Kino_Maelström

Was ich noch sagen wollte ...

Eine schöne junge Frau torkelt durchs Leben, das anderen dadurch genommen oder neu geschenkt wird. Und ein uralter Fisch hört trotz seiner Schlachtung nicht zu erzählen auf.    26.11.2004

"Maelström" beginnt mit einer Entschuldigung und endet mit der verhinderten Enthüllung des Geheimnisses unserer Existenz. Dazwischen liegen eine Abtreibung und der lange, qualvolle Tod unzähliger Fische, eines Fischhändlers und noch vieler anderer unschuldiger Wesen. Doch der Film ist nicht nur traurig, sondern auch tiefsinnig, humorvoll und vor allem wunderschön. Er zeigt Bilder in tiefem Blau, wie das Meer und die Augen der Hauptperson Bibiane, in strahlendem Weiß, wie ihre Alabasterhaut, und dunkel, wie ihre Haare und ihr düsteres Geheimnis.

Bibiane (Marie-Josée Croze) ist für den Tod eines Menschen verantwortlich. Das versucht sie zu verdrängen, abzuwaschen, zu vertuschen und dafür zu sühnen. Ihr gescheitertes Leben im Schatten einer berühmten Mutter und eines erfolgreichen Bruders gerät dadurch noch mehr aus den Fugen. Sie hat gelernt, den Schein zu wahren. Irgendwann geht auch das nicht mehr. Doch vielleicht kann sie erst dadurch den Mut aufbringen, sich auf einen anderen Menschen einzulassen. Und das ist ausgerechnet der Mann, dessen Vater sie getötet hat ...

Denis Villeneuve liefert uns einen Film, der ebenso skurril verstörend und witzig ist wie sein Erstling "Un 32 aout sur terre" - und sogar noch mutiger.

Wolf Hoog