Werk ohne Autor
Filmstart: 4. Oktober
Es hätte so schön sein können: Der deutsche Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck ("Das Leben der Anderen") kehrt nach seinem wenig erfolgreichen Hollywood-Ausflug ("The Tourist") in die Heimat zurück und feiert mit einem dreistündigen Geschichtsfresko ein glanzvolles Comeback. Hätte - ist aber nicht. Dabei ist dem "Werk ohne Autor" der Ehrgeiz bis ins letzte Fuzerl anzusehen. Großes Familiendrama und ausgreifendes Historienepos, Nazi-Spuk und Kunstreflexion, Entwicklungsroman und Schlüsselfilm ... alles will diese uneingestandene Biographie des deutschen Malerstars Gerhard Richter zugleich sein und ist doch nur bleischweres, ungelenkes Renommierkino, wie es die selige UFA noch in ihren schlechteren Tagen besser zustandegebracht hätte. Es geht um einen sensiblen jungen Mann (Tom Schilling), der im Faschismus aufwächst, dann in die DDR verschlagen wird und erst im Westen seinen künstlerischen Weg als Maler photorealistischer Porträts findet. Das ist sehr aufwendig gemacht (noch der Luftangriff auf Dresden wird CGI-technisch illustriert), prominent besetzt (Sebastian Koch ist als Supernazi auch hier wieder ganz toll) und überzeugt doch in keiner Hinsicht. Ein Beispiel: Der Film beginnt mit der berüchtigten NS-Ausstellung über "Entartete Kunst". Zwei Filmstunden später besucht der angehende Maler die Kunstakademie Düsseldorf, wo ein anonymisierter Joseph Beuys (Oliver Masucci in absurder Karikatur) auf ihn aufmerksam wird. Im Film sieht das dann so aus, daß in jeder Ecke der Akademie hippieske Studenten an Kunstobjekten arbeiten, die - von bemalten Körpern bis zu zerschnittenen Leinwänden - genauso denunziatorisch der Lächerlichkeit preisgegeben werden wie zuvor die Werke der "Entarteten". Kurz: Der Film ist so mißglückt, daß man im nachhinein ganz unsicher wird: War vielleicht schon "Das Leben der Anderen" nicht so gut, wie man´s in Erinnerung hat? (HL)
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