Kino_Filmvorschau Juli

Hot time, summer in the city

Obwohl das derzeitige Wetter eher zu "Singin´ in the Rain" animiert, steht der Hochsommer vor der Terrassentür. Marcus Wessel verrät, ob es im kommenden Monat eine sinnvolle Alternative zum Strandbesuch gibt. Eines vorab: Der Zauberlehrling ist´s bestimmt nicht.    26.06.2009

Marcus Wessel

Brüno

(Bruno)

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Über diesen Film hat man im Vorfeld bereits genug geschrieben, berichtet und diskutiert, als daß man noch auf den Start Anfang Juli hinweisen müßte. Sacha Baron Cohen hat seine Selbstdarstellerqualitäten und gezielten PR-Revolten seit "Borat" nochmals perfektioniert. Sei´s drum. Wenn der vielleicht begnadetste Selbstdarsteller und Meister der halb dokumentarischen, halb fiktionalen Guerilla-Comedy einen neuen Film abliefert, dann darf man sich das als Anhänger des entlarvenden, bitterbösen Humors Cohenscher Prägung einfach nicht entgehen lassen. Zumindest in der Originalfassung erwartet uns mit Sicherheit wieder ein wunderbar respektloses Spiel mit Vorurteilen, bigotten Moralvorstellungen und reichlich Fremdschämpotential. Wenn ein schwuler österreichischer Modejournalist auf die Menschheit respektive den gemeinen Ami losgelassen wird, sind Chaos und Zerstörung vorprogrammiert. Einzig eine (zu) hohe Erwartungshaltung könnte "Brüno" noch zum Verhängnis werden.

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The Hangover

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Was sich zunächst nach einer Neuauflage von "Drei Männer und ein Baby" anhört, entpuppt sich als der Comedy-Überraschungs-Hit dieses Sommers. In den USA bringt es Todd Phillips Las-Vegas-Junggesellen-Trip bereits auf ein Einspielergebnis von über 150 Millionen Dollar. Bei "The Hangover" ist der Name Programm. Drei Freunde wachen nach einem etwas zu ausschweifenden Junggesellenabschied in einem völlig verwüsteten Hotelzimmer auf. Während der Bräutigam wie vom Erdboden verschluckt scheint, dürfen die drei ein elternloses Baby und einen ausgewachsenen Tiger in Empfang nehmen. Obwohl wir uns in Las Vegas befinden, kann einem das schon irgendwie seltsam vorkommen. Zu allem Überfluß rennt unseren Party-geschädigten Helden die Zeit weg. Schon in wenigen Stunden sollte ihr Kumpel eigentlich vor dem Traualter seiner Angebetenen das Ja-Wort geben. Regisseur Todd Phillips, als Mastermind hinter Filmen wie "Road Trip" und "Old School" hinlänglich Comedy-erfahren, läßt dem Wahnsinn freien Lauf. Und das anscheinend mit Erfolg.

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Coraline

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Freunde des eher düsteren Kinos dürfen sich indes auf Henry Selicks Stop-motion-Abenteuer "Coraline" freuen. In atemberaubenden 3D-Shots erzählt der Meister des handgemachten Puppenkinos von einer kleinen, sympathischen Rotzgöre, die eher zufällig die Tür zu einer mehr als bizarren Parallelwelt entdeckt. Die Gothic-Variante von "Alice im Wunderland" läßt mit jeder Szene neue phantastische Details und Bilder auf uns los (und das sogar in 3D!). Wer von skurrilen Charakteren und morbiden Einfällen nie genug bekommen kann und überdies die alte, weitaus plastischere Stop-motion-Technik computergenerierten CGI-Spielereien vorzieht, für den ist "Coraline" absolutes Pflichtprogramm. Selick versteht es wie kaum ein anderer, eine scheinbare Kindergeschichte in ein faszinierendes, erwachsenes Fantasy-Spektakel zu verwandeln. So fühlt sich Märchenkino an, das wohl auch Tim Burton Freudentränen in die Augen treiben dürfte. Zur perfekten Einstimmung am besten noch einmal "Nightmare Before Christmas" in den DVD-Player einlegen.

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Die Gräfin

(The Countess)

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Das französische Multitalent Julie Delpy ist hier gleich in vierfacher Funktion unterwegs - und zwar als Regisseurin, Produzentin, Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin. Wenn sie sich dabei nur nicht übernommen hat ... Ihr Film erzählt die abenteuerliche, grausame, verstörende Geschichte der ungarischen Aristokratin Erzsébet Báthory, einer resoluten - heute würde man sagen - Karrierefrau mit einem äußerst unappetitlichen Geheimnis. Weil sie sich einbildete, das Blut unschuldiger Jungfrauen würde ihre Haut jünger aussehen lassen, zwang sie unzählige Mädchen zu einem letztlich immer tödlichen Aderlaß. Delpys gruseliges Historienstück begibt sich auf die Suche nach Erklärungen für im Grunde unbeschreibliche Verbrechen. Babyface Daniel Brühl darf hierbei als Báthory jüngerer Liebhaber der blutgeilen Gräfin den Kopf verdrehen, während William Hurt im Hintergrund als graue Eminenz und Erzsébets Gegenspieler die Strippen zieht.

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Und dann gäbe es da noch ...


Obsessed

Recht freie, trashige Neuverfilmung des alten "Eine verhängnisvolle Affäre"-Themas mit Beyoncé Knowles und Ali Larter, die beide um ihr "Love Interest" Idris Elba buhlen - und das mit allen Mitteln.

 

Harry Potter und der Halbblutprinz

Hier erübrigt sich irgendwie jeder Kommentar.

 

Il Divo

Faszinierende Mischung aus Politsatire und tragischer Oper über Berlusconis großes Vorbild Giulio Andreotti.

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Kommentare_

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In der süditalienischen Provinz begegnet Christian Ulmens verweichlichter Bräutigam mediterraner Gastfreundschaft und einer Familie im permanenten Ausnahmezustand. Die Verfilmung von Jan Weilers Bestseller ist leichtes Sommerkino und Culture-Clash-Komödie zugleich.  

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Nach seinem zumindest kommerziell überaus erfolgreichen ersten Kinoausflug in "Der Da Vinci Code" darf der von Tom Hanks verkörperte Experte für religiöse Symbolik erneut einen sakralen Hindernis-Parcours bewältigen. Ron Howards Film liefert mit maximalem Aufwand minimale Unterhaltung.  

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Backenbart im Setzkastenkino

Hugh Jackman schlüpft ein viertes Mal in die Rolle, die ihm seinerzeit den internationalen Durchbruch einbrachte. Das vom Südafrikaner Gavin Hood ("Tsotsi") inszenierte Mutanten-Spektakel erkundet den Ursprung des Wolverine-Mythos. Doch nach einem forschen Auftakt wird´s leider bald zu einer zähen Geisterfahrt.