Kino_Red Eye

Ich bin ein Assassine

Weder Freddys Fratze noch maskierte Serienkiller, sondern zwei Hollywood-Rookies sind die Protagonisten im neuen Thriller von Wes Craven, den man guten Gewissens empfehlen darf.    12.09.2005

Lisa Reichert (Rachel McAdams) tritt ihren Rückflug nach Miami an. Emotionell noch aufgewühlt vom Begräbnis ihrer Großmutter, haßt sie nichts mehr als Einchecken, Menschenmassen und das Fliegen selbst. Am Terminal ereignen sich zu allem Überdruß noch kleine Katastrophen mit unguten Zeitgenossen, als plötzlich Jack Rippner (Cilian Murphy) in ihr Leben tritt und sich alles zum Guten wendet. Vorerst zumindest. Mit Charme, aber auch Nachdruck, rettet er Lisa den Tag - und plötzlich steht sie nicht mehr in einer Schlange hektischer Fluggäste, sondern übt sich im gehobenen Smalltalk mit dem sympathischen Feschak, bei einem Cocktail in der Lobby. Eine große Romanze bahnt sich an: Als man getrennte Wege gehen muß, führen diese die beiden im Flugzeug wieder zueinander. Was für ein Zufall!

Lisa ist begeistert, denn einen besseren Sitznachbarn hätte sie sich nicht wünschen können. Genauso lernt man doch den Mann fürs Leben kennen!? Die angeregte Schwätzerei wird sogleich prolongiert, und alles deutet auf eine recht inspiriert inszenierte Lovestory hin, bis sie ihren Jack fragt, was er denn so von Berufs wegen macht. Mr. Rippner stellt sich als Auftragsmörder vor, was Lisa als schlechten Scherz gerade noch akzeptiert hätte, aber nachdem er sie auch noch in seine Pläne eingeweiht und leider auch miteinbezogen hat, muß sie an diesem Punkt eine spätere Heirat explizit ausschließen. Denn die vermeintliche Zufallsbekanntschaft entpuppt sich als Teil eines mörderischen Plans: Lisa soll dem Profikiller bei einem Mordanschlag unter die Arme greifen. Und weil es bei jedem Job um die richtigte Motivation geht, hat Rippner auch gleich einen Killer auf ihren zu Hause weilenden Vater angesetzt. Wie sich das gestreßte Töchterlein wohl entscheiden wird?

 

Aus dieser Situation entwickelt Regisseur Wes Craven mit seinen beiden Hauptdarstellern eine ansprechende Geschichte mit gutem Rhythmus. Ein Bein stellt das andere, aber wer bleibt am Ende liegen?

Die Psychospielchen zwischen den beiden Schönmenschen sind sehenswert und durchdacht - die Situation wirkt "echt". Obwohl das schaurig-schöne Schauspiel gegen Ende von Action-Einlagen und Verfolgungsjagden überlagert wird, bleibt nach knapp 84 Minuten das gute Gefühl, daß 70 davon sehr unterhaltsam und spannend waren. Eventuell eine Sache, die man sich mit der besseren Hälfte im Winter auf DVD gibt, damit der Partner auch gleich weiß, was aus einem harmlosen Flughafen-Flirt so alles werden kann. In diesem Sinne: ein Familienfilm.

Walter Reiterer

Red Eye

ØØØ 1/2


USA 2005

84 Min.

dt. und engl. OF

Regie: Wes Craven

Darsteller: Rachel McAdams, Cillian Murphy, Brian Cox u. a.

 

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