Kino_Road to Perdition

American History Y

Wenn Sympathieträger Tom Hanks glaubhaft einen Profikiller darstellen soll, ist schon viel Überzeugungsarbeit nötig. Regisseur Sam Mendes hat ihn dabei nach Kräften unterstützt.    05.09.2002

Michael Sullivan (Tom Hanks) führt in einem Vorort von Chicago ein ganz normales Familienleben mit Frau und zwei Söhnen. Hinter der Fassade ist er Berufsmörder und engster Vertrauter des Schnaps-Mafiapaten John Rooney (Paul Newman). Rooney behandelt Michael wie seinen eigenen Sohn; er hat zwar einen leiblichen Sohn namens Connor, aber der ist ein Depp. Da haben wir die Misere: Connor ist eifersüchtig, schmiedet ein Komplott gegen Michael und tötet dessen Frau sowie einen seiner Söhne. Jetzt will der Killer sich natürlich rächen, doch er ist ein zu kleines Rad im Getriebe der Chicagoer Mafia. Weder wird sich Rooney gegen seinen eigenen Sohn stellen, noch werden die höheren Mafia-Instanzen ihm freie Hand geben. Stattdessen schickt man ihm einen ziemlich kaputten Killer (Jude Law) hinterher. Michael und sein Sohn Michael jr. sind nun auf sich allein gestellt - aber sie nehmen den Kampf mit der Mafia auf.
Es war klar, daß Sam Mendes nach "American Beauty" Mühe haben würde, den hohen Erwartungshaltungen gerecht zu werden oder sie gar zu übertreffen. Man kann eben nicht mit jedem Film Geschichte schreiben. Aber der begabte Regisseur schlägt sich wacker; auch sein zweiter Film hat eine überaus kunstvolle Bildsprache, und die Schauspieler geben ihr Bestes. "Road to Perdition" ist Hollywood-Historien-Kino in Bestform, ein nachdenklicher, vielschichtiger und doch klassizistischer Gangsterfilm, der seine Geschichten stets elegant auflöst und sich selbst treu bleibt. Kinobesuch empfohlen!

Klaus Hübner

Road to Perdition

ØØØØ


USA 2002

116 Min.
dt. und engl. Fassung
Regie: Sam Mendes
Darsteller: Tom Hanks, Paul Newman, Jude Law u. a.

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