Ringsgwandl: "Feng Shui Liadl"
Enthalten auf der CD "Der schärfste Gang" (Südpolrecords)
Nach der aufgeregten Diskussion um das letzte Miststück meldet sich der Kolumnist mit einem neuen Leser-Wunschlied zurück. 15.06.2015
Manche Dinge ändern sich einfach nie: Du wachst morgens auf - und noch bevor sich das Hirn einschaltet, singst du, daß du nur noch die Welt retten mußt oder daß Geld guat brenna tuat. Widerstand ist absolut zwecklos, das Miststück setzt sich in dir fest. Begleitet dich ins Bad, zum Frühstück und in den Job. Manchmal freust du dich, weil dir zufällig ein alter Bekannter durch die Denkmurmel stromert, manchmal ist es dir schlicht peinlich. Wer will schon gern über sieben Brücken gehen oder von Jürgen Drews in den Tag geleitet werden?
In dieser Kolumne geht es um hinterhältige und fiese Lieder, die sich in dir festsetzen.
Doch, lieber Leser, über den hochverehrten Georg Ringsgwandl wollte ich eigentlich schon immer etwas schreiben - es hat mir nur nie wirklich ins Feng Shui gepaßt, sprich: es kam immer wieder was dazwischen. Während ich aber nochmal vorsichtshalber durch die Liste der bislang veröffentlichten Kolumnen vagabundiere, bringe ich euch erst mal ein paar Zeilen aus dem wunderbaren kleinen Lied, das der Georg immer wieder mal auch zu Hackbrett usw. von sich gibt: "I schau in Buam sei Zimma nei/kreiz und quer ois durchanand/Sackradi du da da geht´s zua/Pizzaschachteln, dreckads Gwand/I frog eam ob er net irgendwann zammaramma wui/'Nein' sogt er, 'des muaß ois so bleim!/Des liegt perfekt im Feng Shui' ".
Und weil ich es vorige Woche offen und ehrlich mit der Gleichberechtigung der laut Max Goldt gottlob doch in entscheidenden Nuancen "verschiedenartigen" Geschlechter hatte, sei mir diese passende Replik erlaubt: Es gibt auch junge Mädchen, bei denen es im Zimmer "gschlampert" zugeht. Und natürlich sind die genauso wie ihr vom Schorschi besungenes männliches Pendant in der Lage, so herrlich zu argumentieren, daß man/frau nicht weiß, ob man lachen oder wütend sein soll. Es mag freilich durchaus Menschen geben, die in solcher Situation beides können - manche schreiben dann ein lustig Liadl.
Allen Eltern, die tagtäglich mit der Wohnraumhygiene ihrer Sprößlinge zu kämpfen haben wie die Ritter der Kokosnuß mit dem bösen Killerkaninchen, sei gesagt, daß sich das irgendwann prima auswächst. Hopfen und Malz sind nämlich auch dann nicht verloren, wenn sie sich als Reste in pubertär verbrauchten Bierdosen in neuartige Lebensformen verwandeln. Mein eingeborener Sohn ist das beste Beispiel, das man sich denken kann. Bis zu seinem Auszug war er die größte - ich würde sagen "Wildsau auf Gottes weitem Rund", wenn das nicht ziemlich gemein dem Borstenvieh gegenüber wäre, also sage ich - "Oberpampel", die man sich vorstellen kann. Nach der Demission von der elterlichen Scholle konnte man schlagartig vom Fußboden seiner Studentenbutze essen. Natürlich nur, wenn man nichts gegen Nudeln mit ein paar Staubmäusen einzuwenden hatte. Seit einiger Zeit heißt es bei ihm vor dem Reinkommen in die persönlichen acht Quadratmeter beispielsweise "Schuhe aus".
Das mit dem Feng Shui ist halt auch so eine Sache. Mal paßt einem das Heimgehen aus der Kneipe oder von der anregenden Diskussion mit Freunden nicht in dasselbe, weil man grad so "gut sitzt und debattiert". Mal will man früh nicht aus den Federn, weil es im "kuschlig Bettgestell" so richtig warm und wohlig ist. Und wieder ein anderes Mal ist es grad am Rhein so schön, daß man sich unter keinen Umständen fragen will, warum das nun so sei. Er plätschert einem einfach so wunderbar durch das Feng Shui.
Ihr seht schon: Das mit dem Feng Shui kann positiv und negativ sein, mal paßt es, mal paßt es einfach nicht. So ging es dem Ringsgwandl, der uns unter anderem eine schöne Version von Hendrix´ "The Wind Cries Mary" schenkte - oder uns erklärte, warum man um Himmels willen nicht alles durcheinandertrinken soll. Wie dem auch sei: Wenn man etwas Seltsames, etwas, das man grad ganz und gar nicht will, spürt, dann ist das auf Neudeutsch und völlig zu Recht übergriffig. Für mich jedenfalls ist gerade das, was der Oberbayer da beschreibt, seit jeher ein Grund, Schlafsäle etc. zu meiden. Oder anders: Es paßt einfach nie in mein ganz persönliches Feng Shui - egal, ob ich meinen Body, den Liegestuhl oder die Matratze gen Osten, Brüder, hin zur Sonne oder Richtung Bad Reichenhall hin drapiere: "Kürzlich du bei einer Bergtour/Übernachtn auf da Hüttn/Dreißg Leid im Matratzenlager/Und i drin in da Mittn/Plötzlich spür i was am Hintern/Gehst net weg du pfui/Des paßt ma momentan grad überhaupt nicht ins Feng Shui."
Bei dieser Gelegenheit möchte ich eines noch loswerden: Selbstverständlich wird es in dieser Kolumne auch weiterhin mal deftig zugehen, werde ich mir die eine oder andere Zote vielleicht auch nicht verkneifen können. Aber - und das ist der Punkt, der hier fröhlich mäandernd durch die Texte springt - ich werde auch immer wieder Stellung beziehen, wenn ich der Meinung bin, daß Dinge geradegerückt werden sollten, weil sie ungerecht sind. "´Til things are brighter", sang halt schon der von mir hochverehrte Johnny Cash. Wenn was nicht ins Feng Shui paßt, muß man es halt sagen bzw. schreiben. Der Georg Ringsgwandl macht das spätestens seit seinen ersten LPs "Das Letzte" und "Trulla Trulla" schon so.
Nächste Woche wird es hier um die Sex Pistols und ihr "Holidays In The Sun" gehen. Dieses Lied hau´ ich dann allen Schrumpfköpfen landauf, landab um die Ohren. Bis es soweit ist, solltet ihr das tun, was ihr tun müßt. Und wenn ihr eurem Chef die Möbel geraderücken oder auf den Schreibtisch ... wollt, dann macht das. Ihr wisst ja nie, ob eine passende Gelegenheit dazu wiederkommt. In diesem Sinne. Ich muß los, die Geschmackspolizei steht vor der Tür und verlangt einen sachdienlichen Hinweis von mir.
Redaktioneller Hinweis: Lesen Sie auch Manfred Preschers E-Book für die Ewigkeit: Verdammtes Miststück! Die ersten 200 Pop-Kolumnen aus dem EVOLVER
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