Kino_Lucia und der Sex

Künstler-Groupies mit Gefühlen

Frauen umschwärmen einen erfolgreichen Schriftsteller wie die Bienen - wenigstens im Kino. Regisseur Julio Medem sorgt mit viel Feingefühl dafür, daß aus dieser krausen Idee trotzdem kein Unfug wird.    10.10.2002

Als Lucía (Paz Vega) endlich dem von ihr abgöttisch verehrten Romanschriftsteller Lorenzo (Tristán Ulloa) begegnet und sich ihm bedingungslos öffnet und hingibt, verfällt der introvertierte, depressive Künstler auch ihr nahezu im Handumdrehen. Aber Lucía ist nicht die einzige Frau in Lorenzos Leben. Da gibt es auch noch Elena (Najwa Nimri), die von Lorenzo schwanger ist und mit detektivischem Eifer nach ihm sucht. Als Lorenzo eines Tages auf Nimmerwiedersehen aus Lucías Bett verschwindet, fällt die Rolle der Suchenden ihr zu. Sie begibt sich auf eine Mittelmeerinsel, von der Lorenzo immer wieder erzählt hat, und Stück für Stück setzt sie die Antwort auf das Rätsel um die "einzig wahre Liebe ihres Lebens" zusammen.

Wie sehr sich Julio Medem auf geschmackvolle, intensive und psychologisch feinfühlige Beziehungsfilme versteht, hat er bereits mit "Die Liebenden des Polarkreises" gezeigt. "Lucía" ist ein sogar noch reiferes Werk, in dem auch die Ästhetik, für die Spanien ja einen Ruf zu verlieren hätte, alles andere als zu kurz kommt. Der Film ist zudem auch handwerklich interessant. Wer sich eine gewisse Offenheit für Kunstfilme bewahren konnte, der wird das bei Medems Arbeiten garantiert nicht bereuen und wahrscheinlich sogar wahrhaft genießen.

Klaus Hübner