Kolumnen_Keine Panik #41: Es ist nur ...

Wachkoma

Hören Sie endlich mit ihren langweiligen Alpträumen auf, in denen sich immer alles darum dreht, daß Sie nackt vor Ihren Bürokollegen stehen! Der wahre Alptraum ist viel schlimmer - und Sie können niemandem davon erzählen.    13.10.2009

Woran Sie es merken: Wenn Sie Glück haben, gar nicht. Da sie jedoch treuer Leser dieser Kolumne sind, wissen Sie, daß Sie kein Glück haben. Also liegen Sie da, können weder Ihre spärlichen Bewegungen kontrollieren noch sich der Umwelt mitteilen, kriegen aber unter Umständen mit, daß man mit Ihnen kommunizieren will.

 

Was es ist: das apallische Syndrom alias Wachkoma, ein Funktionsausfall der Großhirnrinde bei gleichzeitigem Funktionieren der lebenswichtigen Gehirnzentren. Das Koma an sich ist eine sehr tiefe Betäubung, die durch eine schwere Krankheit oder Schädelverletzung hervorgerufen wird. Beim Wachkoma wiederum liegen Sie mit offenen Augen im Bett, können aber keinerlei Kontakt mit der Außenwelt aufnehmen - weder durch Sprache noch durch Bewegung oder gezielte Reaktionen.

 

Woher es kommt: Meist tritt das apallische Syndrom als Folge schwerer Schädel-Hirn-Verletzungen (etwa nach Unfällen oder Gewalteinwirkung) auf, es kann aber auch Resultat eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarkts sein, bei dem für einige Zeit die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn unterbrochen wird. Dadurch wird die Verbindung zwischen dem Stammhirn (automatische Funktionen) und dem Großhirn (zuständig fürs Bewußtsein) unterbrochen.

 

Was passieren kann: Herrgott, was soll denn noch Schlimmeres passieren?! Sie haben in den ersten drei Monaten eine etwa 20prozentige Chance, das Bewußtsein wiederzuerlangen; danach nur noch zehn Prozent. Behinderungen bleiben fast immer zurück.

 

Was Sie dagegen tun: Nichts. Dazu sind nur Ihre leidenden Angehörigen und das Pflegepersonal in der Lage.

 

Peinlichster Moment: Wenn Sie hören, was man über Sie redet, und nicht widersprechen können.

Peter Hiess

Kommentare_

Print
Klaus Ferentschik - Ebenbild

Doppelgänger-Phantasie

In seinem neuen Roman erzählt Klaus Ferentschik von Spionen, verschwundenen USB-Sticks, Hagelkörnersammlern und Eisleichen. Das Ergebnis ist ein philosophisch-psychologischer Agententhriller, der mehr als doppelbödig daherkommt.  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 42

Du darfst ...

Gute Nachricht für alle Desorientierten und von Relikten der Vergangenheit Geplagten: Unser beliebter Motivationstrainer Peter Hiess zeigt Euch einen Ausweg. Und die erste Beratungseinheit ist noch dazu gratis!  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 41

Gleisträume

Will man sich in den Vororten verorten, dann braucht man auch die praktische Verkehrsverbindung. Der EVOLVER-Stadtkolumnist begrüßt den Herbst mit einer Fahrt ins Grüne - und stimmt dabei ein Lob der Vorortelinie an.  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 40

Weana Madln 2.0

Treffen der Giganten: Der "Depeschen"-Kolumnist diskutiert mit dem legendären Dr. Trash die Wiener Weiblichkeit von heute. Und zwar bei einem Doppelliter Gin-Tonic ... weil man sowas nüchtern nicht aushält.  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 39

Der Tag der Unruhe

Unser Kolumnist läßt sich von Fernando Pessoa inspirieren und stellt bei seinen Großstadtspaziergängen Beobachtungen an, die von ganz weit draußen kommen. Dort wirkt nämlich selbst das Weihnachtsfest noch richtig friedlich.  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 38

Schneller! Schneller!

Wie man hört, trainieren US-Soldaten in Manövern für die Zombie-Apokalypse. In Wien scheint sie bereits ausgebrochen. Der EVOLVER-Experte für urbane Beobachtungen weiß auch, warum.