/slashfilmfestival 2012
20. - 30. September 2012
Filmcasino Wien
Daß das /slashfilmfestival im Wiener Filmcasino eine gar nicht genug zu lobende Bereicherung der heimischen Kinolandschaft darstellt, hat sich längst herumgesprochen. Der EVOLVER stellt ausgewählte Glanzlichter des dritten Durchgangs vor. 14.09.2012
1 EVOLVER BOOKS-Lesung
Man muß hierzu und vor allem an dieser Stelle wahrscheinlich keine großen Reden mehr schwingen. Da falsche Bescheidenheit aber auch keinem weiterhilft (am wenigsten uns selbst), soll dennoch gleich an erster Stelle darauf verwiesen sein, daß der grundgroßartige Verlag EVOLVER BOOKS einen gewichtigen Programmpunkt der Veranstaltungsschiene des heurigen /slashfilmfestivals bestreiten - der gemeine Marketing-Mensch tät´ was von "hosten" stammeln - wird. "Die große 'Schmutz und Schund'-Revue" wird am 25. September (ab 20 Uhr) die gesamte Führungsriege des Fachverlags für Pulp-Thriller, Horror & Science Fiction auf der Bühne des finkh im sechsten Wiener Gemeindebezirk (Esterhazygasse 12) versammeln: die Verlagsgründer Peter Hiess und Robert Draxler sowie die EVOLVER-Edelfedern Andreas Winterer und Thomas Fröhlich. Gelesen wird unter anderem aus "Scott Bradley. Blondinen, Blobs & Blaster-Schüsse", "The Nazi Island Mystery" und den "Super Pulp"-Heften. Sie wissen, was zu tun ist.
2 The Tall Man
Sein schließlich nie zustandegekommenes "Hellraiser"-Remake hätten wir zwar nur allzu gern gesehen, aber auch so bleibt der Franzose Pascal Laugier einer der faszinierendesten Horrorfilm-Querdenker da draußen. Schon sein - gelinde gesagt - kontrovers aufgenommenes Werk "Martyrs" nahm eine eigentlich gut Genre-geölte Geschichte als Ausgangspunkt für eine wilde Abfahrt, die Konventionen so radikal den Mittelfinger entgegenstreckte, wie sie einen angemessen aufgewühlt im Kinosessel zurückließ. Auch Laugiers neuester Streich bedient sich eines vermeintlich wohlbekannten Motivs, jenes des großen, gesichtslosen Kinderverzahrers aus dem Wald nämlich, um dann pünktlich zur Halbzeitpause tatsächlich so radikal die Seiten zu wechseln, daß die Kinnladen wohl erst wieder - wenngleich aus spezifisch anderen Gründen wie weiland bei "Martyrs" - ein Stockwerk tiefer einrasten dürften. Schwere Empfehlung.
3 The Aggression Scale
Der doppelte Kevin. So schaut das also aus, wenn man das leidlich erprobte, aber leider nie auch nur halbwegs befriedigend ausgereizte Szenario der Kinderkomödie "Kevin allein zu Haus" (sprich: eine Home-Invasion fieser Kerle, die sich mit einem vermeintlich hilflosen, in Wahrheit aber hochgradig einfallsreich und listig sich zur Wehr setzenden Kind konfrontiert sehen) mit einem echten, ja nachgerade autistisch-aggressiven Satansbraten, einem wie in dem aktuellen Geniestreich "We Need To Talk About Kevin" also, bis zum unbarmherzigen Exzeß durchexerziert. Ray Wise ist hier auch noch dabei, was ja nie schadet. Zur Anteaserung tut der stimmige Trailer übrigens allerfeinste Dienste. Es ist wohl überhaupt einer der besten dieses Jahres.
4 Beyond The Black Rainbow
Wo wir schon bei exorbitant aufregenden Trailern sind: Wer jenen zu "Beyond The Black Rainbow", dem in aller gebotenen Feierlichkeit sich im Revier des trippigen Seventies-Science-Fiction-Films austobenden Regiedebüts von Panos Cosmatos, nicht unvermittelt mit bewußtseinserweiternden Substanzen in Verbindung bringt, dem ist leider auch nicht zu helfen. "2001: A Clockwork Tron Enter the Sunshine Void", konstatiert etwa einer jener Menschen, die auf YouTube immer was Pfiffiges dazuschreiben müssen. Man möchte ihm hier ausnahmsweise nicht widersprechen.
5 God Bless America
Die immer schon zu inflationär verwandte Vokabel "schwarzhumorig" darf für "God Bless America" einmal mit Recht zur Anwendung kommen. Wenn in der neuen Langstreckenarbeit des Komikers Bobcat Goldthwait ein Jedermann (na gut, ein frisch gefeuerter Jedermann mit frisch diagnostiziertem Hirntumor) gemeinsam mit einer Teenager-Göre zu einem blutigen und bleihaltigen Feldzug antritt, gegen alles was bescheuert ist da draußen in der westlichen Welt und den USA im speziellen, dann ist das so grotesk lustig wie grausam. "I only wanna kill people who deserve to die", sagt unser Antiheld irgendwann. Und das sind in diesen überdrehten 100 Minuten eine ganze Menge Leute.
6 Chained
Machen wir uns nix vor: Der Alte spinnt die meiste Zeit sowieso nur noch transzendental in der Weltgeschichte rum. Bevor man sich also die Frage stellt, ob David Lynch überhaupt noch einmal so etwas wie einen Film machen wird und ob man den dann auch noch sehen wollen würde, kann man sich auch gleich darüber freuen, daß seine Tochter Jennifer derzeit produktiver denn je unterwegs ist. Wiewohl man zwar immer noch gern sehen würde, warum und wie sie denn nun an ihrem mythenumrankten Indien-Film "Hisss" gescheitert ist, freuen wir uns also auf das sattsam desolat daherkommende, ähm, Familiendrama "Chained". Besonders im Land der Kellerkinder im übrigen eine speziell passende /slash-Programmierung: Hut ab!
7 Twixt
Francis Ford Coppola hat mindestens drei der wichtigsten Streifen der Filmgeschichte verantwortet - und muß folgerichtig mittlerweile nur noch machen, wonach ihm der Sinn steht. Bevorzugt sind das jetzt eben unkompliziert umzusetzende Lower-Budget-Anordnungen, Indie im zweiten Bildungsweg gleichsam. Dabei kommt dann gern so eine prächtige Spinnerei wie "Twixt" raus. Bombastbebildert thematisiert Coppolas wüstes, sich gut und gern die Themenkreise Stephen King, "Twin Peaks", Edgar Allan Poe und Vampir-Mythologie (wiewohl sein eigener "Dracula" weiter weg nicht sein könnte) einverleibendes Werk letztlich den tragischen Tod seines eigenen Sohnes. Val Kilmer ist hier zudem erstmals seit einem halben Jahrzehnt wieder als richtiger Schauspieler zu bewundern. Ist doch auch etwas.
/slashfilmfestival 2012
20. - 30. September 2012
Filmcasino Wien
Im finalen Teil der EVOLVER-Festival-Berichterstattung müssen sowohl Woody Harrelson als auch Mads Mikkelsen mit einem ihnen feindlich gesinnten Umfeld fertig werden - freilich aus ganz unterschiedlichen Gründen. Hereinspaziert in "Rampart" und "Jagten".
Alte Helden, neue Helden: Takeshi Kitano findet in "Autoreiji: Biyondo" langsam wieder zu seiner Form zurück, verheddert sich aber letztlich zu sehr in der Handlung. Dafür darf Ben Wheatley nach "Sightseers" endgültig in die Riege der erstaunlichsten europäischen Regisseure aufgenommen werden.
Bleibende Eindrücke der ersten Viennale-Tage: Die akribische Doku "Room 237" zerlegt "The Shining" in alle Einzelbilder, die große Matthew-McConaughey-Schau "Killer Joe" dafür Hendln in mundgerechte Portionen.
Plötzlich A-List: Spätestens seit seinen Auftritten im "Avengers"-Film und im vierten "Mission: Impossible"-Teil gilt Jeremy Renner als Hollywoods kommender Superstar, auch wenn er darin eher nur in der zweiten Reihe stand. Im aktuellen "Bourne"-Sidequel spielt er nun auch erstmals in einem Blockbuster die Hauptrolle - zumindest so lange, bis Matt Damon wieder zurückkehrt. Der EVOLVER hat den 41jährigen zum Interview getroffen.
Daß das /slashfilmfestival im Wiener Filmcasino eine gar nicht genug zu lobende Bereicherung der heimischen Kinolandschaft darstellt, hat sich längst herumgesprochen. Der EVOLVER stellt ausgewählte Glanzlichter des dritten Durchgangs vor.
Das dritte und letzte Kapitel unserer Viennale-Berichterstattung steht im Zeichen der Unruhe vor dem Sturm - und damit der beeindruckendsten Arbeit des Festivals: "Take Shelter".
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