Kino_Predators

Zehn kleine Söldnerlein ...

Der rastagelockte Wirbelsäulen-Sammler ist wieder da! Allerdings ohne Schwarzenegger als Gegner - und leider auch ohne einen Funken Inspiration.    27.07.2010

In "Predator" wird ein US-Spezialkommando bei einer Routinemission im südamerikanischen Dschungel von einem unsichtbaren Gegner aufgerieben. Nur Arnie überlebt, wen wundert’s. Solide runtergekurbelt vom späteren "Die Hard"-Regisseur John McTiernan, geht der Streifen als typischer 80er-Jahre-Schmus in Ordnung und ist auch heute noch sehenswert, weil er auf handgemachte Action setzt. Die unvermeidbare Fortsetzung "Predator II" galt vielen bereits als schwacher Aufguß; ich mag sie fast lieber als Teil eins, weil sie die Handlung ins urbane L.A. und mitten in einen Drogenkrieg verlegt und so richtig schön trashig ist, ohne sich dafür zu schämen.

Nun also "Predators". Ich weiß gar nicht, warum ich meinte, mir diesen Quatsch unbedingt in einer Spätvorstellung ansehen zu müssen, zumal ich die ganze Zeit in Taco-Käse-Sauce saß. Das Problem ist nämlich, daß die Figur des Predator davon lebt, daß sie geheimnisvoll ist: Wer ist das Wesen, warum ist es unsichtbar, was bedeuten die bunten farbverschobenen Bilder, wieso wiederholt es Wörter, was will das Ding hier? Das waren die Fragen, die das Original so spannend machten und denen deswegen schon in der Fortsetzung allmählich die Luft ausging (vom üblen "AvP"-Spinoff ganz zu schweigen). In "Predators" wird der Gaul nun vollkommen zu Tode geritten. Alles ist sattsam bekannt, Filmmusik, viele Oneliner und ganze Szenen werden "hommagiert", und es gibt nur zwei neue Zutaten.

Erstens spielt das Ganze auf irgendeinem fremden Planeten. Das wird jedenfalls behauptet, von der Regie einmal gezeigt und danach abgehakt - und von nun an ist das, was verdächtig wie "irgendein Dschungel im Amazonasbecken" aussieht, vom Zuschauer als "irgendein Dschungel auf einem anderen Planeten" zu akzeptieren. Was aber ohnehin völlig egal ist, weil es keine weitere Rolle mehr spielt. Man wünscht sich an dieser Stelle etwas "Avatar", ein ganz klein wenig "Science Fiction" nur in diesem Streifen, der ja immerhin auch 40 Milionen Dollar gekostet haben soll (wofür eigentlich?).

 

Zweite neue Zutat ist, daß die Predators uns nicht besuchen, sondern uns holen - der Moral der früheren Filme folgend natürlich nicht die schwangere Kinderschwester, sondern nur die schlimmsten Schlächter, die unser Planet so hergibt. So liest sich denn auch die Liste der Neuankömmlinge: ein (fehlbesetzter) Söldner, ein Gefangener aus der Todeszelle, ein kolumbianischer Hitman (verheizt: Danny Trejo), ein Yakuza (Sie ahnen sicher schon die Schwertszene ...), der unvermeidliche Russe (aus Tschetschenien zwangsversetzt), eine Scharfschützin (sexy, klar, was sonst, die sind alle so) und so weiter. Sie alle fragen sich ("Cube" läßt grüßen), was sie "hier" sollen und wem die malerisch herumliegenden Totenköpfe gehören. Dem Zuschauer ist hingegen schon nach wenigen Minuten klar, wer als erster sterben, wer am Ende ein ganz böser Bube sein und welches Paar den letalen Betriebsausflug überleben wird.

Das alles ist so langweilig wie eine Schuhsohle, auf der man herumkaut, während man Drittligisten-Gladiatorenkämpfe betrachtet. Denn auch wenn die Inszenierung von "Vacancy"-Regisseur Nimród Antal selbst bodenständig und routiniert wirkt, so sind die angeblichen Killer doch allesamt sehr nett und kuschelig geraten, opfern sich beherzt füreinander und so weiter ... man sitzt wirklich im Kino und kann nicht fassen, daß man angesichts dieser spannungsfrei dahinplätschernden Friedensmission plötzlich lieber "Doom" sähe. Oder irgendwas von Uwe Boll.

Die Zeit wirklich böser Schurken ist offenbar vorbei. In dem Film gibt’s bloß zwei (menschliche) davon; und nur wegen des - inmitten all der faden Routine geradezu deplaziert wirkenden - Spitzenauftritts von Laurence Fishburne als einem von ihnen lohnt sich eventuell das Anschauen dieses überwiegend verschenkten, weil leider viel zu einfallslosen Genrestreifens. Aber auch das nur für den Alles-mit-Weltraumdings-muß-ich-sehen-Kinogänger.

Andreas Winterer

Predators

ØØ

Leserbewertung: (bewerten)

USA 2010

107 Minuten

Regie: Nimród Antal

Darsteller: Adrien Brody, Alice Braga, Oleg Taktarov u. a.

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Kommentare_

Minstrel - 28.07.2010 : 15.36
Lange bevor Marion Zimmer Bradley die Nebel von Avalon wabern ließ, schrieb sie den SciFi-Abenteuerroman "Die Jäger des roten Mondes". DEN hätte man mal verfilmen sollen!

Da muß ich wohl erst Uwe Boll anschreiben ^.^

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