & Jerry"). Jim Carrey soll einmal gesagt haben: "Entweder wurde ich Komiker, oder ich hätte Leute mit einem Maschinengewehr niedergemäht". Das merkt man - und hat bei den Auftritten dieses mediokren Mimen stets das beklemmende Gefühl, er wäre in einer geschlossenen Anstalt besser aufgehoben.
Ja, Humor ist Männersache. Weil er per se aggressiv ist. Liesl Karlstadt war ohne Karl Valentin allenfalls ganz nett; Figuren wie "Cindy", "Roseanne" oder "Hella von Sinnen" funktionieren nur quasi geschlechtslos, als fette Clowns. Tatsächlich komikbegabte Frauen wie z.B. Katharine Hepburn, Jamie Lee Curtis oder Monika Gruber scheinen ja - vom Phänotyp her - mit einer höheren Dosierung von Testosteron gesegnet zu sein.
Oder aber sie rangieren unter <jenseits von>, wie die wirklich witzigen "Golden Girls" ... wer immer auch deren Drehbücher geschrieben haben mag.