Kolumnen_B. Schulz - In 100 Folgen zum Erfolg #13
Mikro-Friendship
Ein kleiner Schritt für Sie, ein großer Schritt für ... Unser Erfolgs-Coach schwört auf eine stückweise Inventur der Gesellschaft. Bald zählen Sie mit - prophezeit Barnarby Schulz. 19.12.2006
Er hat ganz unten angefangen. Heute muß man sechs Monate vor seinen Auftritten Karten vorbestellen. Barnaby Schulz reist durchs Land, füllt Sporthallen und Vereinshäuser mit seinen Motivations- und Erfolgsseminaren. Weil er ehrliche Arbeit zu schätzen weiß, schenkt er dem EVOLVER seine Weisheiten. Und wir schreiben sie auf. Lesen, sammeln, reüssieren Sie!
Consuelo Appleby ist ein amerikanischer Kollege von mir. Er hat ein sehr hübsches Modell entwickelt, an dem er demonstriert, daß sogar der Weg bis zum Job des US-Präsidenten planbar ist. Er nennt es "Micro-Friendship" - und ich habe das mal übersetzt in Mikrofreundschaft. Stimmt zwar jetzt nicht 1:1, die Übersetzung, aber für unsere Zwecke reicht sie. Das System der Mikrofreundschaft ermöglicht es dir, nach einem Algorithmus sehr schnell große Teile deiner Gemeinde, deiner Stadt, deines Bundeslandes und deiner Nation für dich zu gewinnen. Du mußt einfach jeden Tag mindest fünf der folgenden zehn Handlungen bei, mit und gegenüber dir bisher namentlich Unbekannten ausführen:
+ jemanden beim Bäcker/Metzger vorlassen
+ Tür aufhalten
+ die Hand schütteln
+ im Kino Tickets bezahlen für Menschen im hinteren Teil der Schlange (Kosten ca. € 20,-)
+ fragen, ob Begleitung auf die andere Straßenseite erwünscht
+ einen Glücks-Cent überreichen ["Den habe ich gefunden, aber ich habe schon genug Glück!"]
+ in der Bank selbstgedruckte Überweisungsbelege mit eigenem Namen für "anonyme Spende" an den Zoo oder die Krebshilfe wie zufällig liegen lassen
+ einen vorher engagierten Schauspieler im Bus verbal und friedlich davon überzeugen, daß er die anderen Fahrgäste nicht belästigen solle (Kostenpunkt ab € 80,-)
+ vorher adressierte und frankierte Briefe an die eigene Adresse mit Herz und "Dankeschön"-Sticker mit der Bitte übergeben, jemand solle sie beim Postamt abgeben oder in einen Briefkasten werfen.
Sie sind schlau und haben mitgezählt? Ja, tatsächlich besteht der Empfehlungskatalog nur aus neun Handlungen. Aber das ist typisch für Consuelo Appleby: Er sagt, daß die Zuhörer und Leser sich die zehnte Handlungsempfehlung selbst ausdenken sollen. Da ist immer some space to improve for yourself. Fill-in-strategy nennt er das. Prinzipiell sollte auch klar sein, wie das funktioniert: Du tust Unbekannten, ohne daß sie das wollen, etwas Gutes und sorgst dafür, daß sie deinen Namen kennenlernen. Das ist die Expreßvariante des Freundwerdens. Appleby hat ausgerechnet, wie lange Mikrofreundschafts-Netzwerke brauchen, um sich auszudehnen.
+ nach einem Jahr: Bekanntheitsgrad wie ein Lehrer nach 25 Berufsjahren
+ nach zwei Jahren: Bekanntheitsgrad wie ein Bezirksbürgermeister
+ nach drei Jahren: Bekanntheitsgrad wie Soap-Nebendarsteller
+ nach fünf Jahren: Bekanntheitsgrad wie Barnaby Schulz
Hähä, das war ein Scherz als Rausgeher. Meine Bekanntheit erreichst DU niemals! Aber versuchen kannst du´s wenigstens ...
Dein
Illustration:
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