Kolumnen_Das Wort zum Samstag
Yo Mama!
Er begann seinen Dienst am Christenvolke im benachbarten Blog "ZiB21", bevor er aus Gewissensgründen zum EVOLVER wechselte. Bei uns läßt er jetzt gelegentlich wortgewaltige Predigten los - und der Vollständigkeit halber wiederholen wir ab sofort die ersten sechs seiner sonntäglichen Episteln auf unseren Seiten. Am Samstag. Diesmal: Nr. 2, Anfang März 2009. 11.09.2010
Und es begab sich, daß ich mitten in der Fastenzeit - vorgestern nämlich - dicht vor der Bühne eines verschwitzten Beatschuppens stand. Schließlich sind Bernie Worrell und seine Funk-Veteranen von SociaLibrium nicht jeden Tag in der Stadt, da müssen Glaubensfragen zurückstehen. Außerdem bekommt man ein so entzückendes Menschenkind wie die Schlagwerkerin Cindy Blackman auch nicht oft zu sehen ... So gegroovt habe ich das letzte Mal in unserem Waldkirchlein, als die Bauersfrauen selbst einen Gospel-Abend organisierten.
Aber sie waren auch wieder da: die schrecklichen Weiber, die ihre besten Jahrzehnte lange hinter sich haben. Seelisch aufgewühlt vom bevorstehenden Weltfrauentag, mit schmalen Lippen und fettigen Kurzhaarschnitten, nach billigem Intimspray riechend, übten sie sich im Ausdruckstanz, während sie durch Strohhalme Cuba Libres schlürften. Der Wechsel ist, wie eine hübsche junge Person neben mir ganz richtig sagte, eine furchtbare Zeit.
Was tun diese Frauen, wenn der P-Funk gerade nicht da ist und sie anderweitig ihrer verpaßten Jugend nachweinen müssen? Traurig, aber wahr: Sie halten es wie der überwiegende Rest der weiblichen Bevölkerung und gehen ins Musical - oder das, was sich in Ronacher oder Raimundtheater dafür ausgibt. Es ist ja nicht so, daß ich in meiner Zeit am Seminar keine Musicals geschaut hätte; immerhin spielte das Fernsehen damals noch echte Klassiker mit Gene Kelly und Fred Astaire - oder die opulenten Busby-Berkeley-Ausstattungsfilme, gelegentlich auch fürs Opernhaus Geeignetes wie West Side Story oder Porgy and Bess. Berufs- und geschmacksbedingt hörte mein Interesse für das Genre allerdings mit Godspell und Jesus Christ Superstar auf. Man muß wissen, wenn es genug ist.
Die unheilige Einfalt der Schreckensweiber aber hat von solchen Dingen keine Ahnung. Sie strebt in Millionenstärke in akustisch-inszenatorischen Dreck wie Cats, Evita, Elisabeth, Rudolf und wie sie alle heißen - eine sagenhafte Anhäufung von Talentlosigkeit und holprigen Schlagermelodien jedenfalls. Vor kurzem hat sich auch noch Mamma Mia! zu dieser Broadway-Parade der Peinlichkeiten gesellt und sogar im Weltkino alle Kassenrekorde gebrochen. Man stelle sich vor: Da wird man fast zwei Stunden mit Liedern der Schwedengruppe ABBA, die schon in den Siebzigern unerträglich war, behelligt und sieht in der Hauptrolle Meryl Streep, die natürlich schmallippig ist und sich im Ausdruckstanz übt.
Und so schließt sich der Kreis. Möge Gott verhüten, daß wir ihn je betreten müssen.
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