The Unborn
Ø 1/2
USA 2008
87 Min.
Regie: David S. Goyer
Darsteller: Odette Yustman, Gary Oldman, Meagan Good u. a.
Rabbi Oldman bläst zum Exorzismus: Dem zwischen Genie und Stumpfsinn wandelnden Autor, Produzenten und Regisseur David S. Goyer gelang das traurige Kunststück der Verballhornung eines kompletten Genres. 10.03.2009
Betrachtet man das Drehbuch zu "The Dark Knight" und jenes von "The Unborn", dann braucht es schon sehr viel Phantasie, um ein und denselben Autor dahinter zu vermuten. Der Mann heißt David S. Goyer und führte bei letzterem Werk auch Regie - wobei er anhand "The Invisible" (2006) und "Blade: Trinity" (2004) schon demonstrierte, daß seine Qualitäten weit weg vom Set zu finden sind. Nehmt dem Mann die Führung weg und gebt ihm gefälligst sein MacBook zurück!
Sorgte er beim "Batman"-Requiem noch für Mono- und Dialoge, daß einem der Atem stockte, so verliert er sich bei "The Unborn" in Platitüden und Peinlichkeiten, inklusive eines Gary Oldman als unfreiwillig komischem Blasmusik-Exorzisten und Plastikkirsche am komplett kaputten Blutkuchen. Und das ist eine Sache, die Filmliebhaber und Fans des Horror-Genres richtiggehend verletzt, wenn man bedenkt, daß Oldman einmal der geile Dracula war, dem sogar Francis Ford Coppola vertraute.
Nun, was passiert hier gar Grausliches?
Goyer wirft so ziemlich alles, was Grusel-Fans heilig ist, in einen Mixer - vermutlich mit dem Hintergedanken, daß viel "Gutes" in einem Film so schlecht oder falsch nicht sein kann und viele starke Töne auch eine ebensolche Partitur ergeben müssen. Man fragt sich permanent, aus welchem Film welche Szene entnommen wurde, um nach einer Vergewaltigung seiner Größe beraubt zu werden. Relativ deutlich sind "Das Omen", "Der Exorzist", "Der Fluch" und "Ring" zu erkennen, ein wenig später kommt - eins, zwei - auch Freddy noch vorbei, und zum Ende hin meint man Mia "Rosemary" Farrow und ihr Baby auch noch gesehen zu haben. Hört sich gut an, ist aber in seiner Komposition leider ganz übel. Es ist nämlich weder das eine noch das andere, sondern eine Aneinanderreihung von Versatzstücken, die weder in ihrer Abfolge noch in der Auswahl auch nur irgendeinen möglichen Sinn ergeben.
Zu diesen Patchwork-Bildfolgen läßt einen auch noch die Geschichte selbst völlig ratlos zurück: Die junge Casey Beldon (Odette Yustman), die nie den Suizid ihrer Mutter verarbeitet hat, wird eines Tages von schrecklichen Alpträumen heimgesucht, die sie nicht mehr loslassen. Immer wieder taucht darin ein Bub auf, der nicht mehr ganz frisch aussieht. Aus dem nächtlichen Alpdruck werden Tagträume, was die Angelegenheit für das Mädchen immer unerträglicher macht. Auf der Suche nach Linderung trifft sie zunächst auf ihre totgeglaubte Großmutter (Jane Alexander), die ihr nach anfänglicher Abweisung ("Laß dich nicht mit dem Bösen ein!") eine krause "Nazi-Genversuche an Zwillingen"-Geschichte aus Auschwitz erzählt, wobei hier, so die Oma, der Rabbi Sendak (Gary Oldman) am besten wüßte, wie man solche lästigen KZ-Geister wieder los wird. Mit dessen Hilfe kommt man dann auch dahinter, wer der böse Bube eigentlich (oder auch nicht) ist - und der Exorzismus der Casey Beldon kann beginnen ...
Davor und währenddessen sehen wir Hunde und Menschen ihre Köpfe um 180 Grad verdrehen, Freunde und Verwandte vom Dämon ermordet werden, Filmrollen wiederauftauchen, nur um sich zu verändern - und zum Abschluß bekommt man noch einen Crash-Kurs in Hebräisch verpaßt. Wahrscheinlich wegen der Authentizität, weil Geister, die sind alt und hebräisch; immerhin gibt´s die Sprache auch schon ein wenig länger.
Es ist also zum Schreien. Apropos: Geschrien wird in dem Film recht viel. Eben dann hat er auch seine "besten" Momente. Wenn Goyer den vollgestopften Mixer einmal einschaltet, spart er nicht mit Blut und "überraschenden" Schockeffekten. Und die überfallen den Zuseher geschmacklich so sehr, daß zumindest ein wohliges "Aha" als Ausdruck der Freude über die nahende Entlassung nach langen 87 Minuten angebracht ist.
The Unborn
Ø 1/2
USA 2008
87 Min.
Regie: David S. Goyer
Darsteller: Odette Yustman, Gary Oldman, Meagan Good u. a.
Rabbi Oldman bläst zum Exorzismus: Dem zwischen Genie und Stumpfsinn wandelnden Autor, Produzenten und Regisseur David S. Goyer gelang das traurige Kunststück der Verballhornung eines kompletten Genres.
Das von Kritik und Publikum gleichermaßen gescholtene aktuelle Werk von M. Night Shyamalan ist vor kurzem in einer "härteren" und "brutaleren" Version auf DVD erschienen. Walter Reiterer hat sie sich angesehen.
Walter Reiterer, Chefredakteur von "Football Austria" und diesjähriger Gewinner des österreichischen Sportjournalistenpreises, hat mit seinem Kollegen Hany Razi für den EVOLVER - Österreichs beste Netzzeitschrift - EAs jüngste Auflage des amerikanischen Lieblingsspiels auf Herz und Nieren getestet.
Fünf Dollar statt 50 Cent: Saul Williams vertont with a little help from his friend Trent Reznor den unumgänglichen Zorn des schwarzen Mannes - und läßt dabei den Hörer selbst entscheiden, ob er dafür bezahlen möchte.
Wo Paul W. S. Andersons "Alien vs. Predator" aus dem Jahr 2004 noch ein passables Stück SF-Action-Popcorn-Kino war, stürzen die Special-Effects-Brüder Strause mit ihrem Sequel in die Belanglosigkeit einer US-Kleinstadt ab - und das gleich in mehrfacher Hinsicht.
Eine "Football-Doku" mit Tiefgang und Weitblick ist seit kurzem auch auf DVD erhältlich. Walter Reiterer hat sie gesehen - und ist schwer begeistert.
Kommentare_
das eigentliche drehbuch zu "dark knight" haben die nolan-brüder geschrieben. da hatte der goyer nix zu melden.
Ich bin halt ein IMDB-Höriger.
Writing credits
Jonathan Nolan
Christopher Nolan
David S. Goyer
Bob Kane