Noah
Filmstart: 4. April
In den Blödmedien stand zu lesen, daß es in den USA am Beginn des neuen Films von Darren Aaronofsky einen disclaimer gibt, der die vielen religiös Irrsinnigen im Land des Weltbeherrschers davor warnt, daß die sogleich gezeigten Ereignisse nicht genau der Geschichte in der Bibel entsprechen. Das glaubt man sofort. Die ultraorthodoxen Fanatiker in Amerika sind ja auch gegen "Noah", weil der Film angeblich die Evolutionstheorie vertritt, an die sie ja nicht glauben. Den Rest des Publikums hielt das allerdings nicht davon ab, den Streifen gleich einmal auf Platz eins der US-Kinocharts zu befördern.
Und das hat "Noah" auch verdient, weil er halt einer der Filme ist, die man gesehen haben muß. Nicht nur wegen Regisseur Aaronofsky, der als Jude und Atheist trotzdem fand, daß die Geschichte des Mannes mit der Arche eine unglaublich spannende Story ist, die unbedingt auf der Leinwand erzählt gehört. Auch nicht nur wegen der phantastischen Besetzung - von Russell Crowe als Titelheld über Ray Winstone (den britischen Berufsbastard) als Gegenspieler bis hin zur stets wunderbaren Jennifer Connelly, die Noahs Frau gibt und sich wundert, was der Typ mit den vielen Tieren will ... Nein, der wahre Grund ist, daß Aaronofsky schon oft gezeigt hat, daß er a man with a vision ist; man denke nur an "Pi", "Requiem for a Dream" und "The Wrestler". Und daß die Special-Effects-Abteilung nun technisch auch endlich so weit ist, daß der Regisseur diese Vision realisieren kann: einen Endzeit-Katastrophenfilm mit Fantasy-Elementen (die Bibel, wir erinnern uns) und phantastischer Optik.
Übrigens: Ein paar "fortschrittliche" Cineastenkritiker sind auch gegen den Film. Und in etlichen islamischen Ländern wurde er überhaupt gleich verboten. Kann also nur gut sein ... (PH)
Links:
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- "2012"-EVOLVER-Review
- "The Day After Tomorrow"-EVOLVER-Review
- Zombies im EVOLVER
- "Y: The Last Man"-EVOLVER-Review
- Seuchen und Viren im EVOLVER
- Endzeit im EVOLVER
- "The Wrestler"-EVOLVER-Review
- "Pi"-EVOLVER-Review
- "Die Passion Christi"-EVOLVER-Review
- "Maria Magdalena in der Popkultur" im EVOLVER
- "Die andere Bibel"-EVOLVER-Review
Kommentare_
Ein paar Differenzierungen darf auch ein „fortschrittlicher Cineastenkritiker“ (gibt’s auch rückschrittliche?) vornehmen. Natürlich hat „Noah“ seine Momente, Darren Aaronofsky ist schließlich kein flacher Kopf. Vor allem die Unbekümmertheit, mit der der Regisseur von „Black Swan“ auch hier wieder alle Grenzen des Kitsches und des so genannten „guten Geschmacks“ überschreitet, ringt Respekt ab. Da genügt es nicht, wenn sich zum Happy End die neue Menschheits-Urfamilie in einem grünenden Tal gruppiert, da folgt dann noch ein Schwenk in den Himmel, in dem sich konzentrische Kreise in allen Regenbogenfarben bilden, so viel Effekt muss sein! A propos Effekte: Die sind für einen Blockbuster des Jahres 2014 eher mäßig geraten, vor allem das (hier natürlich prominent auftretende) Wasser schaut immer wieder aus wie aus dem Computer und nicht wie aus der Regenwolke. Mein Haupteinwand ist indes dramaturgischer Natur: Der Film verschenkt das einzige Suspense-Motiv, das die alt bekannte Story hergibt, nämlich: Schafft es Noah, seine Arche rechtzeitig vor der Flutwelle fertig zu bauen? Das wird hier nicht einmal thematisiert, stattdessen helfen dem guten Mann seine (lachhaft designten) Steinmonster beim Holzhacken und hastsusnichtgesehen ist das Riesenschiff auch schon fertig. Unverständlich und unverzeihlich. Auf der Habenseite ist immerhin Russel Crowe zu verbuchen, der den Titelhelden mit jener dumpf brütenden Aggression ausstattet, die schon seinem „Gladiator“ zu faszinierendem Leinwandleben verholfen hatte. Der Rest des Ensembles kann da nicht mithalten, vor allem Anthony Hopkins ist als Methusalem krass unterfordert. In Summe ein Bibelschinken mit unbestreitbar originellem Look, aber auch ebenso unbestreitbaren Schwächen. (HL)