AC/DC: "Hell´s Bells"
Enthalten auf der CD "Back in Black" (Epic/Sony Music)
Das ist mal wieder peinlich, findet Manfred Prescher. Er hat sich in der Zeile geirrt und erzählt, daß heute der Leserwunsch Massive Attack erfüllt werden soll. Aber der ist noch gar nicht dran. Macht aber nix, oder? Die Höllenglocken tun´s ja auch. 11.05.2015
Manche Dinge ändern sich einfach nie: Du wachst morgens auf - und noch bevor sich das Hirn einschaltet, singst du, daß du nur noch die Welt retten mußt oder daß Geld guat brenna tuat. Widerstand ist absolut zwecklos, das Miststück setzt sich in dir fest. Begleitet dich ins Bad, zum Frühstück und in den Job. Manchmal freust du dich, weil dir zufällig ein alter Bekannter durch die Denkmurmel stromert, manchmal ist es dir schlicht peinlich. Wer will schon gern über sieben Brücken gehen oder von Jürgen Drews in den Tag geleitet werden?
In dieser Kolumne geht es um hinterhältige und fiese Lieder, die sich in dir festsetzen.
"100.000 Höllenhunde noch mal", würde der gute alte Kapitän Haddock justament in dem Moment ausrufen, in dem nach viermaligem Glockenschlag Angus Young in seine Gitarrenseiten greift und loslegt. Ja, verdammt, gibt es das? Dieses genial einfache und einfach geniale Riff funktioniert einfach seit der Frühzeit vor sich hin. Es gefällt der besten Liebespartnerin von allen genauso wie dem Typen, der vom Haus gegenüber aus immer wüsten Trashmetal auf das unwillig entsetzte Volk losläßt.
Für den einen ist es Lärmbelästigung, für den anderen der wahrscheinlich ohrenbetäubendste Spaß überhaupt. Und ganz nebenbei hat "Hell´s Bells" mehr heilsame Kraft als ein gesamter Gottesdienst oder die gesammelten Meditationsgesänge des holländischen Gurus Hein - nein, nicht Blöd, sondern - Brat. Und das liegt an der kathartischen Wirkung, die ein kerniger Rocksong von ehrlichem, nachhaltig erzeugtem Schrot und Korn nun mal hat. Deshalb gehe man nicht jeden Tag in den Elektroshop und ziehe sich künstliches Zeug rein. Gut, das kann man durchaus auch ab und zu tun, denn eigentlich schließt sich ja momentan gar nichts aus. Wer will, kann erst die "Capri-Fischer", dann Helene Fischer und den guten alten Herrn Fish hören, bevor er die Evolutionsstufe hin zu den Gorillaz oder den wirklich empfehlenswerten Modest Mouse hin emporsteigt.
Aber zurück zu "Hell´s Bells": Als ich den Song anno Schnupftabak das erste Mal hörte, habe ich mir gewünscht, es gäbe ihn in einer Version von Bon Scott. Möglicherweise, so wird immer wieder mal kolportiert, existiert sogar eine Aufnahme des Mannes, der spielend mit der Stimme Stromgitarren übertönen und zur Not auch zersägen konnte. Aber leider ist er vor oder wahrscheinlich eher während des Studiogangs zum Album "Back In Black" auf die höhere Ebene hinaufgeschwoben. Dorthin, wo die Jungs und Mädels wohnen, die man nach Lebzeiten zu Ikonen "hochsterilisiert" (Lothar Matthäus) hat, also hin zu Hank Williams Christ, Jimi "Purple Haze" Hendrix, Jim "not Van" Morrison, Janis "Porsche" Joplin, Amy "und die Wildgänse" Winehouse, Tetrapak Shakur oder Kurtl Cobenzl. Es sei ihm ja gegönnt, Himmel noch mal, vor allem, weil sein Nachfolger seine Sache nicht nur nicht schlecht, sondern gottlob auch ziemlich anders macht.
Brian Johnson singt von Höllenengeln, und er singt auch, als sei er selber einer. Allerdings einer, dem man auf den zackigen Schweif getreten ist. Den dazu passenden Kalauer erspare ich mir und euch jetzt, aber euch fragend anschreiben darf ich schon: Ich fragte mich schließlich schon als Kind und jetzt eben wieder, wie denn das Personal Luzifers heißt. Aber spätestens seit Ratzlspatzl, dem deutschesten aller Päpste und Gralshüter der christlich-katholischen Lehre, hätte ich es ja eigentlich wissen müssen. Die höllischen Heerscharen heißen auch Engel. Jedenfalls versuchen die Engel von "da unten" uns Menschen ebenfalls in den Höllenschlund zu ziehen, behaupten zumindest AC/DC. Ist aber auch völlig piepenhagen, finde ich. Solange es dort solche Songs wie "Hell´s Bells" gibt, ist doch alles Lot auf dem Riverboot. Dann feiern wir eben eine Ü-Lebens-Party im Purgatorium. Hauptsache ist, daß nach vier Glockenschlägen - das Wort paßt hier wie das Popscherl auf den Deckel - Angus Young alle Zweifel, Glaubensinhalte und ähnliches Brimbamborium einfach wegwischt. In Ewigkeit. Amen.
Wie geht´s nun weiter? Nächste Woche werde ich frisch zurück aus Luzifers Gratissauna am Schreibtisch frieren und dann über Massive Attack philosophieren. Denn die sind laut Liste dann dermaßen dran, daß ich nicht drumherum kommen werde. Was ihr inzwischen macht, ist freilich eure Sache. Ihr könnt das das Leben hier auf Erden mit eurer erfrischenden Gegenwart segnen, die Feste feiern, wie sie zum Höllenboden fallen, oder einfach einen Moment innehalten. Ganz nach Belieben.
Redaktioneller Hinweis: Lesen Sie auch Manfred Preschers E-Book für die Ewigkeit: Verdammtes Miststück! Die ersten 200 Pop-Kolumnen aus dem EVOLVER
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668 - The Neighbour Of The Beast
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Kommentare_
Gut, Musikwissen habt ihr, aber Fußball ist anscheinend nicht so Euer Gebiet. Nicht jede verbale Enzgleisung entstammt der Zunge des Loddar. Das mit dem Hochsterilisieren wurde dereinst von Bruno Labbadia gesagt.