The Machinist - Der Maschinist
ØØØØ
(El Maquinista)
Spanien/USA 2003
102 Min.
Regie: Brad Anderson
Darsteller: Christian Bale, Jennifer Jason Leigh, Aitana Sánchez-Gijón u. a.
Ein schlafloser Maschinenarbeiter steht tagsüber an der Maschine, nachts wartet er im Café darauf, daß die Uhr 1:30 schlägt. Was dahinter steckt, erstickt Frühlingsgefühle im Keim. 22.03.2005
Der Maschinenbediener Trevor Reznik möchte am liebsten verschwinden. Er hat schon angefangen, ist abgemagert bis auf das Skelett. Kollegen in der Fabrik meiden ihn, weil er sich so verändert hat. Seine Vorgesetzten haben ihn im Visier, weil er sie wegen der gefährlichen Maschinen mit Arbeitsicherheitsmaßnahmen nervt. Trost findet Trevor, preiswürdig dargestellt von Christian Bale, nur an zwei Orten: Bei der Prostituierten Stevie, bezaubernd auf die Leinwand geschmuddelt von Jennifer Jason Leigh, der einzigen Person, der er selbst etwas Wärme geben darf. Und in einem sterilen Flughafen-Bistro, wo er allnächtlich dieselbe Kaffeepause zelebriert, zurückhaltend mit der Servicedame Maria (Aitana Sánchez-Gijón) flirtet und dabei wie besessen auf die Uhr starrt. Mit der etwas nicht stimmt.
Da taucht ein neuer Kollege auf: groß, dick, schmierig, mit knallroter Angeber-Karre. Ivan (kryptischer Schurke mit saftigem Grinsen: John Sharian) gibt rätselhafte Andeutungen von sich und bringt ihn sofort in Schwierigkeiten. Von seinem neuen Kollegen Ivan bösartig abgelenkt, ist Trevor einen Moment unaufmerksam - und Arbeitskollege Miller (viel zu selten zu sehen: Michael Ironside) verliert deshalb seinen Arm in der Maschine. Trevor ist schuld und "Ivan" plötzlich verschwunden; keiner will ihn kennen oder auch nur gesehen haben. Trevor macht sich auf die Suche, einzige Hilfe sind ihm Post-It-Rätsel, die Unbekannte auf seinem Kühlschrank kleben, und Fotos, die Ivan mit seinen Kollegen zeigen. Eine Intrige?
Eher Einbildung. Wenn der Maschinist mit seinem Auto durch Los Angeles rollt, sehen wir eine überbelichtete Traumstadt mit einem Theremin-wummernden Soundtrack, der auch von Hitchcocks langjährigem Hofkomponisten Bernhard Herrmann hätte stammen können. Die Fabrik darin ist ein pulsierender Alptraum gefährlicher Maschinen, der Unfall hier wie dort nur einen Lidschlag entfernt. In der grauen Trostlosigkeit nähert sich der Maschinist in quälend kleinen Schritten dem Schuldigen seiner Schlaflosigkeit … Ja, das klingt verdammt nach "Memento" und "Fight Club", auch Lynchs "Mulholland Drive" stand gewiß Pate, ebenso "Taxi Driver", "Pi" und "One Hour Photo" in ihrer jeweils strengen Ästhetik einer teils halluzinierten Welt. Doch das ist nicht geklaut, es ist "Hommage" - und es schadet dem Streifen nicht. Wer auf Serienmörder, Außerirdische und ähnlichen Mystery-Thriller-Kokolores verzichten kann, den erwartet visuell ein wunderbar deprimierendes Abenteuer der leisen, fahlen Art.
Die Story-Oberfläche ist allerdings eher dünn, sodaß man sich verzweifelt an den Bildern festhalten muß. Und die sind nicht nur unangenehm häßlich, ihnen ist auch nicht zu trauen: Trevors Wahnvorstellungen verschonen den Zuschauer nicht, vor allem ihm wird die Täuschung eingebleut. Die Symbolik greift da schon mal zum Holzhammer, etwa wenn Trevor ausgerechnet in einer Geisterbahn zwischen dem "Highway to Hell" und der "Road to Salvation" wählen muß. Doch das tut dem finstren Spaß keinen Abbruch, denn bis zum Ende bleibt offen, was den Maschinisten plagt. Am besten erführe man es überhaupt nicht, und so hätten Mystery-Verliebte das scheinbar platte Ende dieses leisen und stellenweise sogar komischen Paranoia-Thrillers sicher ausgespart. Doch es geht nicht um Mord, es geht um Läuterung. Und die ist halt nicht zu haben, wenn man sich den Tatsachen nicht stellt.
Kein Film für Popcorn-Cruncher. Wohl deswegen hatte es der Streifen schwer. In Amerika wollte ihn keiner machen. Regisseur Brad Anderson ("Session 9"; kam nie nach Europa) mußte nach Spanien gehen, um "El Maquinista" zu drehen. Nach der Premiere auf der Berlinale 2004 lief der Film im November nahezu promotionslos in ein paar wenigen deutschen Kinos und war schon wieder verschwunden, ehe sich seine Qualitäten herumsprechen konnten. Sie konnten es wohl trotzdem, deswegen kommt der Film am 24. März in Österreich wieder in die Kinos. Gehen Sie rein! Am besten unausgeschlafen, übermüdet und mit Popcorn.
Der EVOLVER veranstaltet in Kooperation mit 3L Filmverleih, Welan-PR und Hollywood Megaplex Gasometer eine Vorpremiere zu "Der Maschinist"! Weitere Infos finden Sie auf unserer Gewinnspielseite (siehe Link unten).
The Machinist - Der Maschinist
ØØØØ
(El Maquinista)
Spanien/USA 2003
102 Min.
Regie: Brad Anderson
Darsteller: Christian Bale, Jennifer Jason Leigh, Aitana Sánchez-Gijón u. a.
EVOLVER-Premiere: DER MASCHINIST
Der EVOLVER veranstaltet in Kooperation mit 3L Filmverleih, Welan-PR und Hollywood Megaplex Gasometer eine Vorpremiere zu "Der Maschinist"!
Der Maschinist Trevor (Christian Bale) hat seit einem Jahr nicht mehr geschlafen. Seine Schlaflosigkeit hat ihn bereits zu einem beängstigenden Verfall seiner körperlichen und geistigen Verfassung geführt. Dann verschuldet er auch noch einen Arbeitsunfall, bei dem ein Mann einen Arm verliert. Seine Schuldgefühle weichen bald einem wachsenden Mißtrauen und schließlich einer ausgewachsenen Paranoia, als er in seiner Wohnung kryptische Notizen findet und von Arbeitskollegen verfolgt wird. Sind all die Ereignisse Teil einer großen Verschwörung, die Trevor in den Wahnsinn treiben soll? Oder ist es nur seine Müdigkeit, die ihm langsam aber sicher den Verstand raubt?
"Der Maschinist" ist ein düsterer, stimmungsvoll inszenierter Thriller. Die literatischen Vorbilder von Regisseur Brad Anderson waren Kafka und Dostojewski, die filmischen Hitchcock, Polanski und Lynch.
Wann: Mi., 23. 3., 20 Uhr
Wo: Hollywood Megaplex Gasometer, Guglgasse 43, 1110 Wien
Unter unserer geschätzten Leserschaft verlosen wir hierfür 25 x 2 Eintrittskarten! Sie müssen lediglich wissen, wo der Hauptdarsteller des Films, Christian Bale, geboren wurde.
Also: Schreiben Sie die Antwort mit dem Betreff "MASCHINIST" an mail@evolver.at, geben Sie Ihren Namen an, und schon gehören Ihnen vielleicht zwei der begehrten Premierenkarten!
Das Ende war verführerisch nah, aber leider geht die Welt schon wieder nicht unter. Irgendwie mindestens teilbedauerlich. Eine Bestandsaufnahme mit tagebuchartigen Einsprengseln und völlig unbegründeten Hawaii-Erwähnungen.
Einsames Aufräumen ist das gemeinschaftliche Feiern unserer Zeit. Entsprechend miste auch ich ununterbrochen aus - Medien zum Beispiel, weil die sowieso verzichtbar sind. Vor allem Bücher werden völlig überschätzt.
Einige wenige Wohlgesonnene, es werden wöchentlich weniger, warten seit gefühlten Äonen auf diese neue Kolumne - und dabei wird es auch bleiben, und ich rate sowieso ab.
Immer wieder ist von junger Literatur die Rede, und wenn davon die Rede ist, dann nicht von uns. Und das ist nur einer der vielen Vorteile des Alters, über die unser gealterter Star-Kolumnist Sie heute informieren wird.
Wenn Sie nicht wissen, was "Social Media" oder "K2-18b" sind, dann können Sie eigentlich gleich aufhören zu lesen. Aber auch sonst raten wir wie immer von der Lektüre dieser irrelevanten Kolumne ab, in der es zwar heute mal um was geht, aber um nichts Wichtiges.
Immer wieder fallen uns Sprachzombies mit halbverrotteten Phrasen an. Zumindest dieser einen sollten wir einen Headshot verpassen.
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