Kino_Film-Tips April/2013

Kleine Apokalypsen

Haben Sie sich bei "The Master" auch unendlich fadisiert? Fanden Sie, daß der von der Kritik so gehypete "Drive" nichts als 100 Minuten prätentiöse Langeweile mit einem H.-C.-Strache-Verschnitt war? Und wollen Sie sich Ihre Lieblingsgenres nicht von infantilen Blödianen wie Quentin "Ich habe Django gekillt" Tarantino versauen lassen? Dann liegen Sie bei den EVOLVER-Filmtips richtig. Let them entertain you!    01.04.2013

EVOLVER-Redaktion

Die Jagd

(Jagten)

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Kinostart: 5. 4.

 

Wenn uns die vergangenen zwei Jahrzehnte etwas gelehrt haben, dann ist das wohl die Tatsache, daß die Dänen wundervoll makabre, skurrile Filme sowie grundsolide, unprätentiöse Thriller-Kost abliefern - und Mads Mikkelsen sowieso nie verkehrt ist. Von Nicolas Winding Refns Frühwerken über Anders Thomas Jensens "Flickering Lights" und "Adam´s Apples" bis hin zum nonchalant tränenden Bond-Gegenspieler Le Chiffre oder neuerdings auch als Dr. Hannibal Lecter im Serienformat: der Däne mit den markanten Gesichtszügen ist meist ein Garant für sehenswerte Zelluloidmeter.

In Thomas Vinterbergs "Die Jagd" gibt er den Kindergärtner Lucas. Lucas will eigentlich nur in Ruhe seinem Beruf nachgehen und nebenher die Beziehung zu seinem Teenie-Sohn kitten. Eine falsche Anschuldigung stempelt ihn jedoch als Pädophilen ab - und schneller, als er sich´s versieht, hat ihn die kleine Dorfgemeinschaft zum neuen Staatsfeind Nummer eins auserkoren und veranstaltet eine Hexenjagd. Wer braucht schon die Fakten zu kennen, wenn er stattdessen brennende Fackeln schwenken darf ...?

Vinterbergs "Die Jagd" ist ein straighter, schnörkelloser Thriller, der den Zuseher bis zum Schluß an den Rand des Kinosessels verbannt und erst beim Abspann wieder aufatmen läßt. So gehört sich das.

 

 

 

(Foto: Thimfilm)

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Mama

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Filmstart: 19. April 2013

 

Schon im wirklichen Leben gibt es richtige Horrormütter - und der Kinofilm hat sich dieses Motivs nicht nur in endlosen Beziehungsdramen, sondern auch auf dem Gruselsektor immer wieder gern bedient. Nun stürzt sich auch Guillermo del Toro, der scheinbar immer auf der Suche nach neuen Talenten ist, auf das Thema: Kaum hatte er Andrés Muschiettis Kurzfilm "Mamá" entdeckt, schlug er dem spanischen Regisseur auch schon vor, eine abendfüllende Fassung davon zu drehen, die mit einjähriger Verspätung nun auch auf der Leinwand zu sehen ist.

Der von del Toro produzierte Streifen hält sich nicht lang mit den üblichen Kleinfamilien-Problemchen auf, sondern erzählt von Anfang an eine unheimliche Geschichte: Zwei kleine Mädchen wachsen in einer Hütte irgendwo in einem finsteren Wald auf. Dorthin hat sie ihr Vater gebracht - ein Geschäftsmann, den die Finanzkrise so durchgeschüttelt hat, daß er seine Busineß-Partner und seine Frau ermordete. Bevor er auch noch die Töchter umbringen konnte, rettete eine übernatürliche Erscheinung den lieben Kleinen das Leben, indem sie dem bösen Papa den Hals umdrehte. Fünf Jahre später findet ein Onkel die Mädchen - die mittlerweile ziemlich verwildert sind - im tiefen Wald und bringt sie in die Zivilisation zurück. Doch die "Mama", die sich während der ganzen Zeit um die Kinder gekümmert hat, verläßt sie auch jetzt nicht ...

Das Ergebnis ist ein gelungener Gruselfilm, der sich weniger auf Gore-Szenen verläßt (man will schließlich jugendfrei bleiben) als auf ein paar wirklich gemeine Schockmomente. Und die wirken bekanntlich viel besser als der x-te Torture-Porn/"Saw"-Verschnitt. Sollte man im dunklen Kino sehen.

 

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Dead Man Down

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Filmstart: 5. April 2013

 

Es geht um Rache, wie sich das für einen Noir-Thriller gehört. Es geht um einen Mann (Colin Farrell), der sich ins kriminelle Reich eines Gangsterbosses (Terrence Howard) eingeschlichen hat, um dem den Mord an seiner Familie heimzuzahlen. Und um eine Frau (Noomi "Dragon Tattoo" Rapace), die sich dem Mann scheinbar amourös und dann erpresserisch annähert, weil sie auch noch eine Rechnung offen hat. Es geht um Plot-Twists, vielleicht sogar ein paar zu viel - und um die alte Geschichte von der "Femme fatale", die aber hier gar nicht so fatal für den Helden ist. Schließlich ist "Dead Man Down" (wer im deutschsprachigen Raum soll diesen Titel eigentlich verstehen?) Neo-Noir und hantiert daher gelegentlich auf zeitgenössisch-unbeholfene Art mit den Versatzstücken, die nach x-mal Filtern und Parodieren noch von diesem unerreichten Genre übrig sind. Daß der dänische Regisseur Niels Arden Oplev 2009 "Girl With The Dragon Tattoo"/"Verblendung" drehte, verleiht ihm eine gewisse Sicherheit, was moderne Krimi-Plots angeht. Aber wer sich richtigen Noir erwartet, ist mit "Winter´s Bone" nach wie vor besser dran ...

Trotzdem: ein gut gemachtes, psychologisch tiefgründiges (wenigstens im Vergleich zur Konkurrenz) Rache-Epos.

 

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Oblivion

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Filmstart: 12. April 2013

 

Kleiner Mann ganz groß: Er spielte Ethan Hunt, Jack Reacher und ist derzeit sogar als nächster "Man from U.N.C.L.E." im Gespräch - Tom Cruise hat seine Blockbuster-Finger wirklich überall drinnen. In Joseph Kosinskis ("Tron: Legacy") postapokalyptischem SF-Streifen kämpft er gegen alle möglichen Kreaturen und rettet wieder einmal die Welt. Ob "Oblivion" neben beträchtlichen Tschinbumm-Schauwerten noch mehr zu bieten hat, erfahren wir spätestens ab 12. April in den Kinos. Und sollte das nichts werden, bleiben ausgehungerten Genrefans heuer immer noch das Will-Smith-Vehikel "After Earth", Jeff Renfroes "The Colony" und natürlich "Riddick: Dead Man Stalking".

 

 

 



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Kommentare_

Hans Langsteiner - 01.04.2013 : 19.30
Nehme sonst alles geduldig hin, aber diesmal juckts mich. "Mama" und "Oblivion" (beides Sondermüll!) knapp an der Höchstbewertung und über den wunderbaren "The Master" herziehen? Das geht gar nicht.
Dr. Trash - 02.04.2013 : 09.04
Lieber Hans Langsteiner! Es geht - wie so oft - um den uralten Konflikt zwischen Popcorn-Movies und Vollkornfilmen ... den werden wir jetzt auch nicht entscheiden können. Aber in Sachen "The Master" doch noch ein paar Worte: ein Drehbuch, das nichts zu sagen hat, aber das möglichst umständlich (und sich dann aus Feigheit doch nicht auf den alten Hubbard hinzuhauen traut); ein völlig überzeichnet den besoffenen Volltrottel spielender Joaquin Phoenix, der mit jeder Minute der Filmlaufzeit mehr nervt; und schließlich der alte Cineastenschmäh, sich auf schöne Bilder und elendslange Einstellungen zu verlassen - geht sowas heute wirklich noch? Wenn ja, dann läuft was falsch im Filmland ...
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