Kino_Film-Tips März 2020

Herzschmerz im März ...

... ersparen wir ihnen wenigstens im Kino. Stattdessen ist Hoffnung angesagt - weil keiner weiß, ob die Corona-Apokalypse auch die Lichtspieltheater treffen wird. Aber wenn Kino geht, dann am ehesten mit den Filmempfehlungen von Hans Langsteiner und Peter Hiess.    12.03.2020

EVOLVER-Redaktion

Tommaso und der Tanz der Geister

6. 3. 2020

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Wer ins Kino geht, um einen Abel-Ferrara-Film zu sehen, greift blindlings in eine Wundertüte. Da kann wirrer Trash ("New Rose Hotel") ebenso darunter sein wie atemberaubende Radikalität ("Bad Lieutenant"), uninspiriertes Remake ("Body Snatchers") wie unkonventionelles Biopic ("Pasolini"). Bei "Tommaso" (hier mit dem Zusatz "und der Tanz der Geister" im Kino) weiß man anfangs nicht, was man davon halten soll. Gedreht in Ferraras neuer Wahlheimat Rom, verfolgt der unübersehbar autobiographische Film einen Regisseur (Willem Dafoe) in einer Schaffenskrise. Er arbeitet an einem Drehbuch, leitet einen Tanz-Workshop und versucht, die Beziehung zu seiner jüngeren Freundin zu retten, mit der er eine kleine Tochter hat. Da Tommaso dazwischen immer wieder eine Runde Anonymer Alkoholiker aufsucht, ahnt man bald, daß da etwas im Busch ist - und richtig, blitzkurze Inserts mit TV-Schockszenen (Bär fällt Kind an) und (Drogen-?)Visionen (die Milchstraße dreht sich, als wäre man bei Terrence Malick) bereiten ein drastisches Finale vor, bei dem Dafoe am Kreuz hängt wie einst in Scorseses "Letzter Versuchung Christi". Das ist jetzt nicht rasend spannend, aber man bleibt doch dran - zum einen, weil Ferrara immer wieder Szenen von unerwarteter Zärtlichkeit und Intimität gelingen, und zum anderen, weil man Willem Dafoe auch gern länger zusieht als die zwei Stunden, in denen er praktisch ununterbrochen die Leinwand beherrscht. Auch wenn Vorbilder von "Achteinhalb" bis "Leid und Herrlichkeit" außer Reichweite bleiben: Es gab schon schlimmere Ferrara-Filme, viel schlimmere.  (HL)   

 

 

 

Ip Man 4

6. 3. 2020

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Man muß schon ein großer Freund der asiatischen Faustwatschenkunst sein, um sich so sehr für die Filmbiographie eines ihrer wichtigsten Vertreter zu interessieren, daß man sich alle vier Teile der "Ip Man"-Serie anschaut. Aber auch all jene, die das bessere Hongkong-Kino schätzen und selber kaum sportliche Ambitionen haben, werden von der Choreographie dieser Streifen begeistert sein. Das vorliegende Finale der Reihe schlug in China sogar "Star Wars 9" an den Kinokassen - und das absolut verdient (und nicht nur, weil die neuen Sternenkriegs-Machwerke alle ein ziemlicher Topfen sind). Donnie Yen spielt hier wieder den Wing-Chun-Meister, der diesmal nach San Francisco reist, um dort Bruce Lee, dessen Lehrer er war, beim Aufbau einer eigenen Kampfkunstschule zu helfen. Dabei zieht er sich natürlich einige Feinde zu: zum Teil westliche Fighter, die nichts von der asiatischen Art des waffenlosen Zweikampfs halten; zum anderen aber auch Chinesen, die es nicht gut finden, daß Ip Man ihre Geheimnisse an Westler verrät. OK, das ist Soap-Opera, also erfreut man sich lieber an den Kampfszenen, die im Duell des Wing-Chun-Heroen gegen einen geltungssüchtigen amerikanischen Marine ihren Höhepunkt finden. Der gut gemachte Streifen hat es damit durchaus verdient, auch außerhalb der asiatischen Kinos von vielen Leuten gesehen zu werden.  (ph)

 

 

Narziss und Goldmund

13. 3. 2020

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Hermann Hesses einst viel gelesene Schullektüre als harmlos bunter Mittelalter-Comic - da werden sich die Geister scheiden. Okay, Stefan Ruzowitzky ist jetzt nicht der Mann, der den C.-G.-Jungschen Tiefendimensionen der Buchvorlage nachgrübelt, aber als eine Art kleiner "Name der Rose"-Nachfolger made in Austria (and Germany) hat die Sache schon einen gewissen Reiz. Wer´s nicht mehr parat hat: Es geht um zwei befreundete Mönche, von denen der eine bald ausbüxt und reihenweise Frauen flachlegt, während es der andere in still verbissener Askese bis zum Abt bringt. Das ist bei Hesse der Kontrast gegensätzlicher Lebensentwürfe, bei Ruzowitzky hingegen eine Revue aus Bauernsex und Pestgrube, aus Bildschnitzer-Romantik und Kloster-Düsternis. Das alles ist hübsch bebildert, in dazu erfundener Rückblenden-Dramaturgie etwas ruppig montiert und so sexy besetzt, daß die bei Hesse nur angedeutete Homoerotik hier phasenweise am muskelbepackten Schwulen-Melodram entlangschrammt. In kleinen Rollen sorgt heimische Filmprominenz von Georg Friedrich bis Johannes Krisch für unerwartete Begegnungen - fad, zumindest, wird´s hier nicht.  (HL)

 

 

A Quiet Place 2

19. 3. 2020

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"Faaamlee" ... mit diesem Schlagwort lassen sich etwa 90 Prozent der US-Kinoproduktion zusammenfassen. Ob Drama, Krimi, Western, Horror oder Science Fiction - immer geht es darum, eine Familie zusammenzuhalten, zu retten, eine neue zu finden, die Harmonie in selbiger herzustellen oder sich halt mit einer gewissen Disharmonie abzufinden. Und wenn einen schon nicht der Film mit der Nase auf das Thema stößt, dann erzählen sicher Regisseur und Schauspieler in Interviews, daß es ihnen einzig und alleine um die Familie geht oder daß sie den Film für ihre Kinder gedreht haben etc. pp. Man gähnt und fragt sich, ob die amerikanische Entertainment-Industrie zu Recht annimmt, daß ihr Publikum durchwegs von Mama und Papa ohne lange Pause (ein paar Spring-Breaks, Abtreibungen und Puffbesuche vielleicht) gleich zur Herstellung und Aufzucht einer eigenen Sippschaft übergeht, die nun in diversen Der-neue-Onkel- und Gender-Konstellationen als großes Vorbild dienen und erhalten werden muß.

Wo war ich? Ach ja, "Faaamlee" ... Um die ging es natürlich auch im ansonsten gelungenen Gruselstreifen "A Quiet Place" (2018), der aber die erfrischende Idee hatte, daß innerhalb der heil(ig)en Familie bitte alle die Goschen halten sollen, weil sie sonst von Außerirdischen kaputtgemacht werden. Besagte Aliens sind nämlich blind und stürzen sich aggressiv auf alles, was ein Geräusch macht. (Man kann es ihnen nachfühlen.) Regisseur John Krasinski spielte in Teil eins auch die Hauptrolle und schrieb am Drehbuch mit; in der Fortsetzung stammt das Script komplett von ihm, und er schafft es sogar, sich trotz seines Filmtodes am Ende des Vorgängers in neu gedrehten Rückblenden in die Handlung einzubauen, wahrscheinlich, damit seine Familie eine Freude hat.

Die grundlegende Plot-Idee - Schweigen und Stille, trotz kleiner Kinder und allerlei plötzlich gefährlicher Geräuschquellen - sorgte in "A Quiet Place" tatsächlich für soviel Spannung, daß man als Zuseher die Luft anhielt (ähnlich wie bei "Don´t Breathe", der das lautlose Kunststück schon 2016 vormachte). In der Fortsetzung funktioniert das dank eines gewissen Gewöhnungseffekts nicht mehr ganz so gut, also holte sich Krasinski ein beliebtes Handlungselement aus unzähligen postapokalyptischen Filmen und Serien: den Mitmenschen (z. B. Cillian "Peaky Blinder" Murphy), der ja bekanntlich bösartiger und gefährlicher sein kann als Aliens und Zombies zusammen. Und mit dem Problem, wem sie trauen kann, darf sich Krasinkis Gattin Emily Blunt auch diesmal als Mama ihrer kleinen FAMILIE herumschlagen. Neben den Außerirdischen. Und dem verdammten, ewigen Lärm überall.  (ph)

 

 

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