Kolumnen_Kolumnen, die die Welt nicht braucht #15

Man sollte nichts zum Ausdruck bringen

"Lies mal die Kolumne gegen", bat ich neulich einen werten Kollegen. "Geht okay", sagte der. "Ich bin allerdings altmodisch und drucke sie mir aus." Ich sage: Bitte nicht nachmachen!    22.10.2009

Einen Scanner muß keiner mehr kaufen: Man hält einfach das Dokument aus dem Fenster, wartet ein paar Minuten und holt sich den Farbscan auf orwell.google.com ab. Provokante Zukunftsvision? Nein! Google, so heißt es, will alles digitalisieren. Wirklich alles. Auch mich. Und Sie. Die Katze da drüben. Den Kaugummi unter Ihrem Schuh. Alles landet im digitalen Mahlstrom. Google Trash (trash.google.com) macht auch vor Mülleimern nicht halt. Jedes Schneuztuch wird eingescannt und ist in 3D abrufbar.

Ist das schlimm?

Ja, sagen die Verlage und Datenschützer. Die Verlage, weil Google ihnen das Brot von der Butter nimmt; die Datenschützer, weil Google nun auch jeden Zugriff auf jedes Dokument erfassen kann und daher weiß, welchen verbotenen Denker du letzten Sommer gelesen hast.

Nein, sage ich. Denn stellen Sie sich nur mal vor, all die Trilliarden von Webseiten würden umgekehrt ausgedruckt! Jeden Tag führe ein LKW vor und kippte uns ein paar Tonnen News und Blogs oder gar - Horror! - Kolumnen auf den Frühstückstisch.

Ersparen Sie bitte daher auch dieser inhaltslosen Kolumne den Ausdruck. Sie verdient es nicht. Online ist genau die richtige Form für diese Kolumne. Sie mischt sich kaum ein: Spezielle Metatags hindern Google bei Bedarf daran, sie zu archivieren, und wenn endlich einer das blöde Web wieder von PCs deinstalliert, dann ist auch diese Kolumne weg. Schneller geht´s mit (Strg/Apfel+W). Was würde meine gelöschte Kolumne von gelöschten Meisterwerken im "Projekt Gutenberg" unterscheiden? Nichts. Ergo hätte mein Werk dann endlich eine Gemeinsamkeit mit verschollenen Meisterwerken!

 

Apropos Büro: Die meisten Leser surfen dort. Zwischen 8 und 18 Uhr drängeln sich die Besucher auf dem EVOLVER, es wird geklickt, was das Zeug hält. Ja! Endlich was Kluges lesen nach all den Netz-Gazetten mit Softporno-Bildern und Boxenluder-News und den getwitterten Anmerkungen zur Nachspeise am Mittagstisch. Geht in Ordnung. Aber bitte nicht ausdrucken: Denken Sie an das papierlose Büro!

Andererseits: Wer braucht schon das papierlose Büro, wenn er haben kann, was ich Ihnen gleich beschreibe.

Nehmen Sie dazu ein Blatt Papier und gehen Sie ins Freie, weit weg, irgendwohin, wo es schön ist, an einen See zum Beispiel, auf einen Berg, an einen Strand, in eine ländliche Idylle, zu einem Plätzchen urbaner Schönheit fern des Web. Machen Sie sich frei von Filofax, Büroklammern, Tesafilm und Tippex. Verzichten Sie auf Notebook, Smartphone, Handy oder auch nur einen Stift.

 

Schauen Sie nun das mitgebrachte Blatt an.

Es handelt sich um "büroloses Papier".

 

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Das heutige Bilderrätsel:

Was zeigt dieses Bild? (Vorsicht vor dem Offensichtlichen!)

Andreas Winterer

Kommentare_

Der Onkel vom Mars - 22.10.2009 : 16.12
Das Suchbild zeigt die Display-Fratze eines Roboters, dessen Betriebssystem angesichts einer derart unbrauchbaren Kolumne abgestürzt ist ... - hab ich recht? was krieg ich jetzt?
steve mcqueen - 22.10.2009 : 18.42
unbrauchbar, von wegen! eher brauchbar, da wahr! vergesst google! ab heute über www.ixquick.com surfen!
Max - 22.10.2009 : 20.32
Sehr gut. Endlich mal was gefunden, wo ich ein bißchen schmunzeln konnte. Gut, morgen werde ich es wieder vergessen haben, doch diese Kolumne existiert weiterhin. Schauderhafte Vorstellung. Brrr....

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